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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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irgendein tieferer Sinn und Zweck, den nur Die Herrin kannte.
    Doch diese Möglichkeit machte es Catriona auch nicht leichter, Richards Abwesenheit zu ertragen.
    Die Leere um sie herum lastete wie Blei auf ihrem Herzen, machte es ihr schwer, überhaupt noch zu atmen. Mühsam Luft holend setzte Catriona sich im Bett auf – und wünschte prompt, sie wäre liegen geblieben. Für einen langen, sich geradezu endlos ausdehnenden Augenblick schien sich das Zimmer um sie herum zu drehen und blieb erst nach einer ganzen Weile wieder stehen.
    Fest darauf konzentriert, sich zu ruhigem, gleichmäßigem Ein-und Ausatmen zu zwingen, blieb Catriona regungslos sitzen, bis die Übelkeit langsam wieder nachließ. Es wartete offenbar noch mehr Elend auf sie als lediglich ein gebrochenes Herz. Als das Zimmer endlich wieder zu schwanken aufgehört hatte und sich auch Catrionas Hitzewallung gelegt hatte, erhob sie sich aus ihrem Bett – ganz langsam und vorsichtig.
    »Na großartig«, murmelte sie, als sie zu ihrer Waschschüssel hinüberschlich, »nun also auch noch morgendliche Übelkeit. Das hat mir gerade noch gefehlt.«
    Doch sie war immer noch die Herrin des Tales – sie hatte Pflichten und Aufgaben zu erfüllen, musste Entscheidungen treffen, Anweisungen erteilen. So rasch sie nur irgend konnte, kleidete Catriona sich an und eilte dann, nach einem kurzen Abstecher in den Destillationsraum auf der Suche nach einigen beruhigenden Kräutern, in den Speisesaal hinunter.
    Mehr als ein paar Schlucke Kräutertee und etwas trockenen Toast brachte Catriona jedoch nicht hinunter – der Geruch, der von den Frühstückstellern der anderen aufstieg, ließ sie sich beinahe übergeben. Eisern darum bemüht, die Gerüche und Geräusche um sie herum aus ihrem Bewusstsein auszusperren, kaute Catriona ein wenig Brot und schlürfte – dankbar für dessen Wärme – etwas Tee.
    Algaria fiel natürlich sofort auf, in welcher Verfassung Catriona war. »Du bist blass«, bemerkte sie und strahlte dabei über das ganze Gesicht.
    »Es geht mir miserabel«, stieß Catriona zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Das ist nur normal.«
    Catriona wandte sich um und begegnete Algarias dunklem Blick – entdeckte dann jedoch, dass Algaria sich lediglich auf die Begleiterscheinungen der Schwangerschaft ihrer ehemaligen Schülerin bezog. Niemals würde sie akzeptieren – oder auch nur bemerken –, dass Catrionas Hauptleiden Richards Abreise war.
    Catriona senkte ihren Blick also wieder zurück in ihre Teetasse und biss die Zähne zusammen. »Das wirst du aber niemandem sagen – nicht, ehe ich es selbst verkündet habe.«
    »Gütiger Himmel – warum denn nicht?« Algaria machte eine weit ausholende Geste. »Das sind doch wichtige Neuigkeiten, sowohl für das Tal als auch für das Gutshaus – alle werden außer sich sein vor Freude.«
    »Alle werden unerträglich sein.« Catriona presste fest die Lippen aufeinander, wartete drei Herzschläge lang und erklärte dann in etwas gemäßigterem, aber immer noch kaltem Tonfall: »Und für mich ist die Neuigkeit auch wichtig. Ich werde es also erst verkünden, wenn ich so weit bin. Ich möchte nicht, dass die Leute mich länger als unbedingt nötig bemuttern.« Denn in ihrer augenblicklichen Verfassung könnte sie eine solch unnötige Aufregung und Hektik einfach nicht ertragen. »Ich möchte mich einfach nur in Ruhe mit den Angelegenheiten des Tales befassen können.«
    Algaria zuckte lediglich mit den Schultern. »Wie du wünschst. Also, um noch einmal kurz auf diese Absude zu sprechen zu kommen …«
    Catriona hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie Richard noch mehr vermissen könnte als in der letzten Nacht – aber da hatte sie sich geirrt.
    Gegen Ende des Tages, als sich die Abenddämmerung auf das Tal niedersenkte, kauerte Catriona hinter ihrem Schreibtisch und wickelte sich gereizt und fröstelnd gleich zwei wärmende Tücher um die Schultern.
    Sie war durchgefroren bis auf die Knochen – eine Kälte, die von innen kam und sich heimtückisch und schleichend immer weiter in ihr ausbreitete. Es war die Kälte der Einsamkeit, ein Frösteln, das bis auf den Grund ihrer Seele reichte. Den ganzen Tag über hatte sie sich schon die Arme gerieben; gegen Mittag hatte sie sich dann das zweite Schultertuch genommen. Doch nichts half.
    Noch schlimmer aber war, dass Catriona Schwierigkeiten hatte, sich zu konzentrieren, dass sie es plötzlich als anstrengend empfand, ihre heitere Maske der Gelassenheit

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