Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
durchbrannten, weint sie sich in den Schlaf, weil sie von ihrer Familie getrennt ist. Was immer sie an Liebe für mich empfinden mag, wird rasch sterben, sollte es mir nicht gelingen, die Vergebung der Eltern zu gewinnen und sie wieder mit ihrer Tochter zu vereinen.«
Madeline fühlte zwar mit ihm, konnte allerdings nicht finden, dass seine Not einen Diebstahl rechtfertigte. »Falls Lynette dich wahrhaft liebt, wird sie dein Leben höher schätzen als die materielle Entschädigung ihrer Eltern. Du hättest heute zu Tode kommen können. Und Lynette wird wohl kaum glücklicher, solltest du am Galgen enden – oder ihr beide für den Rest eures Lebens als Flüchtige in Frankreich verbringen müssen.«
»Nein, Lynette stimmt mir zu. Sie will, dass ihre Eltern die Halskette bekommen, selbst wenn wir in Frankreich leben müssen.« Gerard sah sie flehend an. »Bitte, Maddie, du musst uns helfen!«
Madeline sah ihn eine Weile nachdenklich an. »Was würde Maman sagen?«, murmelte sie schließlich.
»Es ist unfair, Maman anzusprechen«, erwiderte er leiser. »Maman ist seit langem tot. Und außerdem glaube ich, auch sie würde wollen, dass Lynettes Eltern Gerechtigkeit widerfährt.«
Vielleicht hatte er Recht …
»Begreifst du nicht, dass du deine gesamte Zukunft ruinierst, Gerard? Ganz zu schweigen davon, dass
wir uns nie wiedersehen könnten. Du musst Ackerby die Halskette zurückgeben.«
»Ich kann nicht, Maddie. Und ich will nicht.«
Angespannte Stille trat ein.
»Es gibt eine einfache Lösung«, sagte Rayne auf einmal ruhig.
Als Madeline ihn fragend ansah, erklärte er: »Ich werde Ackerby die Halskette abkaufen, und ihn überzeugen, keine rechtlichen Schritte gegen deinen Bruder einzuleiten.«
»Potzblitz, das wäre ja großartig von Ihnen!«, rief Gerard.
Madeline aber starrte Rayne an, hin- und hergerissen zwischen Angst und Hoffnung. Gerards Verweis auf die Not der Revolutionsflüchtlinge dürfte Rayne ungleich mehr bewegt haben als die Furcht, die Liebe seiner Frau zu verlieren. So oder so konnte Madeline nicht zulassen, dass Rayne solche finanziellen Opfer brachte.
Noch viel weniger verstand sie, warum Rayne ihrem Bruder aus dessen selbstverschuldeten Dilemma helfen wollte. Vor kurzem erst hatte Rayne sie des Verrats und Ehebruchs bezichtigt!
»Es wäre keineswegs ›großartig‹«, entgegnete sie und wandte sich zu Rayne. »Selbst wenn Ackerby bereit ist, die Halskette herzugeben – was ernstlich zu bezweifeln wäre –, würde sie ein Vermögen kosten, und ich kann nicht erlauben, dass du dein Geld wegwirfst, um die Vergehen meines närrischen Bruders noch zu unterstützen.«
»Dickköpfigkeit liegt bei euch eindeutig in der Familie«, bemerkte Rayne.
»Ich habe dir schon gesagt, Mylord, dass ich keine Almosen von dir will.«
Hastig mischte Gerard sich ein. »Also, ich bin nicht
zu stolz, um seine Wohltätigkeit zu akzeptieren. Ich kann Ihnen gar nicht genug danken, Lord Haviland. Und ich zahle Ihnen alles zurück, auch wenn es Jahre brauchen wird.«
»Jahre?«, wiederholte Madeline verächtlich. »Du wärst über Jahrhunderte verschuldet!«
»Das ist immer noch besser als im französischen Exil zu leben.«
Angesichts Gerards Uneinsichtigkeit versuchte Madeline es lieber bei Rayne. »Wie willst du Ackerby dazu bringen, sich von der Halskette zu trennen und Gerard ungescholten davonkommen zu lassen?«
»Das sollte nicht allzu schwierig werden«, antwortete er. »Bedenkt man, dass er seine Schergen hinter deinem Bruder herjagte und eure Haushälterin angriff. Ackerby wird nicht wollen, dass sein brutales Vorgehen bekannt wird, und erst recht nicht die Gerüchte, sein Vater hätte mit dem ursprünglichen Diebstahl zu tun gehabt.«
Madeline schüttelte ungläubig den Kopf.
»Komm schon, Maddie«, flehte Gerard sie an. »Du willst doch nicht, dass ich außer Landes fliehen muss. Und dies ist die perfekte Lösung.«
Seufzend gab sie sich geschlagen. »Ach, also gut. Aber du verdienst nicht, so leicht davonzukommen.«
Ihr Bruder grinste. »Natürlich nicht. Ich weiß, welches Glück ich habe, du Beste aller Schwestern.«
Sie biss die Zähne zusammen, um nicht spitz zu kontern.
»Wo ist die Halskette jetzt?«, fragte Rayne.
»Bei meiner Gemahlin Lynette«, antwortete Gerard bereitwillig. »Wir haben Zuflucht auf einer Farm ein paar Meilen von hier gefunden.« Er wurde ernster. »Ich sollte baldmöglichst zu Lynette zurückkehren. Sie sorgt sich sonst.«
»Sind Sie hergeritten?«
»Nein,
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