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Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
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würde, daß die Idee aus einem Brainstorming unter Schülern entstanden war und nicht von den Lehrern angeordnet wurde.
    Es wurde ein Nichtstun-Raum für die Schüler eingerichtet, die durcheinander waren und keine Lust hatten zu lernen oder deren Verhalten die anderen vom Lernen abhielt. Manchmal fragten die Schüler, ob sie hingehen konnten; manchmal baten die Lehrer einen Schüler hinzugehen. Wir setzten die Lehrerin, die schon am besten mit der GFK vertraut war, in den Raum, und sie hatte sehr produktive Gespräche mit einigen der Schüler, die hereinkamen. Diese Einrichtung war ein großer Erfolg auf dem Weg, wieder mehr Ordnung in die Schule zu bringen, denn die Schüler, die es sich ausgedacht hatten, machten ihren Mitschülern den Zweck klar: die Rechte der Schüler zu schützen, die lernen wollten. Mit Hilfe der Gespräche mit den Schülern demonstrierten wir den Lehrern, daß es noch andere Möglichkeiten gab, Konflikte zu lösen, als sich aus der Situation zurückzuziehen oder zu strafen.
    Zusammenfassung
    In Situationen, wo es keine Möglichkeit für ein Gespräch gibt, z.B. bei drohender Gefahr, müssen wir vielleicht auf die beschützende Anwendung von Macht zurückgreifen. Das Ziel der beschützenden Machtanwendung ist die Verhinderung von Verletzung oder Ungerechtigkeit – niemals jedoch zu bestrafen, jemanden leiden oder bereuen zu lassen oder ihn oder sie zu verändern. Die bestrafende Machtausübung erzeugt tendenziell Feindseligkeit und verstärkt die Abwehr gerade gegen das erwünschte Verhalten. Bestrafung beschädigt Wohlwollen und Selbstvertrauen und lenkt unsere Aufmerksamkeit weg von der Bedeutung einer Handlung hin zu den äußeren Konsequenzen. Vorwürfe und Strafen tragen nicht zu den Beweggründen bei, die wir gerne bei anderen hervorrufen möchten.

|12|  Uns selbst befreien und andere unterstützen
    Die Menschheit schläft schon lange – und sie schläft immer noch – eingelullt im goldenen Käfig der kleinen Freuden mit ihren Nächsten. – Teilhard de Chardin

Sich von alten Mustern befreien
    Wir haben alle – ob von wohlmeinenden Eltern, Lehrern, Pfarrern oder anderen Leuten – gründlich gelernt, unser menschliches Potential einzuschränken. Dieser zerstörerische kulturelle Lernprozeß ist über Generationen und sogar Jahrhunderte weitergegeben worden und bestimmt unser Leben so selbstverständlich, daß wir uns dessen nicht mehr bewußt sind. In einem seiner Auftritte nahm sich der Komiker Buddy Hackett die reichhaltige Küche seiner Mutter vor und behauptete, daß ihm erst klar wurde, daß man auch ohne Sodbrennen vom Tisch aufstehen kann, als er in der Armee war. Und so nehmen wir auch Schmerz, der durch destruktive gesellschaftliche Konditionierung erzeugt wird und vollkommen in unser Leben integriert ist, nicht wirklich deutlich wahr. Es ist ein enormer Einsatz an Energie und Bewußtheit notwendig, um diesen zerstörerischen Lernprozeß zu erkennen und ihn in Gedanken und Verhaltensweisen umzuwandeln, die wertvoll und nützlich für unser Leben sind.
    Das erfordert Vertrautheit mit den eigenen Bedürfnissen und die Fähigkeit, mit sich selbst in Kontakt zu sein, beides Eigenschaften, die den Menschen in unserer Kultur nicht ohne weiteres zur Verfügung stehen. Nicht nur, daß wir es nie gelernt haben, mit unseren Bedürfnissen vertraut zu werden, wir sind sogar oft einem kulturellen Training ausgesetzt, das unser Bewußtsein in dieser Richtung blockiert. Wie schon erwähnt, haben wir eine Sprache geerbt, die Königen und Königinnen und Machteliten in dominanzorientierten Gesellschaftssystemen diente. Die Mehrheit der Bevölkerung wurde dagegen entmutigt, sich ihrer Bedürfnisse bewußt zu werden und statt dessen dazu erzogen, sich Autoritäten zu unterwerfen und ihnen zu gehorchen. Nach dem Verständnis unserer Kultur sind Bedürfnisse negativ und zerstörerisch. Bezeichnet man einen Menschen als „bedürftig“, wird damit Unfähigkeit oder Unreife assoziiert. Wenn Menschen ihren Bedürfnissen Ausdruck verleihen, werden sie oft als „selbstsüchtig“ abgestempelt, und das persönliche Fürwort „ich“ in Wort und Schrift wird gleichgesetzt mit Egoismus oder Bedürftigkeit.
    Indem die GFK uns dazu anregt, Beobachtung und Bewertung voneinander zu trennen, gefühlsbestimmende Gedanken und Bedürfnisse zu erkennen und unsere Bitten in einer klaren Handlungssprache auszudrücken, macht sie uns die gesellschaftliche Prägung bewußter, die in jedem Augenblick unseres

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