Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
»Natürlich will ich es gern, aber ich kenne eine Dame, die Ihnen diesbezüglich sehr viel besser Rat geben kann.
Ihr Name ist Fanny Irwin. Allerdings zögere ich, Sie mit ihr bekanntzumachen, denn Sie könnten es als Affront auffassen.«
»Warum sollte ich?«
»Weil meine Freundin eine stadtbekannte Kurtisane ist. Fanny stammt aus vornehmem Hause, verließ ihre Familie jedoch mit sechzehn Jahren, um ihr Glück zu machen. Wir kennen uns schon seit frühester Kindheit, waren wir doch Nachbarn und beste Freundinnen in Hampshire.« Arabella rümpfte amüsiert die Nase. »Meine Schwestern und ich weigerten uns, ihr die Freundschaft aufzukündigen, sehr zum Verdruss der feinen Kreise, aber Sie möchten vielleicht nicht so gern mit ihr in Verbindung gebracht werden.«
Madeline war überrascht, dass die Schwestern mit einer berühmten Kurtisane Umgang pflegten, hatte jedoch keinerlei Bedenken. »Das macht mir nicht das Geringste aus. Ich bin dankbar für jede Hilfe, die sie mir geben kann.«
»Vertrauen Sie mir, Sie wird Ihnen sehr helfen können. Mir und meinen Schwestern hat sie unschätzbare Ratschläge gegeben, was das Verständnis von Männern und Ehemännern betrifft. Aber wir sollten Ihre Konsultation geheimhalten, denn wir wollen ja keinen Skandal heraufbeschwören.«
Prompt musste Madeline an Raynes Großmutter denken. »Nein, das wäre wohl unklug, bedenkt man Havilands illustre Verwandtschaft.«
»Sagten Sie nicht, er wäre geschäftlich fort?«, fragte Arabella. »Wie viel Zeit haben wir, bis er zurückkommt? «
»Ich bin nicht sicher«, gestand sie. »Das ist Teil meines Problems. Ich gehöre nicht richtig zu seinem Leben, deshalb hält er es nicht für nötig, mich über seine Pläne zu informieren.«
»Nun, das werden wir schnellstens ändern«, sagte ihre Nachbarin voller Überzeugung. »Aber wir sollten am besten den ganzen Tag in London verbringen. Während Madame Rousseau Ihre Maße nimmt, schicke ich eine Nachricht an Fanny und bitte sie, uns nachmittags zu empfangen, sofern sie Zeit hat. Und bis dahin werden wir einige Geschäfte besuchen. Nur Mut, Madeline. Roslyn und ich werden dafür sorgen, dass Sie eine tadellose Garderobe bekommen, und Fanny wird sich um den Rest kümmern. Zu dritt werden wir Sie in eine Braut verwandeln, die Haviland unmöglich übersehen kann.«
Madeline lächelte verhalten. Zum ersten Mal, seit sie ihr Ehegelübde sprach, fühlte sie sich wieder zuversichtlich. Und auf einmal war seine Abwesenheit sogar günstig, denn Madeline konnte sie nutzen, um sich von der Raupe in einen Schmetterling zu verwandeln – was zweifellos einige Zeit und Mühe kosten würde.
Sie holten Roslyn auf dem Weg zur Schneiderin ab, und Arabella erklärte ihrer Schwester während der kurzen Fahrt, was gebraucht wurde. Madeline erkannte bald, welches Glück sie hatte, dass die beiden Schwestern sie unter ihre Fittiche nahmen.
Ihr Versuch, eine modische Dame aus ihr zu machen, begann damit, unzählige Entscheidungen angesichts einer schier überwältigenden Auswahl zu treffen. Die Wahl, die beide Schwestern zusammen mit Madame Rousseau trafen, war exquisit: wunderschöne Kombinationen, die eindeutig Geschmack und Eleganz ausdrückten und überdies Madelines kurvenreichen Körper flacher und schlanker erscheinen ließen.
Das Ergebnis war ehrfurchtgebietend, und mehrmals
musste Madeline schlucken, weil sie einen Kloß im Hals hatte. Noch nie hatte sie hübsche Kleider besessen – oder sich gestattet, nach welchen zu verlangen – , mithin war dieser plötzliche Überfluss, als bewegte sie sich in einem Märchen.
Der gesamte Vormittag war ausschließlich Kleidern und Überkleidern gewidmet. Nachdem sie bei der Modistin ein leichtes Mittagessen bekommen hatten, machten sich die Damen auf, andere Geschäfte aufzusuchen, wo sie alles kauften, was Madeline sonst noch brauchte. Da die Zeit bis zu ihrer Verabredung mit Fanny um drei knapp wurde, schlug Arabella vor, dass sie später in der Woche nochmals nach London fahren sollten, um Hemden, Unterröcke und Korsetts, Seidenstrümpfe und Strumpfbänder, Handschuhe, Fächer und Schmuck zu kaufen.
Madelines Vertrauen in den Plan der beiden Schwestern wuchs im Laufe des Tages. Roslyns Zuvorkommenheit und Wärme waren besonders ansteckend. Sie war genauso offen und verständnisvoll wie Arabella, als sie aus vollem Herzen zustimmte, ihre berüchtigte Freundin Fanny Irwin zurate zu ziehen, und sie enthüllte sogar einige privateste Dinge, um
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