Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
und dort die Kutsche mit dem Wappen von Drew Moncrief, dem Duke of Arden, sah. Arden selbst kam soeben die Stufen von Raynes Eingang hinunter.
Neugierig schritt Rayne dem großen eleganten Duke entgegen.
»Ich würde Sie gern sprechen, falls es möglich ist, Haviland«, begrüßte Arden ihn.
Sein Tonfall gab keinerlei Hinweis auf den Zweck seines äußerst frühen Besuchs. Rayne bat ihn herein. Nachdem er ihre Mäntel und Hüte Walters übergeben hatte, führte Rayne den Duke in sein Studierzimmer, wo sie sich auf die bequemen Ledersofas setzten.
»In meiner jüngsten Tätigkeit für die Regierung«, begann Arden, »erhielt ich Kenntnis von Ihren Bemühungen
im Kampf gegen Napoleon. Über Jahre haben Sie die nationalen Interessen vor zahlreichen Bedrohungen geschützt. Mir ist bekannt, dass das Außenministerium keine Nachrichtenabteilung mehr finanziert, aber ich meine, dass Ihre Fähigkeiten sich bei innerstaatlichen Angelegenheiten als sehr wertvoll erweisen können, Haviland. Sie wissen, dass Prinny im letzten Januar einen Attentatsversuch überlebte?«
»Ja, ich hörte davon«, antwortete Rayne.
George, der britische Prinzregent, wäre beinahe erschossen worden, und seine Unbeliebtheit war bis heute immer wieder Auslöser von Unruhen.
»Wie kann ich von Nutzen sein?«, fragte er Arden.
»Es gehen verstörende Gerüchte um, dass ein neuerliches Attentat auf den Regenten geplant wird. Ich würde Sie gern mit der Ermittlung beauftragen. Sollten Sie herausfinden, dass die Geschichten stimmen, möchte ich, dass Sie möglichst den Plan vereiteln.«
Rayne unterdrückte ein Lächeln. Erst letzte Woche hatte er sich beklagt, wie öde sein Leben war, und sich mehr Aufregung gewünscht. Eine Erpressung zu verhindern, zum Duell zu fordern, eine Heirat arrangieren und eine politische Intrige aufzudecken, dürften Raynes Rastlosigkeit und Langeweile kurieren.
Wie günstig, dass Ardens Bitte ausgerechnet jetzt kam. Rayne würde es genießen, seinen Verstand gegen einen neuen Feind einzusetzen.
Zuerst musste er allerdings seine Hochzeit und die Hochzeitsnacht hinter sich bringen. Nicht, dass es ihm eine leidige Pflicht wäre, Madeline in die Wonnen des Ehebettes einzuführen … und das Verlangen zu stillen, das sich in ihm aufbaute, seit er sie in dem Gasthof geküsst und einen Vorgeschmack auf die leidenschaftliche Frau bekommen hatte, die in ihr schlummerte.
Trotzdem freute er sich über die Zerstreuung. Eine neue Aufgabe lieferte ihm einen exzellenten Vorwand, Abstand zu Madeline zu halten.
»Es wäre mir ein Vergnügen zu helfen«, sagte Rayne. »Fangen wir am besten damit an, dass Sie mir alles erzählen, was Sie wissen und gehört haben. Dann kann ich beurteilen, was zu tun ist.«
Zehntes Kapitel
Bezaubernd, magisch, wunderschön, unglaublich … mir fehlen die Worte, es zu beschreiben, Maman.
Wie drastisch hatte sich ihr Leben innerhalb einer einzigen Woche verändert, dachte Madeline, als sie im eleganten Salon von Riverwood ihr Ehegelübde sprach.
Sie war in Gefahr gewesen, eine alte Jungfer zu werden, und nun ging sie den heiligen Stand der Ehe mit einem verwegen schönen Adligen ein, der ihr eine Welt von Privilegien und Wohlstand bot.
Die kleine, aber illustre Schar von Hochzeitsgästen war bloß ein Zeichen dafür, wie sehr sich Madelines Lebensumstände veränderten. Neben dem Vikar und ihren beiden neuen Freundinnen von der Akademie, Jane Caruthers und Penelope Melford, waren Arabella und ihr Ehemann Marcus, Lord Danvers, anwesend, Arabellas Schwester Roslyn und deren Ehemann, der Duke of Arden, sowie Freddie Lunsford.
Madeline fühlte sich ein wenig überwältigt von der erstaunlichen Schicksalswendung. Sie trug ein blassgrünes Seidenkleid, eine Leihgabe von Arabella, bei dem sie die Nähte am Mieder ausgelassen und den Saum aufgesteckt hatten.
Die größte Veränderung jedoch war, dass Madeline ihre Träume und romantischen Ideale aufgegeben hatte. Rayne und sie waren praktisch Fremde, die aus reiner Vernunft heirateten.
Oder zumindest war Vernunft sein Beweggrund. Ihrer hingegen war ein gänzlich anderer.
Sie war in einen Mann verliebt, der einzig an dem Erben interessiert war, den sie ihm geben konnte.
Und leider wusste Madeline außerdem, dass sie nicht Raynes erste Wahl gewesen war. Die wunderschöne Roslyn stünde jetzt hier, hätte sie den Duke nicht geheiratet.
Madeline überkam ein Anflug von Traurigkeit. Ihr Vater hatte ihre Mutter angebetet, und Madeline wünschte sich
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