Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
offensichtlich hatte sie ihm längst vergeben, dass sie sich im Traum seinen sündigen Küssen hingab.
Verärgert, weil sie ihren unsinnigen Träumen nachhing, seufzte Madeline und schüttelte die Erinnerungen ab, während sie aufstand, um sich zu waschen und anzukleiden. Haviland hatte sie gestern Abend schlicht für ein leichtes Mädchen gehalten und war purer männlicher Lust gefolgt, als er ihre Verfügbarkeit dreist ausnutzte.
Und du benahmst dich schamlos, seine Umarmung mit solch verwerflicher Inbrunst zu erwidern!
Madeline errötete bei dem Gedanken an ihr unmögliches
Betragen, konnte gleichzeitig aber nicht umhin, es zutiefst zu bedauern, dass sie nie wieder etwas derart Bezauberndes erleben würde. Schließlich hatte Haviland versprochen, dass es nie wieder vorkäme, und er war ein Mann, der zu seinem Wort stand … leider.
Murmelnd wies sie sich zurecht, zog ihre Unterkleider an und griff nach ihrem Kleid. Hätte sie doch nur etwas anderes anzuziehen als dieses hässliche schwarze Bombasin …
Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen.
»Ich weiß, Maman . Ich sollte mich nicht über meinen Mangel an hübschen Kleidern beklagen, wo es doch arme Seelen gibt, die in Lumpen gehen müssen. «
Und sie durfte auch nicht schlecht von Lord Haviland denken, selbst wenn seine bevormundende, dominante Art bisweilen höchst enervierend war. Vor allem aber war sie dankbar, dass er sie gestern rettete. Sie hatte wahrlich seine Hilfe gebraucht. Und dank ihm stellte sich nun auch noch ihre Zukunft rosiger dar.
Die Aussicht, künftig nicht mehr als Gesellschafterin sondern als Lehrerin an einer Akademie für junge Damen zu arbeiten, war sehr verlockend. Wie angenehm wäre es, nicht mehr den Launen und der Gnade launischer alter Frauen ausgeliefert zu sein, dachte Madeline.
Trotzdem wunderte sie, dass Haviland seine eigenen Angelegenheiten aufgeschoben hatte, um sie hierher zu begleiten. Aufgrund ihrer zugegebenermaßen begrenzten Erfahrung mit Adligen, hatte sie bislang keine sonderlich hohe Meinung von ihnen. Vielmehr hielt sie die Mitglieder des britischen Adels zumeist für faul und gleichgültig.
»Aber ich muss sagen, dass ich von Haviland beeindruckt bin, Maman . Er ist in jeder Hinsicht anders als Baron Ackerby.«
Nicht zu vergessen, dass er Madeline nicht von oben herab behandelt hatte, weil sie für ihren Unterhalt arbeiten musste.
So ungern sie sich ihm verpflichtet fühlen würde, musste sie dringend bald eine Stellung finden, wenn sie ihrem Bruder nicht zur Last fallen wollte. Gerard sollte sein Eheleben unbelastet von einer ledigen Schwester beginnen.
Bei dem Gedanken an ihren Bruder wurde Madeline ganz warm ums Herz. Seine große Liebe zu heiraten, war Gerards beste Chance, Glück zu finden, und Madeline musste sie ihm ermöglichen. Selbstverständlich fühlte sie sich auch verantwortlich für ihn. Da sie ohne Mutter – und größtenteils auch ohne Vater – aufgewachsen waren, hatten Gerard und sie nur einander.
Der frühe Tod ihrer Mutter war etwas, das Madeline bis heute schmerzlich bedauerte. Und die Trauer der Kinder wurde noch gesteigert, als sich Papa aus Kummer vollends in seine Arbeit vergrub.
Ihre Eltern hatten sich inniglich geliebt, und nun hatte Gerard seine große Liebe. Ein klein wenig beneidete Madeline ihn darum. Sie hatte sich stets jemanden gewünscht, den sie lieben könnte, einen Ehemann, den sie verehren und mit dem sie alt werden könnte, einen zärtlichen Liebhaber, der ihr die Kinder schenkte, nach denen sie sich sehnte.
In ihren kühnsten Träumen stellte sie sich vor, von Leidenschaft und Romantik mitgerissen zu werden. Dabei hatte sie bislang noch niemals einen Verehrer gehabt. Mit ihrem eher unscheinbaren Äußeren, ihrem Mangel an Mitgift und gänzlich eingenommen
von ihrer sehr zurückgezogen lebenden Arbeitgeberin, hatte sie nie wünschenswerte Verehrer anziehen können. Leider war es ihr dennoch gelungen, die Aufmerksamkeit ihres widerwärtigen Nachbarn, Baron Ackerby, auf sich zu ziehen.
Trotz allem sehnte sie sich nach Liebe. Manchmal war das Gefühl so übermächtig, dass es einem körperlichen Schmerz gleichkam.
Aber es war sinnlos, über Dinge nachzudenken, die ihr fehlten, ermahnte Madeline sich und steckte sich ihr Haar zu einem strengen Knoten auf. Sie hatte wahrlich drängendere Sorgen. Der Butler von Danvers Hall und seine Frau, die Haushälterin Mrs Simpkin, waren ausgesprochen freundlich zu ihr gewesen; dennoch war Madeline unwohl dabei, sich
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