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Gewitter über Pluto: Roman

Gewitter über Pluto: Roman

Titel: Gewitter über Pluto: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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Saft, sondern auch voll mit hartnäckigen Farbstoffen, die man sich
nicht so mir nichts, dir nichts von der Haut und aus den Textilien spülen kann.
    Als er nun da stand, tropfend, naß vom Wasser, dennoch alles andere
als sauber, dachte er angestrengt nach. Sicher, er mußte die Polizei anrufen.
Aber war es nicht vielleicht besser, zuvor unter die Dusche zu gehen und die
Kleidung zu wechseln? Doch welche Dusche und welche Kleidung? Er stand ja nicht
in seiner Wohnung. Vor allem waren solche Manöver des Verbergens dazu angetan,
später entlarvt und dann erst recht mißverstanden zu werden. Zudem war es nur
normal, daß, wenn man aus dem Bett direkt in eine Blutlache hineinstieg, man
etwas von diesem Blut abbekam. Nein, es würde nichts bringen, die Sache
kaschieren zu wollen. Nur die Wahrheit brachte etwas ein. Aha, nur die Wahrheit
also! Wo hatte der gute Lorenz das bloß aufgeschnappt?
    Jedenfalls zog er sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer
der Polizei. Eine freundliche Frauenstimme erkundigte sich, worum es gehe.
    Â»Hier liegt ein Toter«, sagte Lorenz.
    Â»Nennen Sie mir bitte Ihren Namen und wo Sie sich gerade befinden.«
    Lorenz tat es.
    Die Frau fragte ihn, ob er sich bezüglich des Todes der betreffenden
Person sicher sei.
    Â»Er atmet nicht. Er bewegt sich nicht. Und er hat einen ziemlich großen
Schnitt im Hals.«
    Â»Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir kommen.«
    Es waren dann aber zwei Notärzte, ein Mann und eine Frau, die als
erste eintrafen. Beide sagten nur: »Scheiße!« Und waren tunlichst bemüht,
nichts anzufassen.
    Â»Und wenn er vielleicht doch noch lebt? Ein bißchen wenigstens«,
fragte Lorenz, der sich jetzt besser gefühlt hätte, wenn auch die beiden
Notärzte etwas Blut auf die Finger bekommen hätten.
    Â»Das würden wir merken«, äußerte die Frau.
    Â»Ach ja? Mittels Telepathie?« Lorenz verzog das Gesicht, als
versuche er, sich die Oberlippe ins Nasenloch zu stopfen.
    Â»Und was ist mit Ihnen?« fragte die Notfalldame. »Sind Sie
verletzt?«
    Â»Sollte ich?«
    Â»Nun, wenn es ein Kampf war…«
    Â»Ich habe den Mann nur gefunden«, erklärte Lorenz. Um gleich darauf
anzufügen: »Aber das geht Sie nichts an.«
    Â»Nein, das geht uns nichts an.« Die beiden hatten sich zur Türe
gestellt. Die Nähe des Fluchtweges suchend.
    Wenige Minuten später wurden die Notärzte aus ihrer eigenen Not
befreit. Die Polizei traf ein. Zuerst ein paar Uniformierte, sodann die Kripo.
    Erneut erklärte Lorenz, diesmal jedoch so eindringlich wie möglich,
den Toten nur gefunden und dabei »irgendwie ins Blut« geraten zu sein.
    Â»Sie haben den Toten also angefaßt?« erkundigte sich der jüngere der
beiden Kriminalpolizisten, die wie Vater und Sohn wirkten, der eine weißhaarig
und mit weißem Bart, der andere ein richtiger Schönling mit dunklem Teint. Man
hätte sagen können, daß die zwei zusammen ein Schwarzweißbild ergaben.
    Der junge Schönling fragte also mit einem präzisen, gleichzeitig
pigmentierten Tonfall, der verriet, daß Deutsch nicht seine Muttersprache war,
ob Lorenz den Toten angefaßt habe.
    Â»Nein.«
    Â»Dann verstehe ich nicht, warum Sie voller Blut sind.«
    Â»Ich bin nicht voller Blut«, wehrte sich Lorenz. »Ich bin nur mit
den Füßen hier reingetreten.«
    Â»Das ist blöd, nicht wahr?« kommentierte der Polizist, der den Namen
Stirling trug.
    Â»Ersparen Sie mir Ihren Zynismus«, bat Lorenz. »Es ist kein Spaß, so
was zu erleben.«
    Â»Das behauptet auch niemand. Aber Sie werden verstehen, daß es uns
interessiert, wie das Blut des Toten auf Ihre Hände kommt. Ein Toter, der
offenkundig ein ermordeter Toter ist.«
    Â»Ich lag in diesem Bett«, schlug Lorenz den geplanten Weg der
Wahrheit ein. »Und als ich aufstand, ja, da war das Blut. Und als ich unter dem
Bett nachsah, ja, da war der Mann. Mehr kann ich nicht sagen, weil mehr nicht
zu sagen ist.«
    Â»Sie kennen ihn also nicht«, sagte Stirling, dessen Vorname Stavros
war. Er zeigte auf den Toten, den zu betrachten man nicht mehr in die Knie
gehen mußte, da das Bett zur Seite gehoben worden war. So tot der Tote
offensichtlich war, hatte man dennoch das vorschriftsmäßige EKG gemacht und
begann nun, Leichnam und Tatort von allen Seiten zu fotografieren.
    Lorenz warf einen kurzen Blick auf den offen Daliegenden und

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