Gezähmt von sanfter Hand
kann!«, dröhnte Richard die Leiter hinauf.
Entschlossen schnappte er sich einen der Eimer und reckte sich zu seiner vollen Körpergröße, um das Wasser über einen der frei liegenden Tragbalken in der Wand des Getreidespeichers fließen zu lassen. »Da«, rief er und zeigte dabei auf den Balken, »liegt die Gefahr!«
Eine der Gefahren.
Aufmerksam beobachtete Richard die Männer auf den Leitern und sorgte schließlich, als diese aufgrund der von dem Feuer aufsteigenden mörderischen Hitze schlappzumachen drohten, dafür, dass ein paar andere mit ihnen die Plätze tauschten. Und als es, trotz ihrer vereinten Anstrengungen, ganz danach aussah, als ob sie den Kampf um die Schmiede verlören, war Richard selbst es, der in den Garten rannte und sich einen Spaten schnappte, um hinunter zum Fluss zu eilen und dort – ungeachtet der eisigen Fontänen, die seine Stiefel nahezu erstarren ließen – so lange auf das bereits angetaute Eis einzuhacken, bis er zu dem darunter liegenden Wasser vorgedrungen war.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Henderson und einer der älteren Stallknechte Richard zu Hilfe geeilt kamen und sich nun ebenfalls bemühten, das Loch im Eis zu vergrößern. Dann füllten sie so rasch, wie menschliche Hände nur irgend vermochten, die Eimer mit dem eiskalten Schlamm und schickten sie anschließend sofort wieder den Garten hinauf. Nachdem das Tempo einmal angezogen war, rannte Richard schwer atmend wieder die Böschung hinauf, packte im Laufen wortlos einige der Männer bei den Armen – er war einfach zu sehr außer Atem, als dass er noch hätte sprechen können – und schob sie unsanft hin und her.
Ebenso erschöpft wie Richard, aber auch ebenso grimmig entschlossen wie er, begriffen die Männer sofort, was Richard meinte, nickten kurz und formierten sich zu einer zweiten Eimerkette, die vom Flussufer bis zur Vorderseite der Schmiede führte.
Richard, der unterdessen zurück in den Innenhof gerannt war, blieb nur kurz vor der Schmiede stehen, um wieder die Männer auf den Leitern auszutauschen, und marschierte dann raschen Schrittes auf die Pumpe zu. »Schneller«, befahl er, als er neben den Helfern stehen blieb, die die Pumpe bedienten. »Wir brauchen noch mehr.«
Bestürzt blickten die beiden Farmarbeiter zu Richard auf. »Der Pegel des Flusses ist sehr tief – wir können nicht mehr«, stammelte einer von ihnen.
»Tief oder nicht«, knurrte Richard bedrohlich und nahm ihren Platz ein, »schneller bringt trotzdem mehr.«
Dann begann Richard, die Pumpe in einem neuen, rascheren Tempo zu betätigen. »Hier« – damit drückte er den Schwengel wieder den beiden Landarbeitern in die Hände – »jetzt pumpt in genau dem Tempo weiter.«
Die beiden warfen einen kurzen Blick in Richards Gesicht – und wagten es nicht, ihm zu widersprechen. Und sie pumpten. Noch schneller. Richard blieb noch einen Augenblick bei ihnen stehen, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich schnell genug arbeiteten, dann nickte er und ließ seinen Blick kurz über die anderen vier Männer schweifen, die sich gerade von ihrer Schicht erholten. »Wenn es sein muss, dann wechselt euch öfter ab. Aber wenn euch eure Haut lieb ist, dann haltet ihr das Tempo.«
Richard war sich selbst nicht ganz sicher, was genau er eigentlich damit hatte sagen wollen, und es kümmerte ihn auch nicht sonderlich, doch in jedem Fall hatte die Drohung den gewünschten Erfolg. Die Gruppe, welche die Pumpe betrieb, hatte ihre Anstrengungen verdoppelt, und sie hielten ihr Tempo – zumindest lange genug, um eine spürbare Verbesserung zu erzielen.
Auf der Hintertreppe sitzend, erschöpft gegen die Wand gelehnt und ihre Hände noch immer in den Wassertopf getaucht, beobachtete Catriona die ganze bizarre Szenerie – den verzweifelten Kampf um die Gebäude des Gutes. Beobachtete, wie Richard die Männer zu noch größeren Anstrengungen antrieb, staunte darüber, wie er ihnen quasi seine eigene Entschlossenheit aufzwang. Sah, wie Richard sie zu einer geschlossenen Truppe zusammenfügte und diese dann auf die effektivste Art und Weise gegen den Feind einsetzte. Bewunderte, wie er die Männer geradezu wieder aufpeitschte und von neuem antrieb, wenn sie in ihren Bemühungen nachließen und die Flammen erneut die Oberhand zu gewinnen drohten. Sah, wie die Männer ihm gehorchten, wie sie jedem einzelnen von Richards Befehlen eifrig Folge leisteten.
Catriona hatte die Frauen und die Kinder zwischenzeitlich bereits wieder ins Haus geschickt und sie
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