Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
dass Madeline und Freddie Gefallen daran fanden, ihn zu necken.
»Und ob«, fuhr Freddie fort. »Ich hab schon immer gedacht, dass Rayne im falschen Jahrhundert geboren
wurde. Er hätte einen großartigen Ritter der Tafelrunde abgegeben.«
»Ja, ich kann ihn mir auf einem weißen Schlachtross vorstellen«, pflichtete sie ihm bei.
Rayne konnte seinem Cousin nicht verdenken, dass er sich mit ihm im fortdauernden Wettstreit glaubte. Seit sie beide Jungen waren, hatte Rayne sich dem Richtigstellen von Ungerechtigkeiten, der Verteidigung der Schwachen und Verwundbaren verschrieben. Er ertrug es nicht, Ungerechtigkeit zu sehen und nichts gegen sie zu tun. Zweifellos war er deshalb in letzter Zeit so rastlos. Er suchte nach einer neuen Aufgabe in seinem Leben, aber bisher hatte er noch nichts gefunden, das auch nur entfernt seine Zeit oder seine Talente lohnte.
»Aber sein Wagemut ist nicht bloß vorgetäuscht«, erklärte Freddie, mehr als offensichtlich um Fairness bemüht. »Er hat unzählige Male sein Leben riskiert.«
Miss Ellis wurde sofort ernster und warf Rayne einen entschuldigenden Blick zu. »Ja, ich weiß. Ich sollte mich nicht über Sie lustig machen, Mylord.«
Ihm war es lieber, wenn sie über ihn lachte, als dass sie so zerknirscht aussah. »Ich bin wohl kaum ein Heiliger.«
»Nein, als solchen stellte ich Sie mir auch nie vor. Dennoch sollten Sie geachtet, nicht lächerlich gemacht werden.«
»Ah, erinnern Sie mich das nächste Mal daran, wenn Sie mich auf meinen Mangel an Manieren hinweisen! Und nun essen Sie Ihr Frühstück, Miss Ellis. Ihr Rührei wird kalt.«
Sein Befehlston war eine absichtliche Provokation, und sie erntete die erwünschte Reaktion. Ihre grauen Augen blitzten auf, ehe erneut das amüsierte Funkeln zu sehen war.
»Sehr wohl, Mylord«, murmelte sie brav – und tat überraschenderweise wie geheißen.
Ihre Unterwürfigkeit war reines Schauspiel, das ihr wahres Naturell verbarg, wie Rayne wusste, als er sich wieder seinem eigenen Frühstück widmete. Madeline Ellis war impertinent, scharfzüngig und furchtlos, wenn es darum ging, ihren Platz in der Hackordnung der feinen Gesellschaft zu erkennnen. Sie ordnete sich nicht unpragmatisch ganz unten ein. Nur musste er zugeben, dass ihr lebhafter Esprit ihn anzog.
Ja, er fand sogar eine Menge Dinge an Madeline sehr anziehend. Ihre Augen waren heute Morgen heller, klarer, tief und sinnlich. Und ihr Mund … Rayne ertappte sich dabei, wie er ihren sündhaften Mund beobachtete, als sie in ein Stück Teekuchen biss.
Er bereute, sie gestern Abend gekostet zu haben, keine Frage. Hätte er nicht gewusst, wie wundervoll sich ihre Küsse anfühlten, kämen ihm jetzt nicht solche unerwünschten, lüsternen Gedanken.
Seine Lust überraschte ihn. Hier war kein Feuerschein, und trotzdem malte er sich nach wie vor aus, mit Madeline ins Bett zu steigen. Für einen Moment verharrte sein Blick auf ihren vollen Brüsten. Er stellte sich vor, wie er ihr dieses hässliche schwarze Kleid auszog und ihren wundervollen Körper in etwas Weicheres, Verführerischeres hüllte, blassrosa Seide beispielsweise. Oder ein dunkler Lavendelton, der ihre ungewöhnlichen Augen …
Rayne spürte, wie seine Lenden sich dem Reiz ergeben wollten. Er musste sich und seine unerbetenen körperlichen Gelüste in Zukunft wahrlich gut unter Kontrolle behalten!
Gleichwohl war er froh, dass Madeline in sein Leben getreten war. Auch wenn er sie gestern Abend
gerettet hatte, weil er sich ihrem Vater verpflichtet fühlte, war er von heute ab doch entschlossen, ihr um seinetwillen zu helfen – weil seine Langeweile auf magische Weise schwand, sowie Madeline erschien. Deshalb hatte er vor, seine besten Überzeugungstaktiken anzuwenden, um Arabella, Lady Danvers, zu bewegen, Madeline als Lehrerin einzustellen.
Er wollte, dass sie in der Nähe blieb, damit sie auch weiterhin seine langweilige Existenz belebte.
Da Madeline sehr gern als Lehrerin für die Akademie eingestellt werden würde, war ihre Nervosität nur natürlich, als sie später am Vormittag Gelegenheit zu einem Vorsprechen bekam. Zum Glück war ihre Reisetruhe in Riverwood eingetroffen, so dass sie sich ein passenderes Kleid aus dunkelblauer, feinerer Wolle anziehen konnte.
Auf Madelines Drängen hin schrieb Lord Haviland eine Nachricht an Lady Danvers, in der er um ein Gespräch bat. Dann fuhr er Madeline in seiner Kutsche nach Danvers Hall hinüber, was sehr viel förmlicher war als ein Fußmarsch durch die
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