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Gewitter der Liebe

Gewitter der Liebe

Titel: Gewitter der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lee Hawkins
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gebracht hat, hilft den anderen.«
    Einmütig nickten die Anwesenden. In den vergangenen Monaten waren sie ohnehin stillschweigend zu Partnern und Freunden geworden.
    Noch hatten die Männer ihre früheren Kräfte nicht zurückerlangt, aber sie spürten neuen Lebensmut. Nur noch diese eine Hürde, dann war es geschafft, dann konnte ein neues – und hoffentlich besseres – Leben beginnen. San Francisco! Die Stadt, von der ganz Amerika sprach, lag buchstäblich vor ihnen, war zum Greifen nahe.
    An diesem letzten Abend vor dem Aufstieg wurde ein Fest gefeiert. Zwar gab es kaum noch Nahrungsmittel, wohl aber noch geringe Mengen Alkohol und Kaffeepulver.
    Man entfachte ein großes Lagerfeuer, und alle nahmen an der Feier teil. Diejenigen, die über Musikinstrumente verfügten, spielten auf, und die Männer lachten und scherzten vor Vorfreude.
    Auch Julia war in den vergangenen Tagen sichtlich aufgeblüht. Dank des Frischwassers waren ihre Lippen wieder weich, sie fühlte sich sauber und wohl, ebenso wie Lilly. Vergessen war der schier endlos erschienene Marsch durch die trockene Öde, vergessen ihr Wunsch, sterben zu dürfen.
    Natürlich war auch Nathan froh, dass die Strapazen ein Ende hatten, doch er blieb ruhig und still, wie es eben seine Art war. Er versuchte, Ross zu übersehen, der besitzergreifend seinen Arm um Julia gelegt hatte, und sich auf sein geplantes Geschäft zu konzentrieren. Einige der Mitreisenden hatten bereits Interesse an Nathans Trögen bekundet; es würde nicht lange dauern, bis sein Vorrat erschöpft sein würde.
    Die beiden Frauen trugen ihre besten Kleider, obwohl diese durch das häufige Waschen fadenscheinig geworden waren.
    »Siehst du«, sagte Ross zu Julia und zeigte auf Lilly, die glockenhell lachte, weil jemand sie scherzhaft fragte, ob sie mit ihm ausgehen wolle. »Ihr beiden habt es dank Willenskraft geschafft, wie ich es voraussagte. Vor allem du hast das Zeug dazu, alles zu schaffen.«
    Sie strich ihm zärtlich über das bartstoppelige Kinn. »Und du auch.«
    »Gemeinsam schaffen wir alles, Liebling.«
    »Was wirst du als Erstes tun, wenn wir die Stadt erreicht haben?«
    Einen Moment lang dachte er nach, dann sagte er: »Die Brüder Hofmann und ich wollten eigentlich sofort hinaus zum Goldschürfen. Aber inzwischen haben wir es uns anders überlegt. Zuerst will ich eine Bleibe für mich und dich errichten; wie ich hörte, gibt es genügend Baugrundstücke zu Spottpreisen. Josh und Gerald werden mir beim Hausbau helfen und nur sporadisch zu den Goldfeldern gehen. Wenn ich mich aufraffe, sollst du ein festes Dach über dem Kopf haben – ich hoffe allerdings, die Bewohner von San Francisco sind keine Spießer und rümpfen die Nase, weil wir nicht verheiratet sind.«
    »Aber wir könnten sicher sofort heiraten«, wandte Julia zaghaft ein, denn der Gedanke, mit einem Mann unter einem Dach zu leben, mit dem sie nicht verheiratet war, missfiel ihr.
    »Nein«, sagte Ross entschieden. »Ich habe mir geschworen, dich erst zu heiraten, wenn ich dich ernähren kann, keinen Tag früher.« Und als er ihre enttäuschte Miene sah, küsste er sie auf die Nasenspitze und fügte tröstend hinzu: »Wenn es stimmt, was die Zeitungen melden, wird das nur ein paar Wochen oder Monate dauern.«
    Sie lächelte und schmiegte sich wieder dicht an den Geliebten, um dem munteren Treiben um sich herum ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
    Schon am frühen Morgen begannen die Vorbereitungen für die letzte Etappe. Wagenachsen und Räder wurden auf ihre Stabilität geprüft, dicke Seile hervorgeholt und die Zugtiere eingespannt.
    Cramer hatte angeordnet, dass die Wagen ihrer Nummer nach den Berg überqueren sollten, was bedeutete, dass Nathans Wagen erst am späten Nachmittag mit der Beförderung an der Reihe war.
    »Ihr beiden geht am besten aus dem Weg«, wies Nathan Julia und Lilly an. »Es könnte gefährlich für euch werden.«
    »Aber wir können die Zugtiere führen«, widersprach Julia, doch Nathan lehnte energisch ab.
    »Kommt nicht in Frage. Niemand weiß, wie die Tiere reagieren, wenn sie ihre schwere Last einen Berg hinaufziehen müssen. Vermutlich scheuen sie und weigern sich, sodass man ständig die Peitsche benutzen muss. Ihr könnt mein Pferd später auf den Kamm führen – falls es sich führen lässt.«
    Die drei ersten Wagen machten sich zum Aufstieg bereit.
    Vier Männer versuchten, die Ochsen auf die erste Anhöhe zu treiben, doch der Planwagen war so schwer, dass sie nicht vorwärts kamen und

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