Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition)

Titel: Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marshall B. Rosenberg
Vom Netzwerk:
(Das ist ein zweiter Versuch, seinen Gefühlen und Bedürfnissen auf die Spur zu kommen.)
    Will: Ja, das stimmt, Mann. Egal, was irgendwer macht, sie stehen einfach nur da und grinsen wie die Deppen. 
    MBR: Kannst du mir bitte ein Beispiel dafür geben, wie die Lehrer „nichts“ tun? 
    Will: Na klar. Gerade heut’ morgen spaziert so ein Typ rein mit einer Flasche Schnaps in seiner Hosentasche, sonnenklar. Alle sehen es; die Lehrerin, sie sieht es, aber sie guckt in die andere Richtung. 
    MBR: Das hört sich für mich so an, daß du keinen Respekt vor den Lehrern hast, wenn sie herumstehen und nichts tun. Du möchtest gerne, daß sie etwas tun. (Das ist ein weiterer Versuch, das Ganze zu verstehen.)  
    Will: Ja.
    MBR: Mich enttäuscht das, weil ich gerne möchte, daß es den Lehrern gelingt, sich mit den Schülern auseinanderzusetzen, aber das klingt so, als wäre es mir nicht gelungen, ihnen das so zu zeigen, wie ich es ihnen eigentlich zeigen wollte.

    Die Diskussion wendet sich jetzt einem besonders dringenden Problem zu, das immer dann auftritt, wenn Schüler, die im Unterricht nicht mitarbeiten wollen, diejenigen stören, die mitarbeiten wollen.
    MBR: Ich möchte unbedingt versuchen, dieses Problem zu lösen, weil die Lehrer mir gesagt haben, daß sie das am meisten stört. Ich würde mich freuen, wenn ihr zu dem Thema Ideen habt und sie mitteilt.
    Joe: Der Lehrer muß sich den „Schülerstock“ zulegen (ein mit Leder bezogener Stock, den manche Schulleiter in St. Louis benutzten, um Schüler damit zu schlagen).
    MBR: Du sagst also, Joe, die Lehrer sollen die Schüler schlagen, wenn sie andere stören?
    Joe: Nur so kann man die Schüler davon abhalten, Unsinn zu machen. 
    MBR: Du bezweifelst also, daß irgend etwas anderes auch wirken würde? (Versuche immer noch, mit Joes Gefühlen in Kontakt zu kommen.)  
    Joe: (Nickt zustimmend.)
    MBR: Es entmutigt mich, wenn das die einzige Möglichkeit sein soll. Ich hasse es, Dinge so zu regeln, und möchte gerne Alternativen herausfinden. 
    Ed: Warum?
    MBR: Verschiedene Gründe. Wenn ich euch z.B. mit dem Rohrstock davon abbringe, in der Schule Blödsinn zu machen, dann sagt mir doch mal, was passiert, wenn drei oder vier von denen, die ich geschlagen habe, draußen bei meinem Auto stehen, wenn ich nach Hause will. 
    Ed (lächelt): Dann hast du besser einen Stock dabei, Mann! 
    MBR (Mit dem sicheren Gefühl, daß ich Eds Äußerung verstanden habe und er das weiß, mache ich weiter, ohne zu paraphrasieren.): Genau das meine ich. Ich möchte gerne, daß ihr versteht, daß mir diese Art, Dinge zu regeln, nicht gefällt. Ich bin zu zerstreut, um immer daran zu denken, einen großen Stock bei mir zu haben, und auch wenn ich daran denken würde, hasse ich es, jemanden damit zu schlagen.
    Ed: Man könnte die Schlimmsten rauswerfen.
    MBR: Schlägst du vor, Ed, daß wir Schüler zeitweilig von der Schule ausschließen oder sie ganz verweisen sollen? 
    Ed: Ja.
    MBR: Auch diese Idee entmutigt mich. Ich möchte gerne zeigen, daß es andere Möglichkeiten gibt, Meinungsverschiedenheiten in der Schule beizulegen, als jemanden rauszuwerfen. Ich würde mich wie ein Versager fühlen, wenn das alles wäre, was wir auf die Beine gestellt haben.
    Will: Wenn so ein Typ halt nichts tun will, wieso kann man ihn dann nicht in einen Nichtstun-Raum stecken?
    MBR: Meinst du damit, Will, daß du gerne einen Raum hättest, wo man Leute hinschicken kann, damit sie die anderen Schüler nicht stören? 
    Will: Ja, genau. Hat doch keinen Sinn, daß sie in der Klasse sind, wenn sie nichts tun wollen.
    MBR: Die Idee interessiert mich sehr. Ich würde gerne hören, wie du dir das vorstellst.
    Will: Manchmal kommst du in die Schule und fühlst dich einfach grauenhaft: Du willst überhaupt nichts tun. Dann haben wir eben einen Raum, wo die Schüler hingehen können, bis sie wieder Lust haben, etwas zu tun. 
    MBR: Ich verstehe, was du sagst, aber ich kann mir vorstellen, daß die Lehrer sich Sorgen machen werden, ob die Schüler dann freiwillig in den Nichtstun-Raum gehen.
    Will (zuversichtlich): Das werden sie.
    Ich sagte, daß ich mir vorstellen könnte, daß der Plan funktioniert, wenn wir klarmachen können, daß es nicht um Bestrafung geht, sondern darum, denjenigen einen Platz anzubieten, die im Moment nicht lernen können, und gleichzeitig denen eine Chance zu geben, die lernen wollen. Ich gab auch zu bedenken, daß ein Nichtstun-Raum leichter ein Erfolg werden könnte, wenn bekannt

Weitere Kostenlose Bücher