Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
die so umwerfend schön wie Fanny war, ihr sagte, Betragen wäre entscheidender als Schönheit. »Was genau meinen Sie mit Betragen und Handeln?«
»Warten Sie hier, Mylady.«
Hinter ihr wandte Fanny sich ab und verließ das Ankleidezimmer. Als sie wiederkam, hatte sie ein schmales, ledergebundenes Buch, das sie Madeline reichte.
Der Titel lautete Ratgeber für heiratswillige junge Damen , von einer anonymen Dame. Als Madeline aufschaute, schmunzelte Fanny verschwörerisch.
»Die wenigsten Leute wissen, dass ich es geschrieben habe«, sagte Fanny.
» Sie sind die anonyme Dame?«
»Ja. Tatsächlich war es mein erster Versuch, schriftstellerisch tätig zu werden. Gegenwärtig versuche ich mich an einem Schauerroman, weil dieses Genre doch zusehends beliebter wird. Ich würde der Halbwelt gern den Rücken kehren, damit ich einen
achtbaren Gentleman heiraten kann, den ich bereits ins Auge gefasst habe. Und ich gehe davon aus, dass meine Chancen am besten stehen, wenn ich eine erfolgreiche Autorin werde.«
Madeline betrachtete die Kurtisane voller Bewunderung und Erleichterung.
»Ich würde liebend gern Ihre Geschichte hören, Miss Irwin«, sagte sie mit einem Anflug von Amüsement. »Zweifellos sind Sie einer der faszinierendsten Menschen, denen ich jemals begegnet bin.«
Fanny lachte. »Ich erzähle Ihnen meine Geschichte mit Freuden, Mylady, aber vorerst gelten unsere Bemühungen Ihnen. Warum lesen Sie nicht einfach später mein Buch, und wir können es bei unserem nächsten Treffen besprechen?«
»Ja, das werde ich«, sagte Madeline, die schon einmal durch die Seiten blätterte.
»Darin stehen eine Menge allgemeine Hinweise über die Beziehungen zwischen den Geschlechtern, allerdings vermute ich, dass ich bei Ihnen expliziter werden sollte. Sie sind recht unerfahren in der Kunst der Verführung, habe ich Recht?«
Madeline lächelte unsicher. »Ich fürchte, ja.«
»Nun, das werden wir schnell ändern. Vielleicht erzählen Sie mir, wie es zur Heirat zwischen Ihnen und Lord Haviland kam.«
Und so geschah es, dass Madeline ihre tiefsten Geheimnisse enthüllte: Wie Rayne und sie sich erstmals begegnet waren, wie er sich ihr wegen ihres verstorbenen Vaters verpflichtet fühlte, wie er ihr einen Antrag machte und ihr dann nachstellte, bis sie zustimmte, und wie er sie Hals über Kopf in der Hochzeitsnacht verließ.
»Ich gestehe, das war furchtbar«, endete Madeline kleinlaut, »und schmerzlich enttäuschend.«
Fanny nickte verständnisvoll. »Sie haben eindeutig zu leicht nachgegeben, weil Sie seinen Antrag so bald annahmen. Glauben Sie mir, Männer wie Ihr Ehemann wollen eine Herausforderung, was uns zu einem anderen Punkt bringt. Sie dürfen ihn nicht entdecken lassen, dass Sie in ihn verliebt sind. Das Herz auf der Zunge zu tragen, ist beinahe der sicherste Weg, einen Mann in die Flucht zu schlagen.«
Madeline grinste. »Sie meinen, ich sollte nicht zeigen, dass ich meinen Gemahl für den wunderbarsten Mann halte, den ich kenne?«
»Nicht ganz«, sagte Fanny sehr ernst. »Einen Mann offen zu bewundern ist eine hervorragende Art, seine Begeisterung zu steigern. Ich meinte, dass Sie nicht so verliebt in ihn erscheinen dürfen, dass er sich im Vorteil wähnt. Sie müssen einen Rest Unsicherheit auf seiner Seite erhalten. Er sollte danach streben, Sie zu gewinnen. Offensichtlich denkt Haviland, sein Werben um Sie wäre vorbei, also müssen stattdessen Sie ihn umwerben.«
»Ihn umwerben?«
»Ja, aber sehr subtil, versteht sich. Sie dürfen ihn nicht wissen lassen, dass Sie ihm den Hof machen. Vielmehr werden Sie seine Verführerin, ohne dass er Ihre wahren Absichten errät.«
»Verführerin?«, wiederholte Madeline ein wenig piepsig.
»Keine Sorge, ich lehre Sie, wie Sie es anstellen.« Fanny zog überlegend die Brauen zusammen. »Was wissen Sie über die persönlichen Angelegenheiten Ihres Gemahls? Ich habe nie gehört, dass Haviland sich hier in London auf irgendwelche Affären einließ. Falls er eine Mätresse in der Stadt hat, muss er überaus diskret sein.«
Madeline erstarrte. Rayne hatte gesagt, dass er »geschäftlich«
nach London fahren musste. Und sie hoffte, er hatte sie nicht belogen. Dass er eine Mätresse hatte, war ein zu deprimierender Gedanke. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
»Nun, das macht nichts. Falls er eine Inamorata hat, locken Sie ihn von ihr weg. Sie sorgen dafür, dass Sie die einzige Frau sind, die er sich in seinem Bett wünscht. Ich lehre Sie, ihn halb von Sinnen vor
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