Gezaehmt im Bett einer Lady
in Paris eingetroffen ist - und ausgerechnet Dain ist sie zuerst über den Weg gelaufen. Und er hat mit ihr gesprochen .“
Alle Welt wusste, Dain weigerte sich, irgendetwas mit respektablen Frauen zu tun zu haben.
„Bertie Trents Schwester“, erläuterte Beaumont. Neben ihm war ein Stuhl frei, und alle wussten, für wen er bestimmt war. Aber Esmond schlenderte zu Dain und stützte sich auf die Rückenlehne seines Stuhls. Natürlich, um Beaumont zu quälen. Esmond sah nur wie ein Engel aus.
„Ach ja“, sagte er. „Sie sieht ihm überhaupt nicht ähnlich. Offenbar ist es Genevieve, der sie nachschlägt.“
„Ich hätte es wissen müssen“, sagte Beaumont und schenkte sich selbst nach. „Sie haben sie bereits kennengelemt, nicht wahr? Und ist sie Ihnen verfallen, Esmond?“
„Ich bin Trent und seiner weiblichen Verwandtschaft vor Kurzem bei Tortoni begegnet“, antwortete Esmond. „Das ganze Restaurant war in heller Aufregung. Genevieve - Lady Pembury, meine ich - hat sich in Paris nicht mehr seit dem Frieden von Amiens blicken lassen. Es besteht kein Zweifel daran, dass sie nicht vergessen worden ist, auch wenn seitdem fünfundzwanzig Jahre verstrichen sind.“
„Beim Jupiter, ja!“, rief Goodridge und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Das ist es, natürlich. Ich war so verdutzt wegen Dains befremdlichen Verhaltens mit dem Mädchen, dass ich die Verbindung gar nicht gezogen habe! Genevieve. Nun, das erklärt dann natürlich alles.“
„Was genau erklärt es?“, fragte Vawtry.
Goodridges Blick blieb an Dain hängen, und seine Miene wurde unbehaglich.
„Nun, natürlich warst du ein wenig ... neugierig“, sagte Goodridge. „Genevieve ist eher ungewöhnlich, und wenn Miss Trent auf dieselbe Art ungewöhnlich ist, nun, dann gleicht sie eher den Sachen, die man bei Champtois ersteht. Und sie war da, im Laden von ebendiesem Mann. Wie die Arzneikiste in Form des trojanischen Pferdes, die du letzten Monat dort gekauft hast.“
„Eine Kuriosität, meinst du“, sagte Dain. „Und auch zweifellos unerhört kostspielig. Ein ausgezeichneter Vergleich, Goodridge.“ Er hob sein Glas. „Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können.“
„Nun gut“, bemerkte Beaumont und schaute von Goodridge zu Dain. „Ich kann dennoch nicht glauben, dass es in einem Pariser Restaurant wegen eines Paares merkwürdiger Frauen zu einem Aufruhr kommt.“
„Wenn Sie Genevieve kennenlernen, werden Sie es verstehen“, sagte Esmond. „Das hier ist nicht einfach eine Schönheit, Monsieur. Es ist la femme fatale. Die Männer haben sie derart belagert, dass sie kaum in Ruhe essen konnten. Unser Freund Trent hat fast die Geduld verloren. Glücklicherweise für ihn erlegte Mademoiselle Trent sich bei ihrem Charme große Zurückhaltung auf. Anderenfalls, denke ich, wäre es zu Blutvergießen gekommen. Zwei solche Frauen ...“ Er schüttelte traurig seinen Kopf. „Das ist mehr, als Franzosen verkraften können.“
„Ihre Landsleute haben seltsame Vorstellungen von Charme“, verkündete Dain, während er ein Glas für den Comte füllte und ihm reichte. „Alles, was ich gesehen habe, war ein altjüngferlicher Blaustrumpf mit rasiermesserscharfer Zunge.“
„Ich schätze kluge Frauen“, erwiderte Esmond. „Sie sind so anregend. Mais chacun a son gout. Es entzückt mich, dass Sie sie nicht mögen, Mylord Dain. Der Wettbewerb ist auch ohne Sie noch zu groß.“
Beaumont lachte. „Dain wetteifert nicht. Er verhandelt. Und es gibt nur einen Typ, für den er verhandelt, wie wir alle wissen.“ „Ich zahle einer Hure ein paar Münzen“, sagte Dain. „Sie gibt mir genau das, was ich verlange. Und wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Da die Welt nicht in Gefahr schwebt, dass ihr die Huren ausgehen, warum sollte ich mich dann etwas zuwenden, das, wie wir alle wissen, mit übertriebenem Aufwand verbunden ist?“
„Da ist noch die Liebe“, bemerkte Esmond.
Seine Zuhörer brachen in wieherndes Gelächter aus.
Als der Lärm nachließ, stellte Dain fest: „Da scheint es ein sprachliches Missverständnis zu geben, meine Herren. Haben wir nicht die ganz Zeit eben über Liebe gesprochen?“
„Ich dachte, sie sprächen von Unzucht“, antwortete Esmond. „Das ist in Dains Wörterbuch doch das Gleiche“, warf Beaumont ein. Er stand auf. „Ich denke, ich gehe nach unten und werfe ein paar Francs in das Rattenloch namens Rouge ou Noir. Noch jemand?“
Vawtry und Goodridge folgten ihm zur
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