Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
wollte ihn zur Vordertür hinauszerren. Unterdes bemühte sich James, die anderen beiden mit den Fäusten in Schach zu halten. Der Wirt stand seitlich und schaute tatenlos zu, während sich vor der offenen Eingangstür Schaulustige sammelten.
James wurde zu Boden geschlagen, als Rayne sich mit einem donnernden Ruf ins Getümmel stürzte und nach rechts und links Hiebe austeilte.
Gerard musste sich durch einen anderen Eingang hineingeschlichen haben, dachte Madeline. Gott sei Dank war James dort gewesen, sonst hätten ihn die Schurken wohl schon verschleppt.
Nun lag James am Boden, und Rayne hatte alle Hände voll zu tun, gegen die beiden anderen zu kämpfen, so dass niemand Gerard helfen konnte, der sich hilflos gegen den Würgegriff des riesigen Kerls wehrte.
Madeline konnte nicht schießen, weil sie dann womöglich
Gerard traf, also tat sie das Einzige, was ihr in den Sinn kam. Sie lief die Treppe hinunter und warf sich auf den Angreifer, dem sie mit Fäusten auf Kopf und Schultern eintrommelte und so fest sie konnte in die Waden trat.
Der Mann war so erschrocken, dass er Gerard fast losließ, erholte sich jedoch schnell und schlug zurück. Seine massige Faust traf Madelines rechte Wange, worauf sie benommen zurücktaumelte.
Sie stieß einen Schmerzensschrei aus, stürmte allerdings gleich wieder auf den Halunken los, entschlossener denn je. Wie viel Zeit verging, konnte sie nicht sagen, doch es musste eine kurze Weile gewesen sein, ehe sie von festen Händen gepackt und beiseitegezogen wurde. Gleichzeitig entwand man ihr die Pistole.
Im nächsten Augenblick stand Rayne beschützend vor ihr und hielt dem Grobian ihre Pistole an den Kopf. »Wenn dir dein Leben lieb ist, lässt du ihn los«, sagte er mit tödlich ruhiger Stimme.
Der Schurke war zunächst wie versteinert, dann ließ er von Gerard ab und hob beide Hände in die Höhe.
Rayne wirkte fürwahr furchteinflößend, stellte Madeline fest. Er hatte die beiden anderen Angreifer niedergestreckt, wie sie sah, während Gerard auf die Knie sank und sich würgend und keuchend an den Hals fasste.
Atemlos ließ Madeline sich neben ihrem Bruder nieder. Ihre Wut und Angst wichen allmählich einer großen Erleichterung.
»Gütiger Gott, Gerard«, sagte sie und legte eine Hand auf seine Schulter. »Geht es dir gut?«
Außer dass sein Hals scheußlich rot war, blutete er aus der Nase und sein linkes Auge schwoll bedenklich
zu. »Es wird schon … gleich …«, japste er nickend.
Dann hustete er wieder und blickte zu Rayne auf. »Das war … ein beachtlicher … rechter Schwinger … den Sie dem Kerl verpasst haben. Sie müssen … in Gentleman Jacksons Club … geboxt haben. «
Madeline verdrehte die Augen. Es sah ihrem Bruder ähnlich, die Todesgefahr sogleich zu vergessen und stattdessen die Kampfkünste Raynes zu bewundern!
»Sie müssen Haviland sein«, fügte Gerard heiser hinzu. »Danke … Sie waren gerade zur rechten Zeit hier.«
»Danken Sie nicht mir sondern Ihrer Schwester«, erwiderte Rayne grimmig.
Gerard warf Madeline ein zittriges Grinsen zu. »Teuerste Schwester, ich bin dir überaus dankbar.«
Rayne hingegen bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Ich glaube, ich sagte dir, dass du oben bleiben sollst.«
Sie würdigte diese Zurechtweisung keiner Antwort.
Als sie ihrem Bruder aufhalf, sah Rayne sich ihre lädierte Wange an.
»Der Mistkerl hat dich geschlagen «, murmelte er und berührte sie sanft.
Raynes Gesicht war so finster vor Zorn, dass Madeline zurückwich. »Es ist unbedeutend. Gerard ist sicher, und das ist alles, was zählt.«
Auf ihr Zurückweichen hin veränderte sich Raynes Miene, und für einen kurzen Moment meinte Madeline, darin etwas wie Reue zu entdecken. Dann wandte er sich wieder zu dem Missetäter und drückte ihm den Pistolenlauf fester an den Kopf.
»Wer hat dich geschickt, Ellis zu überwältigen?«, fragte er unheimlich ruhig.
»S…Seine L…Lordschaft … Baron Ackerby«, stammelte der Mann.
In dem Moment kam John James wieder zu sich. Als er sich aufrappeln wollte, rührte sich endlich der Wirt, eilte zu ihm und half ihm hoch.
Rayne bemerkte die Zuschauer an der offenen Tür und schickte sie brüsk ihrer Wege, ehe er sich zu dem Wirt umdrehte. »Haben Sie eine Kammer, in die wir diese Schurken sperren können, Mr Pilling?«
»Ja, Mylord«, antwortete Pilling und wies auf eine Tür hinterm Tresen. »Der Lagerraum hat ein festes Schloss.«
»Gut. Ich will mich noch mit ihnen unterhalten, ehe die
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