Gezähmt von sanfter Hand
– seinen Posten verlassen hatte, um seiner Frau und seinen Kindern eine rasche Anweisung zuzurufen. Nun versammelten die Frauen auch ihre Kinder um sich. Die Männer dagegen hatten sich alle um die Wasserpumpe und um Richard geschart, der, größer als alle anderen, zwischen ihnen aufragte. Sie blickten zu dem brennenden Haus hinüber und lauschten dabei aufmerksam Richards präzisen und eilends vorgetragenen Anordnungen.
Mit einem Seufzer zog Catriona ihre Hände aus dem eiskalten Wasser und unterzog sie einer ersten Musterung. Dann verzog sie das Gesicht, tauchte die Hände zurück in den Topf und schaute zu Algaria auf. »Kannst du für mich bitte mal nach dem Baby sehen?«
Algaria hob eine Braue. »Natürlich.« Dann hielt sie kurz inne und blickte auf Catriona hinab. »Das war sehr dumm und leichtsinnig von dir. Die paar Flammen hätten Richards schwarzer Seele schon keinen Schaden zugefügt.«
Damit wandte sich Algaria wieder ab und rauschte, einer schwarzen Krähe gleich, in das Gutshaus hinein. Verdutzt und viel zu verwirrt, als dass ihr so schnell eine passende Retourkutsche eingefallen wäre, starrte Catriona ihrer ehemaligen Mentorin mit offenem Mund nach.
Dann klappte sie ihn hastig wieder zu, sandte Algaria noch einen letzten finsteren Blick nach, konzentrierte ihre Aufmerksamkeit schließlich aber wieder auf wichtigere Dinge.
Catriona beobachtete, wie sich die Ansammlung der Männer wieder auflöste, sich zu kleineren Untergrüppchen zusammenfand, die sich dann wiederum – je eine zur rechten und zur linken Seite des Cottages – zu Eimerketten formierten. Eine dritte Gruppe schließlich reihte sich quer über die gefrorenen Gemüsebeete zu einer Schlange auf und bildete damit eine Verbindung zwischen dem Fluss und der Rückseite des brennenden Hauses. Catriona spähte angestrengt durch die Dunkelheit und erkannte, wie einige der Männer die Eimer mit Schnee füllten und durch die Reihe hindurchreichten, um im Austausch dafür wieder leere Eimer entgegenzunehmen. Einige der Feldarbeiter kamen mit Schaufeln herbeigeeilt, um den Schnee besser einfüllen zu können.
In diesem Augenblick schwankten vier Stallburschen über den Hof: Sie trugen jeweils zu zweit eine der langen Leitern, die für gewöhnlich zum Heuboden hinaufführten. Und schon eilten weitere Männer herbei, um dabei behilflich zu sein, die Leitern gegen die Seitenwände der Schmiede und des Getreidespeichers zu lehnen; sie waren lang genug, um jeweils bis zum Dach der beiden Gebäude hinaufzureichen.
Kaum standen die beiden Leitern fest an Ort und Stelle, da wurde auch schon der erste volle Eimer herangetragen und eilends zum Dach hinaufbefördert, um an der Trennwand zwischen dem Getreidespeicher und dem Cottage hinunter entleert zu werden.
In der Mitte des Hofes stand Richard. Mit ruhiger, entschlossener Miene beobachtete er die vereinten Anstrengungen der Männer – und hoffte, dass seine Hexe gerade zu ihrer Herrin betete. Denn sie brauchten jetzt alle Unterstützung, die sie nur kriegen konnten. Der Hauptangriff der Flammen war über genau jenen zentralen Stützbalken erfolgt, der unter dem Dach des Hauses verlaufen war und von der Vorderfront bis zur Rückwand gereicht hatte. Von dort aus waren die Flammen auf die abzweigenden Dachbalken übergesprungen, die wiederum die Dachverstrebungen gestützt hatten. Bis sie schließlich alle in Flammen gestanden hatten. Doch nun breitete sich das Feuer von der Mitte des Hauses her noch weiter nach außen aus, und zwar in beide Richtungen, und züngelte über die Balken und Sparren, die unmittelbar an die Außenwände der Schmiede und des Getreidespeichers angrenzten.
Glücklicherweise waren sowohl Schmiede als auch Getreidespeicher bedeutend höher als das zwischen ihnen eingezwängte Cottage; denn wenn dem nicht so gewesen wäre, ständen nun auch diese beiden Gebäude bereits in hellen Flammen. Richard und seine Männer hatten also noch eine Chance, eine kleine Chance, den Getreidespeicher und die Schmiede zu retten. Beide waren auf ihre spezielle Art unverzichtbar für das Leben auf dem Gut.
Dann eilte Richard zu dem geschäftigen Treiben vor dem Cottage hinüber, das sich mittlerweile in einen einzigen Scheiterhaufen verwandelt hatte, und brüllte von Zeit zu Zeit einen kurzen Befehl zu jenen Stallknechten und Feldarbeitern hinüber, die ihre Kübel zu weit entfernt von den beiden entscheidenden Hauswänden entleerten. »Wir brauchen das Wasser dort, wo es auch etwas ausrichten
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