Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Verlangen nach Ihnen zu machen – und von der Leidenschaft sind es nur wenige Schritte hin zur innigen Liebe. Fangen wir also an. Ich läute nach meiner Zofe.«
Zwei Stunden später blickte Madeline ungläubig ihr Spiegelbild an. Sie sah vollkommen verändert aus. Die schmalen, gebogenen Brauen, der zarte Rosaschimmer auf ihren Wangenknochen, die zierlichen Locken, die ihr Gesicht umrahmten, der Hauch Kohlestift, der ihre großen grauen Augen betonte, all das ließ sie wie eine andere Frau aussehen, die nichts mehr von dem schlichten, unscheinbaren Wesen hatte, das vorhin Fannys Haus betrat.
Sie war beinahe … Hübsch wäre ein zu zahmer Ausdruck. Und sie war auch nicht unbedingt schön. Verlockend vielleicht. Eindeutig reizvoll.
Ausschlaggebender indes als Madelines gänzlich verändertes Äußeres war, dass Fanny sie über eine Stunde sehr offen und explizit in der Kunst des Liebesspiels unterwies.
»Erstaunlich«, hauchte Madeline. »Wie kann ich Ihnen jemals danken, Fanny?«
Die Kurtisane lächelte. »Sie brauchen mir nicht zu danken. Arabella, Roslyn und Lily haben mich all die vielen Jahre unterstützt, obgleich sie damit ihren guten Namen in Gefahr brachten. Es ist nur recht, dass ich ihnen ihre Loyalität vergelte, indem ich einer ihrer Freundinnen einen Gefallen erweise.«
»Dennoch, ich bin Ihnen unendlich dankbar für alles, was Sie getan haben.«
»Wir sind noch nicht fertig«, entgegnete Fanny. »Wir haben noch einiges zu besprechen, ehe Sie sich wohl dabei fühlen, die Verführerin zu spielen. Falls nötig, kann ich nach Chiswick kommen und Sie in Danvers Hall treffen. Schließlich möchten Sie Ihre Pläne vor Ihrem Gemahl geheimhalten. Alles in allem aber würde ich sagen, Sie sind auf dem richtigen Weg, zum Objekt von Havilands Träumen zu werden. «
»Ja, würde ich auch«, murmelte Madeline, die immer noch ihr neues Ich bestaunte. Ihr Spiegelbild zeigte ihr exakt die Dame, die imstande sein könnte, einen Mann wie Rayne zu verführen und zu halten.
Rayne schien Kühnheit zu mögen, also würde sie kühn sein. Und sie würde tun, was sie konnte, um ihre Verbindung zu einer Liebesehe zu machen.
Dreizehntes Kapitel
Ich hoffe inständig, dass sich Fannys Techniken als erfolgreich erweisen, Maman.
Als Raynes Schätzung zufolge hinreichend Zeit verstrichen war, dass er sicher nach Hause zurückkehren konnte, schrieb er seiner Gemahlin eine Nachricht, dass sie ihn früh am Donnerstagnachmittag erwarten könnte, beinahe eine Woche nach ihrer Vermählung.
Bei seiner Ankunft in Riverwood allerdings teilte ihm Bramsley mit, dass Lady Haviland eben zur Freemantle-Akademie gefahren sei und dort den Rest des Tages zu verbringen gedachte.
Rayne vertrieb die seltsame Enttäuschung, die ihn überkam, denn dass sie beide getrennte Wege gingen, war genau, was er sich von seiner Ehe gewünscht hatte. Er zog sich in sein Studierzimmer zurück.
Als Madeline schließlich erschien, blieb sie in der offenen Tür stehen und sah zu Rayne, der an seinem Schreibtisch saß.
»Willkommen zu Hause, Mylord«, begrüßte sie ihn höflich und zog ihre Handschuhe aus. »Ich hoffe, du konntest alles Geschäftliche in London zur Zufriedenheit erledigen.«
Rayne empfand eine verdächtige Freude, ihre Stimme zu hören und sie erstmals seit der Hochzeitsnacht wiederzusehen. Ihm behagte nicht, dass er sie vermisst hatte. Dann aber sah er sie richtig an.
Madeline war irgendwie verändert. Sie trug einen dunkelblauen kurzen Spencer über einem blassblauen
Kleid aus Wollgewebe, und beides war ausgesprochen elegant.
»Ist dies eines deiner neuen Kleider?«, fragte er und überlegte noch, was an ihr anders war, als er aufstand.
»Ja. Arabella fuhr kürzlich mit mir nach London zum Einkaufen.«
»Ich weiß. Bramsley erzählte es mir.«
Madeline versteifte sich ein wenig, doch ihr Tonfall blieb ruhig. »Ah, erstattet Bramsley dir täglich Bericht über mein Tun?«
»Er erstattet mir regelmäßig Bericht über alles auf dem Anwesen.«
»Ich verstehe. Dann sollte ich lieber auf der Hut sein«, entgegnete sie, »wo du so viele Spione in deinem Haushalt beschäftigst.«
Rayne wusste nicht, ob sie scherzte, und fand es auch nicht mehr heraus, denn sie wechselte das Thema, indem sie sich einmal langsam im Kreis drehte. »Ich bin dankbar, dass Arabella mich mit der gegenwärtigen Mode vertraut machte, aber du bereust deine Großzügigkeit womöglich, wenn du die Rechnungen siehst. Ich habe eine beträchtliche Summe des Budgets
Weitere Kostenlose Bücher