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Gezähmt von sanfter Hand

Gezähmt von sanfter Hand

Titel: Gezähmt von sanfter Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Ehefrauen sein mussten. Als sie sich wieder in Erinnerung zurückrief, was den Anlass zu dieser ganz offensichtlich falschen Vorstellung gegeben hatte, wartete sie, bis Honoria, die neben ihr saß, frei war, und lenkte dann ihre Aufmerksamkeit auf sich. »Ich weiß wohl«, murmelte Catriona, während sie sich zu ihrer Tischnachbarin hinüberlehnte und ihre Stimme dämpfte, »wie die tatsächlichen Begleitumstände von Richards Geburt waren. Was ich aber nicht so ganz begreifen kann, ist« – ihr Blick schweifte zu der Herzoginwitwe hinüber –, »wie es dazu kam, dass er so bereitwillig in die Familie aufgenommen wurde.«
    Honoria grinste. »Das ist sicherlich schwer nachzuvollziehen - wenn man Helena nicht schon kennt. Dann allerdings … wird alles möglich.« Sie senkte ihre Stimme. »Devil hat mir erzählt, wie sich die Sache damals abgespielt hat: Als Richard – ein schreiendes Baby von einigen wenigen Monaten – praktisch direkt vor der herzoglichen Türschwelle ausgesetzt wurde, hörte Helena den Lärm, und bevor Devils Vater auch nur den Hauch einer Chance hatte, die Sache irgendwie zu vertuschen, nahm Helena ihm Richard – buchstäblich – einfach aus den Händen.«
    Sie hielt einen Moment inne und sandte einen liebevollen Blick den Tisch entlang zu der Stelle, wo die Herzoginwitwe saß. »Weißt du«, fuhr Honoria fort, indem sie sich wieder Catriona zuwandte, »Helena liebt Kinder, aber nach Devil konnte sie keine eigenen mehr bekommen. Und dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als noch ein Kind zu haben – besonders noch einen Sohn. Als Richard dann kam, entschied sie folglich auf ihre unnachahmliche Weise, dass das Ganze eine göttliche Fügung sei, und nahm ihn als ihr eigenes Kind an. Der Trick bei der Sache war, dass sie zu jenem Zeitpunkt bereits als Herzogin von St. Ives ein anerkanntes Mitglied der Londoner Gesellschaft war – eine äußerst einflussreiche Persönlichkeit. Und es war ganz einfach so, dass niemand die Frechheit besaß, ihre Behauptungen in Zweifel zu ziehen – was hätte das auch für einen Sinn gehabt? Helena hätte die meisten Leute mit nicht mehr als einem missbilligenden Blick gesellschaftlich ruinieren können.«
    »Es wundert mich nur, dass Devils Vater so … nachgiebig war.«
    »Nachgiebig? Nach allem, was ich so über ihn gehört habe, bezweifle ich, ob dieser Ausdruck auf ihn passen würde. Aber er liebte Helena aufrichtig – das Missgeschick, das Richards Geburt zur Folge hatte, war eher auf seinen gut gemeinten, aber unpassenden Versuch zurückzuführen, Richards Mutter zu trösten, als auf absichtliche Untreue. Und daher gab er Helena nach und ließ sie gewähren – er liebte sie genug, um ihr die einzige Sache zuzugestehen, die sie als Entschädigung für seinen Fehltritt von ihm verlangte: Er erlaubte ihr, Richard aufzunehmen und als ihr eigenes Kind großzuziehen, etwas, was ihr ganz zweifellos große und bleibende Freude bereitete.«
    Wieder warf Honoria einen liebevollen Blick auf die Herzoginwitwe. Catriona tat es ihr nach.
    »Und daher«, schloss Honoria, »ist Richards Abstammung seit dreißig Jahren ein offenes Geheimnis, aber Tatsache ist auch, dass es heute wirklich niemanden mehr kümmert. Er ist schlicht und einfach Richard Cynster, Devils Bruder – und da die Familie ihn als solchen offiziell anerkannt hat –, wer sollte sich da noch darüber aufregen?«
    Catriona tauschte einen Blick mit Honoria, dann lächelte sie und berührte sie am Arm. »Danke, dass du mir die Geschichte erzählt hast.«
    Honoria erwiderte ihr Lächeln, dann blickte sie sich um, alarmiert durch das tiefe, unüberhörbare Grollen in der Stimme ihres Gemahls. Sie rief ihn prompt zur Ordnung, indem sie resolut und mit Nachdruck für die Zwillinge eintrat. Das Familienoberhaupt war höchst unzufrieden mit dem Äußeren der beiden jungen Damen – in welcher Hinsicht, das wollte er jedoch nicht näher erläutern.
    Catriona unterdrückte ein amüsiertes Grinsen. Die Cynster-Ehefrauen waren definitiv keine bloßen Marionetten, keine hübschen, aber geistlosen Trophäen, die am Arm ihrer Ehemänner zur Schau gestellt wurden. Mit noch drei anderen dieser Damen im Raum musste sie wohl oder übel zu dem Schluss kommen, dass die männlichen Mitglieder des Cynster-Clans – aus welchen unerforschlichen Gründen auch immer – eine aus tiefster Seele kommende Vorliebe für starke, resolute Frauen hatten.
    Und überdies war es so, dass sie es auch gar nicht anders haben wollten,

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