Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
aneinandergrenzenden Parks.
Lady Danvers empfing beide im Salon und hieß nicht nur Madeline erstaunlich warmherzig willkommen, sondern winkte auch sofort jeden Dank für die Unterbringung letzte Nacht ab. Haviland hatte also wieder einmal Recht gehabt. Wie Lady Danvers sagte, suchte sie derzeit nach einer Lehrerin, und drückte ihre Freude aus, dass Madeline sich für eine Stellung interessierte.
Die Countess schien ungefähr im selben Alter wie Madeline, nur war sie eine Schönheit – groß und elegant mit ihrem hellen Haar, einem rosig-goldenen Teint, eine Lady durch und durch. Und dennoch
sprach sie mit ungewöhnlicher Leidenschaft von der Freemantle-Akademie für junge Damen, als sie ihr alles beschrieb.
»Meine zwei jüngeren Schwestern und ich gründeten die Akademie vor einigen Jahren mit Hilfe unserer Gönnerin, Lady Freemantle«, erklärte Lady Danvers. »Wir sind allerdings mehr eine Vorbereitungsschule für die Privatinternate. Wir lehren die Töchter aus wohlhabenden Familien der arbeitenden Klasse, sich in die Salons und Ballsäle der feinen Kreise einzufügen.«
»Welche Fächer bieten Sie an?«, fragte Madeline neugierig.
»Zumeist wurden unsere Schülerinnen vorher von privaten Gouvernanten unterrichtet, so dass sie in den üblichen Fächern recht gut sind, nur fehlt es ihnen an der nötigen Eleganz und Gelassenheit, die man von einer jungen Dame erwartet. Daher bieten wir ihnen für die letzten Jahre vor ihrer Einführung in die Gesellschaft an, sie in Haltung, Benehmen, Sprache, Konversation und auch vornehmen Zerstreuungen wie Reiten, Tanzen, Bogenschießen und Musizieren zu unterweisen. Unser Ziel ist es, ihnen die Kultiviertheit und Eleganz beizubringen, die sie brauchen, um in den Adel einzuheiraten.«
Madeline musste ein Stirnrunzeln unterdrücken, war der Unterrichtsplan, den Lady Danvers ihr schilderte, doch so ganz anders als das, was sie erwartet hatte. Aber sie blieb stumm, während Lady Danvers fortfuhr.
»Früher haben meine Schwestern und ich mindestens ein Fach pro Tag unterrichtet, aber da wir alle in diesem Jahr heirateten, müssen wir unseren Lehrplan ändern. Zudem«, hier lächelte die Countess verhalten, »bin ich mit familiären Dingen befasst. Und
wenn das Baby nächstes Frühjahr geboren ist, werde ich wohl noch weniger Zeit für die Akademie haben. Wir haben eine Direktorin, die sich um die tägliche Verwaltung der Schule kümmert. Und ich konnte unlängst eine andere Vollzeitlehrkraft verpflichten, die über die meisten Stunden wacht. Nicht zu vergessen, dass eine enge Freundin von mir oft an der Akademie unterrichtet. Aber bei siebenundzwanzig Schülerinnen können wir jemanden mit Ihren Qualifikationen gebrauchen, uns im Unterricht zu unterstützen, Miss Ellis.«
Madeline beschloss, dass es an der Zeit war, etwas zu sagen. »Ich bin nicht sicher, ob meine Qualifikationen für Ihre Akademie ausreichen, Lady Danvers. Als ich aufwuchs, genoss ich das Privileg einer hervorragenden Gouvernante, folglich bin ich gut ausgebildet im Zeichnen, Sticken, in Geschichte, Geografie und sogar Grundlagen der Buchhaltung, da wir eine Farm besaßen und ich die Bücher führte. Aber ich bin nicht im Mindestens musikalisch, und meine Kenntnisse der Kultur und des gute Benehmens sind äußerst mangelhaft. Ich habe mich niemals in gehobenen Kreisen bewegt. Der feinen Gesellschaft kam ich bestenfalls entfernt nahe, indem ich meiner letzten Arbeitgeberin, Lady Talwin, diente, und das auch nur über ihre letzten Jahre, als ich sie im Krankenbett betreute.«
Lady Danvers lächelte. »Miss Ellis, ich glaube, Sie missverstehen meine eigene gesellschaftliche Qualifikation. Bis zum letzten Jahr lebten meine Schwestern und ich unter der dunklen Wolke eines Skandals, der uns gänzlich von den feinen Kreisen ausschloss. Und weil wir quasi mittellos waren, mussten wir für unseren Unterhalt arbeiten. Zu unserem Glück brachte die Akademie genügend ein, uns ein gewisses Maß
an Unabhängigkeit zu sichern, so dass wir nicht gezwungen waren, uns gegen unseren Willen zu verheiraten. «
»Aha«, sagte Madeline. Das Geständnis der Countess überraschte und erleichterte sie sehr, denn auch Lady Danvers hatte anscheinend nach Unabhängigkeit gestrebt, und wie Madeline war sie ebenfalls nie bereit gewesen, zu heiraten, um zu überleben.
»Dem ersten Eindruck nach wissen Sie, sich auszudrücken, und wie ich höre, sind Ihre Manieren tadellos«, fügte Lady Danvers hinzu und warf dabei einen Blick zu
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