Gezaehmt im Bett einer Lady
werden musste.
Das einzige beunruhigende Gefühl, das sie verspürte, war ein völlig widersinniger Drang, diesen beiden Schnepfen die Haare einzeln auszureißen und ihnen alle Finger zu brechen. Sie sagte sich selbst, dass das dumm sei. Sie waren schließlich nur Geschäftsfrauen, die taten, wofür sie bezahlt wurden. Sie sagte sich, dass sie Mitleid mit ihnen hatte, und das war es auch, warum sie im Moment so furchtbar traurig war.
Und fast glaubte sie das auch. Doch ob sie es nun tat oder nicht, sie war Herrin ihres Schicksals und daher jeder Lage.
„Ich dachte, er sei tot“, erklärte Jessica und nickte zu ihrem bewusstlosen Bruder. „Aber er ist nur sturzbetrunken.“ Sie ging zur Tür. „Bitte, lassen Sie sich nicht stören, machen Sie weiter, Monsieurs. Und Mademoiselles.“
Und damit verließ sie den Raum.
Bis zu einem bestimmten Punkt war alles wie am Schnürchen gelaufen. Ihm war schließlich eine Lösung für sein vorübergehendes Problem mit Huren eingefallen. Wenn er es nicht ertrug, sie im Bordell zu haben, würde er sie sich einfach nach Hause holen.
Es wäre nicht das erste Mal.
Vor neun Jahren, nach der Beerdigung seines Vaters, war ihm ein junges Mädchen aus der Gegend mit lockerer Moral, eine gewisse Charity Graves, aufgefallen, und er hatte sie ein paar Stunden später ins große Bett im Schlafzimmer des Hausherrn geholt. Es war lustig mit ihr gewesen, aber lange nicht so lustig wie der Gedanke an seinen verblichenen Erzeuger, der sich im Grabe umdrehen musste angesichts des Treibens seines Sohnes - und die restlichen hochwohlgeborenen Vorfahren mit ihm.
Neun Monate später hatte sich eine lästige Unannehmlichkeit ergeben, aber damit ließ sich leicht genug fertigwerden. Dains Anwalt hatte sich darum mit einer jährlichen Zahlung von fünfzig Pfund gekümmert.
Von da an hatte Dain sich nur noch mit Huren eingelassen, die ihren Geschäften mit der nötigen Professionalität nachgingen und es besser wussten, als schreiende Gören zu produzieren oder gar zu versuchen, ihn damit zu manipulieren und zu erpressen.
Denise und Marguerite kannten und verstanden diese Regeln, und er war fest entschlossen, endlich anständig mit ihnen ins Geschäft zu kommen.
Sobald er mit Miss Trent fertig war.
Obwohl Dain sich sicher gewesen war, dass sie ihn früher oder später behelligen würde, hatte er nicht damit gerechnet, dass sie in seinen Empfangssalon platzen könnte. Dennoch entsprach das ganz allgemein noch seinen Plänen. Ihr Bruder erlag dem Verfall mit dankenswerter Geschwindigkeit, nun, da Dain eine aktive Rolle dabei übernommen hatte.
Miss Trent wusste sicherlich warum. Und da sie eine kluge Frau war, würde sie bald genug zugeben müssen, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte mit dem Versuch, den Marquess für dumm zu verkaufen. Er hatte beschlossen, dass sie genötigt sein würde, das auf den Knien einzugestehen. Und dann würde sie um Gnade betteln müssen.
Und ab diesem Punkt schien etwas schiefgegangen zu sein.
Alles, was sie getan hatte, war, ihrem Bruder einen gelangweilten Blick zuzuwerfen und den Gästen einen weiteren, dann Dain selbst einen vage belustigten. Und dann, so kühl und ungerührt, wie man es sich nur wünschen konnte, hatte das unleidliche Geschöpf ihm den Rücken gekehrt und war gegangen.
Sechs Tage lang hatte Dain fast jede wache Stunde mit ihrem verflixten Bruder verbracht und so getan, als sei er der Busenfreund des Dummkopfes. Sechs Tage lang hatte Trent ihm die Ohren vollgekläfft, war ihm auf Schritt und Tritt gefolgt und hatte sabbernd und keuchend um seine Aufmerksamkeit gebettelt, war dabei ständig über seine eigenen Füße und alle möglichen anderen hilflosen Sachen oder Personen gestolpert, die das Pech hatten, sich in seinem Weg zu befinden. Nach fast einer Woche, in der dieser dämliche Hundewelpe von ihrem Bruder an seinen Nerven gezerrt hatte, musste Dain entdecken, dass er damit lediglich zu einem Objekt von Miss Trents Amüsement geworden war.
„Allez-vous en“, sagte er mit sehr leiser Stimme. Denise und Marguerite hüpften sogleich von seinem Schoß und flohen in gegenüberliegende Zimmerecken.
„Ich muss schon sagen“, begann Vawtry beschwichtigend.
Dain sandte ihm einen sengenden Blick. Vawtry griff nach einer Weinflasche und füllte sich hastig das Glas.
Dain legte seine Pistole weg, marschierte zur Tür hinaus und warf sie hinter sich krachend ins Schloss.
Danach beschleunigte er seine Schritte und erreichte den
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