Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
weshalb Sie meine Hilfe ablehnen.«
»Weil ich Sie auf keinen Fall in Gefahr bringen will. Ihr Vater würde mir dafür den Kopf abschlagen, lebte er noch.«
»Mein Vater hat nichts mit all dem zu tun.«
»Er würde wollen, dass ich Sie beschütze.«
Trotzig reckte Madeline ihr Kinn. »Ich schätze es nicht, wenn man mich wie eine zerbrechliche, hilflose Dame behandelt, Lord Haviland. Ich bin nicht aus Porzellan.«
»Was ich auch niemals annehmen würde.«
Mit einem empörten kleinen Schnauben verschränkte sie die Arme vor der Brust, was leider zur Folge hatte, dass Haviland sofort auf ihren Busen blickte.
Dort verharrte sein Blick für ein oder zwei Herzschläge, ehe er zu ihrem Gesicht zurückkehrte. »Warum bestehen Sie darauf, mich zu begleiten?«
Zunächst schwieg Madeline, denn sie wollte ihm nicht gestehen, wie dringend sie sich seine Anerkennung wünschte. Es war erniedrigend, dass er sich stets um sie kümmerte, deshalb wollte sie zur Abwechslung einmal ihm helfen.
»Weil ich nicht gern etwas schuldig bleibe. Sie haben mir großzügig zu meiner Anstellung bei Lady Danvers verholfen; nun möchte ich mich erkenntlich zeigen.«
»Sie würden mir einen großen Dienst erweisen, indem Sie sich aus der Angelegenheit heraushalten.« Er hielt eine Hand in die Höhe, als sie etwas erwidern wollte. »Genug von Freddies Briefen, meine Liebe. Ich habe etwas anderes, das ich mit Ihnen besprechen möchte.«
Es ärgerte Madeline, dass er ihr nicht einmal zuhören wollte. So leicht gab sie nicht auf, auch wenn sie es gegenwärtig für angeraten hielt, Haviland seinen Willen zu lassen. »Nun gut, was möchten Sie besprechen? «
»Ich möchte Sie um Ihre Hand bitten.«
Madeline starrte ihn verständnislos an. Zweifellos hatte sie sich verhört.
»Würden Sie mir die Ehre erweisen, mich zu heiraten, Miss Ellis?«, fragte Haviland direkter.
Mindestens ein Dutzend wirrer Gedanken gingen Madeline durch den Kopf, während sie zugleich ein wahrer Gefühlsaufruhr ergriff – Unglaube, Verwirrung, Freude, Misstrauen …
»Treiben Sie Scherze mit mir, Lord Haviland?«
»Selbstverständlich nicht.«
»Sie können unmöglich im Ernst reden«, sagte sie, und unwillkürlich erhob sie die Stimme. »Sie wollen mich heiraten?«
»Ich versichere Ihnen, dass ich es vollkommen ernst meine, Madeline. Ich hätte Sie gern zu meiner Gemahlin und Countess.«
Er scherzte nicht, stellte Madeline sprachlos vor Staunen fest, auch wenn sie minder überrascht hätte, wäre ihr der Mond auf einem Silbertablett offeriert worden.
Sie öffnete den Mund, schloss ihn aber gleich wieder, weil sie nichts zu sagen hatte. Zudem war ihr, als hätte sie gar keinen Atem mehr.
»Bitte, zügeln Sie Ihren Enthusiasmus«, bemerkte Haviland trocken.
Unsicher sah Madeline ihn an. Träumte sie? Vor wenigen Minuten erst hatte sie beklagt, dass Haviland sie niemals auch bloß näher ansehen würde, und nun trug er ihr die Ehe an?
Sie schluckte. »Sie müssen zugeben, dass Ihr Antrag äußerst unerwartet kommt«, brachte sie endlich heraus.
»Ganz und gar nicht. Ich bin auf der Suche nach einer wohlerzogenen Gemahlin, die mir einen Erben schenkt. Sie brauchen jemanden, der Sie ernährt und beschützt. Mit einer Heirat würden wir quasi zwei Fliegen auf einen Streich schlagen.«
Das also war der Grund! Sie hätte wissen müssen, dass sein verblüffender Antrag nicht etwa einer wachsenden Zuneigung zu ihr entsprang.
»Ich halte nichts vom Fliegenerschlagen«, erwiderte Madeline. »Warum sollte jemand harmlose Kreaturen töten wollen?«
Er lachte. »Sie wissen, dass es sich lediglich um eine Redewendung handelt. Und Sie weichen meiner Frage aus. Wollen Sie mich heiraten, Madeline?«
Sie wich seiner Frage auch weiterhin aus, indem sie eine andere stellte. »Warum in aller Welt machen Sie mir einen Antrag? Sie haben die freie Wahl zwischen der halben weiblichen Bevölkerung Englands.«
»Ich möchte nicht die halbe weibliche Bevölkerung sondern Sie.«
»Warum?«
»Weil Sie über viele der Vorzüge verfügen, die ich mir bei einer Gemahlin wünsche.«
»Nennen Sie mir einen.«
»Ich kann Ihnen gleich mehrere aufzählen, angefangen damit, dass mir Ihre Gegenwart behagt.«
Die Freude, die Madeline für einen kurzen Moment empfunden hatte, schwand sogleich. »Behaglichkeit ist eine dürftige Grundlage für die Ehe.«
»Aber sie ist ein guter Anfang. Und ich kann nicht behaupten, ähnlich bei einer der jungen Damen empfunden zu haben, die ich bisher
Weitere Kostenlose Bücher