Gezähmt von sanfter Hand
eigentlich recht gut gedeihen. Und Gänse. Das Tal ist ein Pachtgut von beachtlicher Größe, und obwohl du das Problem mit der Bewirtschaftung der Felder zwar recht gut in den Griff bekommen hast, könnte es mit der Viehzucht doch besser laufen.« Wenn schon, denn schon, dachte Richard und fügte noch hinzu: »Und außerdem müssen eure Gebäude, Zäune und Ställe repariert und in einigen Fällen auch umgesetzt werden.«
Catriona starrte ihn wortlos an, dann blickte sie nach vorn, holte tief Luft und drehte sich abermals zu ihm um.
»Ich weiß«, sagte Richard hastig, bevor sie etwas einwenden konnte, »ich habe versprochen, mich nicht einzumischen, deshalb kann ich mich ja hinter den Kulissen mit dir zusammensetzen und an jedem einzelnen Problem arbeiten.«
Catriona runzelte die Stirn und zügelte ihre Stute. »Das ist nicht …«
»Wenn es dir lieber ist, kann ich meine Verbesserungsvorschläge aber auch einfach nur auflisten, und du kannst diese Liste dann als Anregung nehmen.« Richard trieb Donnervogel neben Catrionas Stute. »Oder, wenn du das nicht möchtest, können wir es auch noch anders machen: Ich kann die einzelnen Punkte mit McArdle und den anderen durchsprechen und dann in deinem Namen an die verschiedenen Viehhändler schreiben und geschäftliche Treffen vereinbaren, und du könntest dann …«
»Richard!«
Er sah sie mit steinerner Miene an. »Was?«
»Dein Versprechen!« Catriona funkelte ihn an. »Ich habe doch schon längst erkannt , dass es sinnlos ist, deine Hilfe abzulehnen, wenn es um die geschäftliche Seite des Tales geht. Die spirituelle Seite der Dinge« – sie machte eine weit ausholende Handbewegung, als wollte sie das gesamte Tal und den Kreis hinter ihnen umfassen – »und alle heilerischen Angelegenheiten müssen zwar auch weiterhin ausschließlich in meinen Händen bleiben, aber bei dem Rest brauche ich definitiv deine Hilfe.«
Er starrte sie ungläubig an. »Du brauchst mich?«
Sie erwiderte seinen Blick ruhig. »Musst du das wirklich noch fragen – nach allem, was letzte Nacht passiert ist?«
Ein langer Augenblick des Schweigens verstrich. »Aber du wolltest doch nicht, dass ich dir helfe – ich hatte dich gefragt, und du sagtest, du bräuchtest meine Unterstützung nicht.«
Catriona errötete; die Stute tänzelte zur Seite. »Das habe ich deshalb gesagt«, gestand sie, Richards Blick festhaltend, »weil ich dachte, dass du ohnehin nicht hier bleiben wolltest – dass du schon dabei wärst, Vorbereitungen für deine Abreise zu treffen.« Sie runzelte die Stirn, als sie sich die bewusste Szene wieder ins Gedächtnis zurückrief. »Tatsache ist, dass ich eines Morgens zur Bibliothek gekommen war, um dich wegen des Problems mit dem Zuchtvieh um Hilfe zu bitten, und dabei zufällig hörte, wie du mit Worboys redetest und wie dieser Pläne für eure Abreise machte. Das war, bevor du mir deine Hilfe angeboten hast.«
Richard legte verwirrt die Stirn in Falten. »Du warst hinter dieser anderen Tür zur Bibliothek?« Catriona nickte, und er schnitt eine Grimasse. »Worboys und seine Pläne, tz!« Er erklärte ihr in kurzen Worten, wie es sich damit verhalten hatte.
Catriona lehnte sich im Sattel zurück. »Dann hattest du also überhaupt nie die Absicht, von hier fortzugehen?«
»Ursprünglich nicht, nein – erst als du es mir praktisch unmöglich machtest, noch länger hier zu bleiben.« Bei der Erinnerung daran, wie überflüssig und nutzlos er sich vorgekommen war, verengte Richard die Augen unwillkürlich zu Schlitzen. Er sah Catriona an. »Was meinst du – könntest du mir in Zukunft vielleicht einfach bloß sagen, was wirklich in deinem hübschen Kopf vorgeht, ohne dass du zuerst versuchst, meine Gedanken zu erraten?«
Catrionas Augen wurden nun ebenfalls schmal. »Ich würde gar nicht erst lange herumraten müssen, wenn du mir einfach sagen würdest, was du empfindest.« Sie betrachtete forschend sein Gesicht. »Du kannst deine Gefühle sehr gut verbergen – sogar vor mir.«
»Hm. Ich fasse das als Kompliment auf.«
»Tu das lieber nicht – mit dieser Geheimniskrämerei wird es nämlich ein Ende haben müssen.«
»Ach ja?« Richard blickte auf sie hinab, während er langsam die Brauen hob, seine Miene arrogant herausfordernd.
»Ja, allerdings.« Catriona erwiderte seinen Blick, ihre Augen von einem Ausdruck eherner Entschlossenheit erfüllt. Die Pferde stampften mit den Hufen und tänzelten seitwärts – eine sanfte Schaukelbewegung, die bewirkte, dass
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