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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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zu
bestimmen.«
    Â»Keinesfalls. Aber Sie haben selbstverständlich die Möglichkeit,
jetzt gleich Ihren Anwalt anzurufen.«
    Â»Wozu? Ich habe nichts getan, außer im falschen Bett aufzuwachen.«
    Â»Das kann man wohl sagen«, fand Stirling und klärte Lorenz über die
Identität des Toten auf.
    Es handelte sich um einen Herrn Nix, den ehemaligen Besitzer der
gleichnamigen Bäckerei. Welcher ein nicht ganz unbedeutendes Mitglied der
»Paläontologischen Gesellschaft« gewesen war. Obgleich Hobbyforscher, gingen
ein paar interessante Entdeckungen auf ihn zurück. Ein Fisch aus dem Tertiär
trug seinen Namen. Ein kleiner Fisch, aber dafür ein ganzer, also nicht nur
eine Gräte oder ein Knorpel. In der Paläontologie galt die Regel: lieber die
ganzen zwanzig Zentimeter als von acht Metern bloß die Hälfte. Jedenfalls besaß
Herr Nix eine höchst umfangreiche Sammlung fossiler Muscheln und war der Autor
von gleich zwei Büchern über die Trilobiten. Auf diese Weise allerdings hatte
er seine Bäckerei vernachlässigt, obgleich einige Leute behaupteten, Nix sei
einer der letzten wirklichen Bäcker in dieser von diabolischen Bäckereiketten
unterwanderten Stadt gewesen. In seine Semmeln habe man beißen können, ohne das
Gefühl zu bekommen, man befinde sich noch immer im Zweiten Weltkrieg. Denn
diese Frage muß ja gestellt werden dürfen: Wieso die Semmeln immer schlechter
werden, obwohl die Technik doch ständig fortschreitet? Stimmt vielleicht was
mit der Technik nicht? Oder konzentrieren wir uns zu sehr auf den Kraftwerksbau
und den Museumsbau und auf die Verkleinerung unserer Laptops und zuwenig auf
die Qualität unserer Semmeln?
    Das Problem mit Herrn Nix war nun gewesen, daß er oft tagelang sein
Geschäft nicht aufgesperrt und eine irritierte Kundschaft zurückgelassen hatte,
der nichts anderes übriggeblieben war, als zur Konkurrenz zu wechseln. Und
irgendwann hatte Nix die Bäckerei aufgeben müssen. Seither hatte man ihn kaum
gesehen.
    Und jetzt war er tot. Eine erste Untersuchung der Leiche hatte
nichts ergeben, was über das Offenkundige hinausgegangen wäre. Fabian Nix war
ein neunundfünfzigjähriger, mittelmäßig gesunder oder eben mittelmäßig kranker
Mensch gewesen, den nichts anderes umgebracht zu haben schien als ein Messer,
das wirkungsvoll seine Luftröhre geöffnet und seine Halsschlagader durchtrennt
hatte. Kampfspuren waren keine entdeckt worden. Der Schnitt mußte so rasch und
glatt erfolgt sein, daß ein Mehr an Gewalt nicht nötig gewesen war. Die
Schwierigkeit bei der Rekonstruktion der Tat ergab sich daraus, daß Lorenz Mohn
von seinem Bett in die Blutlache gestiegen war, aus der Blutlache heraus, dann
wieder hinein sowie in späterer Folge in den davor liegenden Raum getreten war,
um erst dort mittels Handy die Polizei zu benachrichtigen. Auf diese Weise
hatte er den Tatort dank eigener Fuß- und auch Handspuren derart verunstaltet,
daß es schwer war, zwischen den Hinweisen zu unterscheiden, die auf die Mordtat
verwiesen, und jenen, die Lorenz Mohn post mortem hatte entstehen lassen.
    Â»Ja, das ist jetzt die Frage, die sich für uns stellt«, sagte
Stirling, »ob wir Sie für ungeschickt oder für raffiniert halten sollen. Ob Sie
wirklich unabsichtlich durch das Blut gelaufen und es im Raum verteilt haben
oder ob Sie auf diese Weise die eigentlichen Spuren… verwischt haben.«
    Â»Unsinn«, erwiderte Lorenz. »Und Sie wissen, daß das Unsinn ist. Ich
hatte keinen Grund, diesem Mann etwas anzutun. Ich kannte ihn ja gar nicht.
Warum reden Sie nicht zum Beispiel mit dem Vermieter? Der kannte Nix ganz
sicher.«
    Â»Weil der Vermieter kein Blut an den Händen hat. Sie schon.«
    Â»Wie oft soll ich das noch erklären.«
    Â»Schon gut. – Herr Nix war Bäcker. Und Sie waren, soweit wir das in
der Eile feststellen konnten, im Pornogeschäft.«
    Â»Das mußte jetzt kommen«, stöhnte Lorenz Mohn. »Und? Was wollen Sie
mir damit sagen? Daß ich quasi vorbestraft bin? Nicht im juristischen Sinn, das
nicht, aber im moralischen.«
    Â»Als ich Sie nach Ihrem Beruf fragte, hätten Sie mir einfach
antworten können.«
    Â»Ich bin in diesem Beruf nicht mehr tätig. Wozu also Wind darum
machen? Bin ich ein Windrad? Soll ich mich drehen, nur damit die Polizei eine
dämliche Spur verfolgen kann? Eine

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