Gezähmt von sanfter Hand
sich nach Catriona um.
Als diese ihren Blick spürte, schaute sie auf und zog fragend eine Braue hoch.
Algaria straffte die Schultern und reckte das Kinn. »Wenn du mich auch nur ein bisschen liebst, dann bitte ich dich, geh nicht zu Richard Cynster.«
Ruhig erwiderte Catriona ihren finsteren Blick. »Die Herrin will es so – deshalb muss ich es tun.«
Die technische Seite ihres Vorhabens, ihn unter Drogen zu setzen, hatte sich als wesentlich unkomplizierter erwiesen, als Catriona erwartet hatte. Spät am Abend wanderte sie nervös in ihrem Schlafzimmer auf und ab und wartete auf den Augenblick der Wahrheit – wenn sie in Richards Zimmer gehen würde, um herauszufinden, welchen Erfolg sie erzielt hatte.
Den Trank anzurühren war im Grunde nur eine Frage der richtigen Einschätzung einer ganzen Reihe von Faktoren gewesen, die auf ihrer umfangreichen Erfahrung basierten. Für gewöhnlich war sie die Herrin über die Gesundheit von mehr als zweihundert Seelen, die ihr Tal bevölkerten – sie pflegte und behandelte sie von der Geburt bis zum Tod; sie kannte sich mit ihren Kräutern aus. Die einzige noch verbleibende Ungewissheit lag in der korrekten Einschätzung des Körpergewichts ihres Objektes – am Ende hatte sie ihrem Gebräu einfach eine zusätzliche Portion von beiden Mixturen hinzugefügt und dabei inbrünstig zur Herrin gebetet.
Was nun die Verabreichung der Droge anbetraf, so hatte das Hilfsmittel dafür schon bereitgestanden – Catriona hatte sich an Richards Bemerkungen über den Whisky erinnert, welcher sich geradezu perfekt für ihre Absichten eignete. Der starke, rauchige Geschmack des Whiskys würde den herben Beigeschmack der Kräuter überdecken. Sie hatte die Menge, die sie in die Whiskykaraffe geben wollte, so dosiert, dass schon ein ordentlicher Schluck von der betäubenden Mixtur genügen würde, um bei Richard die gewünschte Wirkung zu erzielen.
Die Mischung dann in die Karaffe zu gießen, war ein Kinderspiel gewesen. Da Catriona ohnehin immer die Letzte war, die zum Abendessen erschien, hatte sie einfach ihre gewohnte Zeit abgewartet und war dann auf dem Weg nach unten kurz an Richards Zimmer vorbeigegangen. Als sie an der Tür angelangt war, war plötzlich der Kammerdiener aus seinem Zimmer herausgekommen. Regungslos wie eine Statue hatte Catriona abgewartet, bis er den Korridor hinunter verschwunden war, und war dann mit angehaltenem Atem weitergeschlichen und schließlich in Richards Zimmer hineingeschlüpft.
Richard bewohnte eines der größten Schlafzimmer im Hause. Die Karaffe stand auf einer kleinen Anrichte neben dem Fenster. Es hatte nur einen winzigen Augenblick gedauert, bis sie die Whiskymenge in der Karaffe richtig eingeschätzt und anschließend die entsprechende Dosis ihrer Mischung beigefügt hatte. Dann hatte sie ihr Fläschchen rasch wieder zugestöpselt, war auf leisen Sohlen aus dem Zimmer hinausgeschlichen und zum Abendessen hinuntergegangen.
Sie hatte sich gewaltig anstrengen müssen – besonders unter dem forschenden Blick aus Richards blauen Augen –, um sich nichts anmerken zu lassen, und das, was sie da gerade ausgeheckt hatte, zu verdrängen. Richard hatte ihre Nervosität gespürt, und deshalb hatte Catriona eine betont hochnäsige Haltung an den Tag gelegt und innerlich darum gebetet, dass er ihre Unruhe auf die Nachwirkungen des morgendlichen Kusses zurückführen würde.
In ihrem Zimmer kämpfte Catriona jetzt gegen die wachsende Aufregung an. Sie rannte hektisch hin und her, während ihr Morgenmantel um sie herumschwang. Darunter trug sie ein Nachthemd aus feinem Batist – Richards Geschmack nach wäre Seide zwar besser gewesen, aber ein solches Gewand besaß sie nicht. Der Gedanke an seine Hände auf ihrem Körper, zwischen ihnen nur noch das dünne Hemd, ließ sie erzittern. Genau in dem Augenblick, als Catriona einen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims warf, begann diese zu schlagen.
Zwölf dumpfe Schläge.
Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen.
Sie fühlte, wie sich ihr Brustkorb verengte, und atmete tief ein. Dann schloss sie kurz die Augen und sandte noch ein letztes Stoßgebet zum Himmel. Sie raffte ihren Morgenmantel und strebte entschlossenen Schrittes zur Tür.
Um ihre Verabredung mit dem Mann einzuhalten, der der Vater ihres Kindes sein würde.
6
Zwei Minuten später stand Catriona vor Richards Zimmertür und starrte auf die eichene Verschalung. Schwer lastete auf ihr das Gefühl einer verhängnisvollen Schicksalhaftigkeit. Sie
Weitere Kostenlose Bücher