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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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vor Protest unwillige Laute von sich gaben.
    Da half alles nichts. Erst, als jeder Wagen von mindestens fünf Männern am hinteren Ende angeschoben wurde, setzten sich die Gespanne zögernd in Bewegung.
    Die zunehmend in Schräglage versetzten Wagen gerieten gefährlich ins Schwanken, sodass weitere Männer herbeigeeilt kamen und halfen.
    Atemlos verfolgten die Frauen das Geschehen vor ihren Augen.
    »Es wird Stunden dauern, bis die Wagen oben sind«, vermutete Lilly und schlang sich ihr Schultertuch enger um den Körper. Mittlerweile spürte man in dieser Gegend den Herbst; von den Bergen wehte ein frischer Wind und ließ Sträucher und Bäume erschauern.
    »Nathans Wagen ist noch schwerer als die anderen«, antwortete Julia besorgt. »Wegen seiner Waren wiegt er sicherlich das Doppelte.«
    »Ich bin froh, wenn wir das geschafft haben. Hätte ich vorher gewusst, welche Strapazen auf uns warten, hätte ich einen weiteren Mann um seinen Spielgewinn gebracht, damit wir uns eine Schiffspassage hätten leisten können.«
    Julia warf ihr einen amüsierten Blick zu. »Hättest du nicht, weil du viel zu ungeduldig gewesen wärst. Ich bin glücklich, dass wir den Landweg gewählt haben, denn sonst wäre mir nicht Ross begegnet … und natürlich auch Nathan.«
    »Als Mann finde ich Nathan ziemlich langweilig.« Lilly grinste. »Aber als Freund ist er unersetzlich.«
    Julia sah das vollkommen anders. Sie schätzte Nathans besonnene Art, fand ihn allerdings überhaupt nicht langweilig.
    »Ross hingegen«, fuhr Lilly versonnen fort, während sie die sich schrittweise vorschiebenden Planwagen beobachtete, »hat das gewisse Etwas. Ich gebe zu, dass ich anfangs auch ein Auge auf ihn geworfen habe, denn er unterscheidet sich auffällig von den anderen Männern hier.«
    Julia warf ihr einen vorsichtigen Seitenblick zu. »Bist du mir böse, weil Ross sich in mich und nicht in dich verliebt hat?«
    Doch Lilly verneinte empört.
    »Du kennst meine Pläne, das stört eine feste Beziehung nur. Kein Mann würde es billigen, dass ich mein Geld als Barmädchen verdienen will.«
    Julia, die immer noch versuchte, der Freundin auszureden, in einem Saloon arbeiten zu wollen, versuchte es aufs Neue, biss jedoch auf Granit.
    »Ich sehe nichts Verruchtes dabei«, sagte Lilly trotzig. »Niemand verlangt von mir, dass ich meinen Körper verkaufe, aber den Männern charmant das Geld aus der Tasche zu ziehen, ist sehr verlockend. Findest du nicht?«
    Angesichts dieser Auffassung musste Julia lachen. Lilly war unverbesserlich, und es bestand kein Zweifel, dass sie das Ziel vom eigenen Saloon schaffen würde – genauso, wie es der Treck, der vor fast einem halben Jahr in Missouri aufgebrochen war, es geschafft hatte, nach Kalifornien zu gelangen.
    »Ich gebe dir einen guten Rat, was Ross betrifft«, sagte Lilly nach einer Weile. »Halte Ross nicht an zu langer Leine.«
    »Was willst du denn damit sagen?«
    »Nun, er will dich noch nicht heiraten. Aber wenn er dich liebt, soll er gefälligst schnellstmöglich mit dir vor den Traualtar treten.«
    »Wieso?« Verdattert blickte Julia ihre Freundin an.
    »Damit er es sich nicht noch mal anders überlegen kann –und für dein Seelenheil. Du bist viel zu anständig, als dass du auf Dauer in wilder Ehe mit ihm zusammenleben könntest.«
    Nachdenklich wandte sich Julia ab; Lillys Argumente waren nicht von der Hand zu weisen.

5
    Bei Einbruch der Dämmerung hatte man erfolgreich Nathans Wagen auf den Kamm gehievt. Die Frauen waren ebenfalls hinaufgestiegen und warfen einen ersten neugierigen Blick auf die andere Bergseite. Doch es war zu dunstig, als dass man mehr als ein paar Meter weit hätte sehen können. Aber sie erkannten, dass der Abstieg weniger gefährlich sein würde, denn das Gefälle war zwar steinig, jedoch sanfter als auf der anderen Seite.
    »Irgendwo da unten ist unsere neue Heimat«, sagte Julia andächtig, aber von üppigen Blumen übersäten Hügeln ringsherum war nichts zu sehen. »Spätestens übermorgen dürften alle Wagen oben sein; ich bin schon ziemlich aufgeregt.«
    Auch Lilly verheimlichte nicht, dass sie von dem Anblick vor sich aufgewühlt war. »Ob San Francisco wirklich so schön ist, wie man sagt?«
    »Wir werden es bald erfahren. Da kommt der nächste Wagen. Komm, wir helfen dabei, die Maultiere anzutreiben.«
    Es zeigte sich, dass die störrischen Maultiere sich nur durch Peitschenknallen dazu bringen ließen, sich vorwärts zu bewegen. Zehn Männer schoben den schweren

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