Gezähmt von sanfter Hand
Gereiztheit zu verbergen. Im Bett zu liegen und nichts zu tun war die Art von Zeitvertreib, für die er nun wirklich gar nichts übrig hatte, aber im Moment war das das Einzige, was er tun konnte. Nichts.
Aber zumindest hatte er seine Ehefrau dazu überreden können, wieder bei ihm zu schlafen; seit seiner Vergiftung hatte sie offenbar Nacht für Nacht in dem Zimmer nebenan geschlafen, um ihn nicht zu stören. Er hatte ihr jedoch sehr deutlich klar gemacht, dass es ihn nun, da er wieder bei Sinnen war, noch erheblich mehr stören würden, wenn sie nicht neben ihm lag. Diese Runde hatte er gewonnen, aber das war auch die einzige.
Im Grunde war es auch völlig sinnlos, darüber zu diskutieren – er konnte ja noch nicht einmal aus eigener Kraft stehen, geschweige denn gehen. Er hatte es versucht – heimlich –, in einem der wenigen Augenblicke, in denen man ihn allein gelassen hatte. Zum Glück war er dabei auf das Bett zurückgestürzt und nicht auf den Fußboden. Seine Muskeln waren eben nicht nur schwach, sondern – wie seine Hexen-Ehefrau ihn eindringlich gewarnt hatte – auch noch immer durch die Wirkung des Gifts in ihrer Funktion beeinträchtigt. Allein schon die Augenlider offen zu halten war eine Anstrengung.
Im Geiste diejenige verfluchend, die ihm das Gift in den Kaffee gemischt hatte, äußerlich jedoch vollkommen ruhig und gelassen, hörte Richard Vane zu, während dieser Neuigkeiten über gemeinsame Freunde berichtete. Mit dem ihm eigenen instinktiven Verständnis und Taktgefühl hatte Devil zunächst davon abgesehen, seinen Bruder mit der Frage zu bedrängen, wer ihn denn vergiftet habe, und hatte stattdessen abgewartet, bis Richard sich wieder einigermaßen erholt hatte. Obgleich Richard und Catriona die Angelegenheit außer bei ihrem kurzen Austausch in Helenas Beisein noch nicht weiter erörtert hatten, hatte Richard Devil mit absoluter Zuversicht versichert, dass die Giftmischerin jetzt keine Gefahr mehr darstellte und dass er und Catriona sich mit der Sache befassen würden, sobald er wieder vollkommen genesen war.
Devil hatte das akzeptiert; Richard wusste, er konnte sich darauf verlassen, dass sein Bruder jedes weitere Interesse an der Sache bezwingen würde. Es war nun einmal eindeutig eine Situation, mit der er und seine Hexen-Ehefrau sich allein auseinander setzen mussten.
Nur eben noch nicht jetzt.
Richard unterdrückte einen Seufzer und lächelte über Vanes Schilderung eines Wettkampfes, der in Beuclaire Hall stattgefunden hatte. Dann ließ er seinen Blick an seinem Cousin vorbei zu der Stelle schweifen, wo Catriona auf dem Fenstersitz saß und emsig mit Flicken und Stopfen beschäftigt war, ihr Haar eine feurig leuchtende Mähne, der das zum Fenster hereinströmende Sonnenlicht noch eine ganz besondere Pracht verlieh.
Wenigstens mit seinen Augen war alles in Ordnung.
Fünf Minuten später – angekündigt durch ein äußerst gebieterisches Klopfen – schwang die Tür auf. Eine hoch gewachsene, breitschultrige, unbeschreiblich elegante männliche Erscheinung kam ins Zimmer hereingeschlendert.
Sein Blick fiel zuerst auf Catriona – und blieb dann auch gleich dort haften.
Die Winkel seines hübschen, fein geschnittenen Mundes verzogen sich zu einem Lächeln, das sowohl Richard als auch Vane nur zu gut kannten, dann trat der Gentleman auf Catriona zu und verbeugte sich schwungvoll vor ihr.
»Gabriel Cynster, meine Liebe.«
Catriona reichte ihm automatisch die Hand; er ergriff sie, zog Catriona mühelos auf die Füße und in seine Arme und küsste sie. Dann hob er den Kopf und lächelte wölfisch auf sie hinab. »Richards Cousin.«
»Noch einer«, lautete Vanes trockener Kommentar.
Gabriel ließ Catriona wieder los, führte sie formvollendet zu ihrem Fenstersitz zurück und bedachte sie noch einmal mit einem unwiderstehlich charmanten Lächeln, bevor er sich schließlich zum Bett umwandte und fragend eine Braue hochzog. »Du auch hier? Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mein Pferd nicht fast zu Schanden geritten, nur um so schnell wie möglich hierher zu kommen.«
Blinzelnd griff Catriona wieder nach ihrer Stopfnadel, hielt ihren Blick jedoch weiterhin auf das Tableau um das Bett herum gerichtet.
»Wie, zum Teufel, hast du davon erfahren?«, wollte Richard wissen. »Erzähl mir nicht, dass es in den Londoner Kreisen bereits allgemein bekannt ist.«
Gabriel blieb neben dem Bett stehen und blickte forschend auf Richard hinunter. »Na ja, du lebst ja ganz offensichtlich
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