Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
ausgegeben, das du mir für Kleidung zur Verfügung stelltest.«
»Ich habe bereits einige der Rechnungen gesehen, aber ich bereue die Ausgabe nicht im Geringsten«, versicherte er ihr.
»Offen gesagt ich auch nicht. Deine Großmutter schien die Lumpen , dich ich trug, unpassend für eine Countess zu finden.«
Rayne verzog das Gesicht. »Hat sie sich abfällig über deine Kleidung geäußert?«
»Unter anderem«, antwortete Madeline unbekümmert.
Erst jetzt fiel Rayne auf, dass sie nach wie vor die
Schwelle nicht übertreten hatte. Er ging um seinen Schreibtisch herum und auf sie zu. »Es tut mir leid, dass du ihre Vorwürfe ertragen musstest, Liebes. Gewiss war es höchst unangenehm.«
»Es war ein wenig unerquicklich«, gab Madeline zu. »Andererseits war es zu erwarten gewesen. Ich wusste, dass sie mich niemals akzeptieren würde. Wie du dich erinnern dürftest, hatte ich dich diesbezüglich gewarnt.«
»Ja, hattest du. Nur war die Meinung meiner Großmutter zu keiner Zeit von Belang für meine Entscheidung. «
»Trotzdem tut es mir leid, dass ich zwischen euch stehe«, murmelte Madeline mit echtem Bedauern.
Rayne schüttelte den Kopf und blieb vor ihr stehen. »Dich trifft keinerlei Schuld …«
Weiter kam er nicht, denn er bemerkte, dass sie ihr Haar anders trug, und auch ihr Gesicht war verändert.
Doch ehe er etwas dazu sagen konnte, unterbrach sie seine Gedanken. »Hattest du schon deinen Tee?«
»Nein, noch nicht. Ich wollte auf dich warten.« Er hatte angenommen, dass sie sich gemeinsam zum Tee setzen würden und Madeline ihm von ihrer Woche erzählte.
Madeline lächelte reumütig. »Verzeih, dass ich dir Unannehmlichkeiten bereite, Mylord, aber ich hatte meinen Tee bereits mit unseren Schülerinnen in der Akademie. Ich bitte Bramsley, dir sofort welchen zu servieren. Nun entschuldige mich bitte. Ich möchte nach oben gehen und ein Bad nehmen. Dein wundervolles Badezimmer ist ein Luxus, von dem ich nicht einmal geträumt hätte.«
Rayne wollte sie zur Rede stellen, weil sie ihn schon zum zweiten Mal mit »Mylord« ansprach, aber die
Vorstellung ihres fantastischen Körpers nackt in der Badewanne lenkte ihn zu sehr ab. Und ihre nächste beiläufige Bemerkung fuhr ihm geradewegs in die Lenden.
»Du darfst gern das Badewasser mit mir teilen. Es ist ein Jammer, so viel warmes Wasser zu vergeuden, auch wenn du es dir fraglos erlauben kannst. Und ich sollte fertig sein, bis du deinen Tee hattest.«
Mit diesen Worten wandte sie sich ab und schritt den Korridor hinunter zur Diele.
Rayne blickte ihr nach und beobachtete stirnrunzelnd ihren sanften Hüftschwung. Hatte Madeline ihn eben gebeten, zu ihr ins Bad zu steigen? Oder war sie lediglich sparsam und schlug vor, dass er nach ihr badete?
Wie auch immer, Rayne wollte ihr Vorschlag nicht aus dem Kopf, als er zu seiner Arbeit zurückkehrte. Eine halbe Stunde später gab er es auf, Konzentration vorzutäuschen.
Zweifellos war er idiotisch, zu seiner neuen Ehefrau ins Bad zu gehen, aber er konnte nicht widerstehen.
Madeline lehnte an dem hohen Rand der Kupferwanne und zählte die Minuten zusammen mit dem schnellen Pochen ihres Herzens. Sonst genoss sie es, in dem seidig-warmen Wasser zu liegen, aber heute hatte sie vor Spannung einen Knoten im Bauch, während sie wartete, ob Rayne zu ihr käme.
Sie hatte ihn überrascht, das war offensichtlich gewesen. Seine Augen waren eine Nuance dunkler geworden, als er sie ansah und überlegte, was sie ihm sagen wollte – genau wie Fanny es prophezeite.
Bisher schien Fannys Plan aufzugehen. Madeline hatte sich absichtlich länger in der Akademie aufgehalten,
damit Rayne nicht den Eindruck gewann, sie wäre jederzeit für ihn verfügbar. Letzteres nämlich machte eine Frau laut Fanny für einen Mann weniger begehrenswert. Es war klüger, ihn im Ungewissen zu lassen.
Madeline wusste nicht recht, ob sie das Selbstvertrauen besaß, Fannys exzellente Ratschläge bis zum Ende zu befolgen. Immerhin war sie noch nie eine Verführerin gewesen. Aber sie hatte sich auf diesen Moment so gut vorbereitet wie sie konnte, indem sie Leinenhandtücher und Duftseifen auslegte, ehe sie sich entkleidete und bis zu den Schultern ins Badewasser sank.
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie endlich ein Klopfen an der Tür hörte, gefolgt von Raynes Stimme, die leise ihren Namen rief.
»Du darfst hereinkommen«, antwortete sie und setzte sich auf.
Als er die Tür öffnete, hielt Madeline sich keusch ein Leinentuch vor die
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