Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
reichlich Zeit.«
Sie musste sich zusammenreißen, um nicht an den Bändern ihres Handbeutels zu zupfen. »Woher wusstest du, wo ich bin?«
»Ich ließ dich verfolgen, meine Süße.«
Der Mann mit den braunen Haaren … jetzt wusste sie wieder, wo sie ihn vorher gesehen hatte. Er war der neue Diener in Riverwood, John James.
»Du hast James beauftragt, mich auszuspionieren«, sagte sie entsetzt.
»Ich würde meinen, dein Verhalten rechtfertigt diese Maßnahme«, konterte Rayne kühl.
Madeline wollte sich verteidigen, nur fiel ihr keine passende Erwiderung ein. Ihr Benehmen gab Rayne fürwahr Anlass, ihr zu misstrauen.
Ihre Sprachlosigkeit bewirkte, dass Rayne die Geduld verlor. »Wen schützt du?«, fragte er streng. »Deinen Bruder? Oder deinen Geliebten?«
Madeline fuhr zusammen. »Meinen Geliebten?«
»Es sieht aus, als hättest du hier ein heimliches Schäferstündchen geplant. Wagst du es zu leugnen?«
»Selbstverständlich leugne ich es! Ich habe keinen Geliebten!«
Spannung vibrierte in der Luft zwischen ihnen. »Du bist nicht hier, um Ackerby zu treffen?«, fragte Rayne.
Madeline war noch entsetzter. »Was bringt dich auf den Gedanken, dass ich Ackerby treffe?«
»Das erste Mal, dass ich dir begegnete, behauptetest du, vor ihm zu fliehen. Du warst in einem Gasthof, nur mit einem Nachthemd bekleidet. Wer sagt mir, dass es sich nicht um einen Streit zwischen Liebenden handelte?«
Madeline sah ihn entgeistert an. »Bist du von Sinnen? Wie kannst du auch nur denken, ich würde Ackerby wollen? Der Mann ist widerlich!«
Raynes strahlend blaue Augen zeigten nicht den Hauch von Gefühl.
»Er ist gewiss nicht mein Liebhaber«, beharrte Madeline.
»Warum hat er dich dann im Garten von Danvers Hall geküsst?«
Auf seinen barschen Ton hin reckte Madeline trotzig ihr Kinn. »Er war dort, um mich zu erpressen.«
Wut blitzte in Raynes Blick auf, war jedoch sofort
wieder verschwunden. Er schritt durchs Zimmer und warf seinen Hut und die Handschuhe auf den Tisch. »Ich denke, du solltest mir lieber alles erklären.«
»Was ich gern tue, sofern du mir eine Chance gibst«, entgegnete Madeline.
»Na schön, bitte, fahr fort«, sagte er und setzte sich an den Tisch. »Ich warte.«
»Die Wahrheit ist«, begann Madeline, »dass ich versuche, meinen Bruder vor dem Galgen zu bewahren. «
»Weiter.«
Madeline legte ihren Handbeutel ab und stellte ihn auf den Tisch. »Nun … Gerard brannte vor ungefähr drei Wochen mit der jungen Frau durch, die er seit seiner Kindheit liebt. Doch bevor sie nach Schottland fuhren, stahl er Lord Ackerby ein unbezahlbares Erbstück.«
Madeline gestand ihm die ganze Geschichte, einschließlich Gerards Motiv, die Halskette zu stehlen, und seinem Wunsch, sie den Eltern seiner jungen Braut zurückzugeben, welche die rechtmäßigen Besitzer waren.
Sie berichtete ihm von Ackerbys Zorn, davon, dass Gerard und Lynette die erste Woche ihrer Ehe bei Lynettes Cousin in der Nähe verbracht hätten, bis Gerard von dem Angriff auf ihre Haushälterin hörte und nun fürchtete, dass Ackerby und seine Schergen ihnen auf den Fersen wären, weshalb er sich mit seiner jungen Frau versteckte.
»Gerard beschloss, nach Frankreich zu fliehen«, schloss Madeline leise, »und er bat mich, ihm Geld zu schicken. Aber ich bin stattdessen selbst hergekommen, um ihn zu beschwören, Ackerby die Halskette wiederzugeben.«
»Du willst sie zurückgeben?«, fragte Rayne.
»Selbstverständlich. Das ist das einzig Ehrbare, was man tun kann. Die Kette gehört Gerard nicht, und er hatte kein Recht, sie an sich zu nehmen. Ich hoffe, wenn ich sie Ackerby wiederbringe, verschont er meinen Bruder vor dem Gefängnis oder Schlimmerem. «
Rayne schien nicht ganz überzeugt, dass sie ihm die Wahrheit sagte.
Als er sprach, war seine Stimme eisig. »Also hast du mich belogen und deinen Aufenthaltsort verschleiert, indem du erzähltest, du würdest zu Lady Danvers nach London fahren.«
»Eigentlich habe ich dich nicht belogen«, erwiderte sie. »Ich habe dir lediglich verschwiegen, dass ich hierher fuhr.«
»Du hast Bramsley belogen, was annähernd dasselbe ist.«
»Es ist ganz und gar nicht dasselbe! Ich wollte nicht, dass deine Diener oder andere erfahren, dass mein Bruder ein Krimineller ist.«
Rayne musterte sie prüfend. »Warum bist du nicht zu mir gekommen und hast mich um Hilfe gebeten?«
»Aus einer Vielzahl von Gründen. Ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belasten, und ich musste schnell handeln,
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