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Gewitterstille

Gewitterstille

Titel: Gewitterstille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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er schließlich mit fester Stimme.
    »Dass Sie Geld brauchten, haben wir auch in Erfahrung gebracht. Allerdings sahen Ihre Kontoauszüge im Februar kaum besser aus als heute – warum haben Sie die Münzen also nicht gleich verkauft?«
    Braun blätterte erneut in seiner Ermittlungsakte, als könne er hier noch Überraschendes finden. Er stoppte bei den Kontounterlagen von Asmus, die von der Staatsanwaltschaft bei dessen Hausbank angefordert worden waren. »Eines muss man Ihnen lassen, vor Dispositionskrediten haben Sie wahrlich keine Angst. Ihr Dispo von 5000 Euro war bereits seit vergangenem Jahr immer am Anschlag! Wäre also eine gute Idee gewesen, die Münzen früher zu verscherbeln, von Ihren Problemen mit Ihrem Vermieter und Untermieter mal ganz abgesehen. Spricht also einiges dafür, dass Sie die Münzen am Morgen von Frau Möbius’ Tod geklaut und binnen kürzester Zeit zu Geld gemacht haben.«
    Asmus öffnete den Mund, als wolle er etwas sagen, entschied sich dann jedoch offenbar anders und schloss ihn wieder.
    »Jetzt mal zu der Dose. Ich nehme an, die haben Sie auch geschenkt bekommen?«
    »Nein, die habe ich geklaut – das habe ich doch schon zugegeben.«
    »Also waren Sie an dem Morgen doch bei Frau Mö bius?« Braun dachte überhaupt nicht daran lockerzu lassen.
    »Nein«, knirschte Asmus, »ich habe die Dose schon Wochen vorher geklaut.«
    Braun sah einen Moment lang zu der abgedunkelten Scheibe hinüber und wusste, dass Bendt ihn ebenfalls ansah.
    »Wie kann es dann sein, dass Frau Möbius die Dose noch einen Tag vor ihrem Tod einer Nachbarin gezeigt hat?«
    Über Asmus’ Gesicht huschte ein nervöses Zucken. Man sah ihm an, dass er sich die Frage stellte, ob Braun wohl bluffte.
    »Andere Dose vielleicht?«, mutmaßte Asmus und griff mit zittrigen Fingern nach einer weiteren Zigarette.
    »Wäre möglich. Warum nicht? Aber wie kann es sein, dass Sie an dem Morgen vor dem Haus von Frau Möbius gesehen wurden?«
    Braun erkannte, dass Asmus sich in die Ecke gedrängt fühlte.
    »Glauben Sie nicht, wir hätten unsere Hausaufgaben nicht gemacht. Wissen Sie eigentlich, wie das für uns aussieht?« Braun fixierte Asmus und ließ nicht zu, dass er sich seinem Blick entzog. »Sie werden an dem Morgen vor dem Haus der alten Dame gesehen, und nur zwei Tage später verkaufen Sie deren Goldmünzen und geben eine sehr wertvolle Dose von Meissen, das wohl wertvollste Stück aus dem Nachlass von Frau Möbius, bei einem Antiquitätenhändler zur Auktion frei. Die alte Dame wird kurz darauf exhumiert, und wir stellen fest, dass sie ermordet wurde.«
    »Ich lasse mir keinen Mord anhängen!«, schrie Asmus, sprang auf und feuerte den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, gegen die Wand.
    Braun ging um den Tisch herum, hob den Stuhl auf und schob ihn wieder an den Tisch. »Setzen«, sagte er scharf. Nachdem Asmus zähneknirschend Platz genommen hatte, fügte er hinzu: »Aber dass sie ermordet wurde, wundert Sie weniger?«
    »Scheiße noch mal, ich hab die Frau nicht umgebracht, ich bin doch nicht wahnsinnig. Ich hab sie beklaut, ja, aber umgebracht habe ich sie nicht!« Asmus wurde derart hysterisch, dass sich seine Stimme überschlug. »Ich schwöre, dass sie schon tot war. Ich dachte, es tut ihr nicht mehr weh, wenn ich etwas nehme.«
    Braun warf Bendt durch die Glasscheibe einen triumphierenden Blick zu. Er war sicher, dass sie beide das Gleiche dachten. Asmus hatte sich gerade selbst seine Grube gegraben.
    »Haben Sie das auch bei den anderen Opfern gedacht, deren Geldbörsen Sie in Altenheimen und Krankenhäusern gestohlen haben?«, fragte Braun.
    Asmus presste die Lippen aufeinander und schwieg. Doch Braun wusste, dass er ihn endlich so weit hatte.
    »Ich schwöre, dass sie schon tot war, als ich in das Haus kam«, wiederholte er schließlich mit weinerlicher Stimme.
    »Und um welche Uhrzeit soll das gewesen sein?«
    »Was weiß ich. Gegen acht, wie immer.«
    »Gegen acht.« Braun triumphierte innerlich.
    »Sind Sie sicher, dass es gegen acht war?«
    »Ja, Mann – warum soll das wichtig sein?«
    Braun stützte sich erneut auf den Vernehmungstisch und kam Asmus so nahe, dass er fast seine Nase berührte.
    »Wie sind Sie denn in das Haus gekommen?«
    »Durch die Tür.«
    »Durch welche Tür?«
    Brauns innere Anspannung wuchs. Er war am Kernpunkt seiner Vernehmung angekommen und wusste, dass auch die Beamten auf der anderen Seite der Wand jetzt mucksmäuschenstill waren und gebannt zuhörten. Allen war klar, dass um die

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