Gewitter über Emilienlund: Mittsommerglück (German Edition)
Henrik Ljundberg und lachte schallend.
Knapp eine halbe Stunde später befanden sie sich auf dem Weg nach Sjönderby. Annie fühlte sich alles andere als wohl in ihrer Haut. Absichtlich hatte sie darauf verzichtet, sich zurechtzumachen. Sie wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, ein gesteigertes Interesse daran zu haben, Grey zu gefallen. Dennoch kam sie nicht umhin, ihn von ihrem Platz auf der Rückbank des Wagens immer wieder verstohlen zu mustern.
Er sah gut aus. Nein, nicht nur gut, einfach umwerfend. Wie an dem Tag, an dem sie ihn kennengelernt hatte, trug er leger Jeans und Sweatshirt. Montague Greyson Brannagh III. war offenbar kein Freund förmlicher Kleidung. Das tat seiner Attraktivität jedoch keinen Abbruch. Trotzdem zweifelte sie nicht daran, dass er in einem eleganten Anzug einfach atemberaubend aussehen würde.
Verflixt, du musst endlich damit aufhören, ihn so anzusehen, rief sie sich selbst zur Ordnung. Er mag ein gut aussehender Mann sein, aber er ist dein Boss. Und außerdem, so attraktiv ist er nun auch wieder nicht …
Doch es gelang ihr nicht, sich selbst von dieser offenkundigen Lüge zu überzeugen. So eindringlich sie ihn auch betrachtete, der einzige Makel, den sie an ihm entdecken konnte, waren die stets ein wenig verkniffenen Mundwinkel und der missbilligende Ausdruck in seinem Gesicht. Für einen winzigen Augenblick stellte sie sich vor, wie er aussehen würde, wenn er lächelte. Allein der Gedanke genügte, um ihr Herz zum Rasen zu bringen.
Hastig wandte sie den Blick ab und zwang sich, aus dem Fenster zu schauen. Alles war besser, als ihn weiterhin anzusehen.
Die Landschaft, die sie auf ihrem Weg in das Städtchen durchquerten, war einfach bezaubernd. Auch die letzten Spuren der stürmischen Vortage waren verschwunden. Die Sonne stand schon tief am makellos blauen Himmel und tauchte die Umgebung in ein sanftes, goldenes Licht. Sattgrüne Wiesen und dichte Wälder schienen sich bis in die Unendlichkeit zu erstrecken. Ein kleiner Bach sprudelte quirlig am Wegesrand entlang.
Für ein paar Minuten genoss Annie völlig unbeschwert die Schönheit der Natur. Doch je näher sie sich auf Sjönderby zubewegten, umso unbehaglicher fühlte sie sich. Allein der Gedanke, gemeinsam mit ihrem Boss an einem Tisch zu sitzen und angestrengt Konversation betreiben zu müssen, verursachte ihr ein unangenehmes Übelkeitsgefühl.
“Verdammt, was ist denn da los?”, brummte Grey plötzlich.
“Was ist denn?” Henrik las angestrengt das große Plakat am Ortseingang und lachte schallend auf. “Ach, das habe ich ja völlig vergessen. Natürlich!”
Annie verrenkte sich das Genick, um sehen zu können, über was die beiden Männer sich unterhielten, und schnappte dann verzückt nach Luft. Die Straße zwischen den hübschen eiscremefarbenen Gebäuden war mit strahlend weißen Girlanden geschmückt, und alle Fenster waren mit Blumengebinden oder Fähnchen dekoriert.
Heerscharen von Menschen liefen die Straße entlang. Jedermann war sichtlich gut gelaunt und bester Dinge, und alle strömten in dieselbe Richtung.
“Oh nein”, stöhnte Grey. “Gib es zu, Henrik, du hast genau gewusst, was für ein Tag heute ist. Deshalb wolltest du mich unbedingt dazu bringen, dich in die Stadt zu begleiten, habe ich recht? Du bist mir ein schöner Freund.”
“Ich weiß gar nicht, worüber du dich beschwerst, mein Junge”, erwiderte der ältere Schwede fröhlich. “Es kann dir wirklich nicht schaden, dich ein wenig zu amüsieren.” Er wandte sich an Annie. “Und Ihnen ebenso wenig. Sie sind ein wenig blass um die Nase, meine Liebe. Aber ich glaube, nach ein paar Wochen in unserem schönen Land werden Sie aufblühen wie eine Rose nach einem frostigen Winter.”
Annie blinzelte verwirrt. “Ich verstehe nicht ganz. Was ist hier denn los? Ich wusste gar nicht, dass heute ein Feiertag ist.”
“Streng genommen ist es auch keiner”, erklärte Henrik. “Aber für Sjönderby ist heute ein ganz spezieller Tag, wissen Sie? Der offizielle Gründungstag des Ortes wird jedes Jahr mit einem großen Fest begangen.”
“Und das ist heute?”
“Dummerweise ja”, sagte Grey grimmig und lenkte den Wagen in eine enge Parklücke. Dann schaltete er den Motor aus und öffnete die Fahrertür. “In Ordnung, ich habe noch einiges zu erledigen. Aber selbstverständlich könnt ihr zwei euch gerne amüsieren.”
“Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst, Junge!” Henrik klang fassungslos.
“Mein voller Ernst. Was
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