Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
tiefsten Innersten, dass sie ohne ihn niemals wieder die Gleiche sein würde, niemals wieder ihre alte Stärke spüren würde. Richard blieb noch einen Augenblick stehen, um ein paar Worte mit seinem Kutscher zu wechseln, dann kletterte er, ohne sich noch einmal umzublicken, in die Reisekutsche, lehnte sich in die Polster zurück und ließ Worboys die Tür schließen. Mit einem Ruck setzte sich die Kutsche in Bewegung, rollte dann mit rasch zunehmender Geschwindigkeit die Auffahrt hinunter und verschwand schließlich in dem das Haus umschließenden Park.
    Noch einmal hob Catriona zum Abschied die Hand – ein Abschiedsgruß, den Richard nicht mehr sehen konnte – und murmelte leise einen Reisesegen. Sie blickte dem davonrollenden Gefährt so lange nach, blieb so lange auf der obersten Treppenstufe stehen, still und reglos und ohne auf die an ihr vorüberziehenden Menschen zu achten, bis Richards Kutsche endgültig zwischen den Bäumen verschwunden war.
    Erst dann ging auch Catriona ins Haus zurück; gesellte sich jedoch nicht zu ihrer beim Frühstück versammelten Dienerschaft. Stattdessen kletterte sie in ihr Turmzimmer hinauf, öffnete weit das Fenster – und verfolgte mit ihrem Blick jene Kutsche, die ihren Ehemann von ihr fortbrachte. Bis diese das Tal schließlich vollends verlassen hatte.

14
    »O nein!« Catriona beobachtete, wie sich zwischen den Vorhängen, die sie vor die Fenster gezogen hatte, bereits das Licht hindurchstahl. Und stöhnte. Es war schon Morgen - später Morgen.
    Sie ließ sich wieder in die Kissen zurücksinken und starrte in den Betthimmel empor. Eigentlich hatte sie vorgehabt, an diesem Morgen zum Kreis hinaufzureiten, um ihre gestrige Abwesenheit wieder gutzumachen. Doch dazu war es jetzt zu spät. Angespannt atmete Catriona einmal tief durch und blickte auf die Matratze neben sich: ein Durcheinander aus ineinander verknäulten Decken und zerwühlten Laken – genauso wie am Morgen zuvor. Allerdings war die Ursache diesmal eine völlig andere.
    Die ganze Nacht über hatte Catriona nicht schlafen können; erst als der Morgen heraufdämmerte, war sie schließlich in einen unruhigen Schlummer gefallen. Und dieser hatte sie nicht im Geringsten erfrischt, hatte sie nicht annähernd für den nun anstehenden Tag gestärkt.
    Der gestrige Tag hatte Catriona vollkommen ausgelaugt; nichts hatte so recht klappen wollen. Von dem Ankauf guten Zuchtviehs war sie noch immer genauso weit entfernt wie noch vor zwei Wochen. Wie schon vor zwei Monaten, und noch weiter zurück. Aber Catriona musste bald ein paar brauchbare Zuchtrinder finden, ansonsten verpasste sie die Chance, ihre eigene Herde noch in dieser Saison zu verbessern. Und eine solche Gelegenheit zu verpassen konnte sich das Tal eigentlich nicht leisten.
    Doch das war nicht der Anlass gewesen, der sie die halbe Nacht über wach gehalten hatte.
    Es war die leere Betthälfte neben ihr gewesen.
    Der bedrückende Anblick der leeren Fläche neben ihr hatte Catriona dazu veranlasst, endlos darüber zu spekulieren, ob Richard – wenn sie sich nur ein wenig anders verhalten hätte – dann vielleicht noch hier wäre, ob sie dann seinen warmen Körper – den Trost ihres Herzens – neben sich liegen sähe. Sinnlos wiederholte Catriona im Geiste immer wieder all jene letzten miteinander gewechselten Worte, ihre Gedanken, ihre Schlussfolgerungen.
    Doch das änderte nun nichts mehr – Richard war fort.
    Catriona seufzte und verzog dann das Gesicht zu einer Grimasse, als sie sich wieder an die nur allzu offensichtliche Freude erinnerte, die Algaria plötzlich regelrecht verwandelt hatte. Seit dem Augenblick, als Richard an ihrem Horizont aufgetaucht war, war Algaria voller Sorge gewesen, hatte sich schließlich sogar ganz in sich zurückgezogen. Richards Abreise dagegen hatte Algaria mehr als bloß erfreut – am gestrigen Tag war sie regelrecht wie neugeboren gewesen. Und doch war Catriona sich sicher, dass Richard nichts getan hatte, um Algarias strenge Rüge zu verdienen; dass er nichts getan hatte, was Algaria erbost haben könnte oder was sie gar in ihrer Sichtweise von ihm bestätigt hätte. Richard war doch einfach nur er selbst gewesen.
    Das aber hatte in Algarias Augen offenbar schon ausgereicht. Was man wohl kaum als eine rationale Reaktion bezeichnen konnte. Deshalb grübelte Catriona nun mehr denn je über Algarias Einstellung zu Richard nach. Wer weiß – vielleicht lag ja hinter seiner Abreise noch irgendeine tiefere Bedeutung verborgen,

Weitere Kostenlose Bücher