Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)
„ermutigt“.
10. Wenn Sie die 10 markiert haben, stimmen wir nicht überein. Ich halte „wertlos“ nicht für ein Gefühl. Meiner Meinung nach drückt es eher aus, wie die Sprecherin über sich denkt, und nicht, wie sie sich fühlt. Beispiele für einen Gefühlsausdruck können z.B. so klingen: „Ich fühle mich unsicher, was meine Fähigkeiten angeht“ oder „Ich fühle mich mutlos“.
|5| Verantwortung für unsere Gefühle übernehmen
„Nicht die Tatsachen selbst machen das Leben schwer, sondern unsere Bewertung der Tatsachen.“ – Epictetus
Eine negative Äußerung und vier Reaktionsmöglichkeiten
Was andere sagen oder tun, mag ein Auslöser für unsere Gefühle sein, ist aber nie ihre Ursache.
Zur dritten Komponente der GFK gehört das Erkennen und Akzeptieren unserer Gefühlswurzeln. Die GFK schärft unsere Wahrnehmung der Tatsache, daß das, was andere sagen oder tun, ein Auslöser für unsere Gefühle sein mag, aber nie ihre Ursache ist. Wir erkennen, daß unsere Gefühle aus unserer Entscheidung kommen, wie wir das, was andere sagen oder tun, aufnehmen wollen; und sie entstehen aus unseren jeweiligen Bedürfnissen und Erwartungen in der aktuellen Situation. Die dritte Komponente zeigt uns, wie wir die Verantwortung für unsere Handlungen als Ursprung unserer Gefühle annehmen können.
Vier Reaktionsmöglichkeiten auf negative Äußerungen
1. Uns selbst die Schuld geben:
Äußert sich jemand uns gegenüber negativ, ob verbal oder nonverbal, dann haben wir vier Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Die erste ist, es persönlich zu nehmen, d.h. Vorwürfe und Kritik zu hören. Es ärgert sich z.B. jemand und sagt: „Du bist der egoistischste Mensch, der mir je begegnet ist!“ Wenn wir uns dafür entscheiden, es persönlich zu nehmen, reagieren wir vielleicht so: „Oh, ich hätte sensibler sein sollen!“ Wir akzeptieren das Urteil des anderen und geben uns selbst die Schuld. Die Wahl dieser Möglichkeit geht stark auf Kosten unseres Selbstvertrauens, denn sie verbiegt uns in Richtung Schuldgefühle, Scham und Depression.
2. Anderen die Schuld geben:
Den Sprecher zu beschuldigen ist eine zweite Reaktionsmöglichkeit. Als Antwort auf: „Du bist der egoistischste Mensch, der mir je begegnet ist“ können wir z.B. protestieren: „Du hast kein Recht, so etwas zu sagen! Ich nehme immer Rücksicht auf deine Bedürfnisse. In Wirklichkeit bist du derjenige, der egoistisch ist.“ Wenn wir Äußerungen so aufnehmen und den anderen beschuldigen, dann ist unser Gefühl wahrscheinlich Ärger.
3. Unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen:
Wenn wir etwas Negatives hören, besteht unsere dritte Reaktionsmöglichkeit darin, mit dem Licht des Bewußtseins unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erhellen. Dann können wir erwidern: „Wenn ich dich sagen höre, daß ich die egoistischste Person bin, die dir je begegnet ist, fühle ich mich verletzt, weil ich gerne möchte, daß meine Bemühungen, auf das zu achten, was dir wichtig ist, anerkannt werden.“ Indem wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere eigenen Gefühle und Bedürfnisse richten, wird uns bewußt, daß unser aktuelles Gefühl von Verletzung aus dem Bedürfnis herrührt, daß unsere Bemühungen anerkannt werden.
4. Die Gefühle und Bedürfnisse der anderen wahrnehmen:
Und schließlich ist die vierte Möglichkeit, eine negative Aussage aufzunehmen, die, mit dem Licht unseres Bewußtseins die aktuellen Gefühle und Bedürfnisse der anderen Person klar werden zu lassen. Dann können wir z. B. fragen: „Bist du verletzt, weil du mehr Interesse für dein Anliegen brauchst?“
Die vier Reaktionsmöglichkeiten auf eine negative Äußerung
Statt anderen Leuten die Schuld für unsere Gefühle zu geben, akzeptieren wir unsere Verantwortung, indem wir unsere Bedürfnisse, Wünsche, Erwartungen, Werte oder Gedanken erkennen und akzeptieren. Achten Sie auf die Unterschiede zwischen den nun folgenden Beschreibungen einer Enttäuschung:
Beispiel 1
A: „Du hast mich enttäuscht, weil du gestern abend nicht gekommen bist.“
B: „Ich war enttäuscht, als du nicht gekommen bist, weil ich ein paar Dinge mit dir besprechen wollte, die mir Sorgen machen.“
Sprecher A sucht die Verantwortung für seine Enttäuschung ausschließlich im Verhalten der anderen Person. Im Beispiel B wird das Gefühl der Enttäuschung auf den eigenen, unerfüllten Wunsch des Sprechers bezogen.
Beispiel 2
A: „Daß Sie den Vertrag aufgelöst
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