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Gezeiten der Liebe

Gezeiten der Liebe

Titel: Gezeiten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Roberts
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bitte nicht an ihr aus. Sie war nur . . .«
    »Habe ich denn gesagt, daß ich wütend bin?« unterbrach er sie.
    »Nein, aber . . .« Sie hielt inne und holte vorsichtig Luft. »Du bist nicht wütend?«
    »Ich bin froh.« Ein herausforderndes Lächeln trat auf sein Gesicht. »Aber vielleicht solltest du das mit dem Verf ühren lieber gleich noch mal tun. Doppelt hält besser.«

11. Kapitel
    Ethan regte sich im Dunkeln, als ein Käuzchen schrie, und glitt unter Grace’ Arm hervor, den sie um seine Brust geschlungen hatte. Sogleich schmiegte sie sich tiefer an ihn. Er mußte lächeln.
    »Stehst du schon auf?« murmelte sie an seiner Schulter.
    »Ich muß. Es ist schon nach fünf.« Er konnte riechen, daß Regen in der Luft lag, konnte ihn in dem auffrischenden Wind spüren. »Ich springe mal schnell unter die Dusche. Schlaf du wieder ein.«
    Sie gab einen Laut von sich, den er als Zustimmung deutete, und vergrub den Kopf im Kissen.
    Leichtfüßig bewegte er sich durch das dunkle Haus, obgleich er sich auf dem Weg zum Bad mehrmals neu orientieren mußte. Er kannte ihr Haus nicht so gut wie sein eigenes, schaltete die Deckenlampe aber erst ein, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, damit der Lichtschein nicht ins Schlafzimmer drang und sie störte.
    Das Bad spiegelte die Größenverhältnisse des restlichen Hauses wider – es war so winzig, daß er von der Mitte aus beide Seitenwände mit den Händen hätte berühren können. Weiße Fliesen, die Wände darüber mit zart gestreifter Tapete dekoriert. Er wußte, daß Grace selbst tapeziert hatte. Ihr Vermieter Stuart Claremont war nicht grade für seine Großzügigkeit oder seinen Geschmack bekannt.
    Beim Anblick der orangefarbenen Gummiente, die auf dem Rand der Wanne saß, grinste er, und als er an der Seife schnupperte, wurde ihm klar, warum Grace immer schwach nach Limonen duftete. An ihr gefiel ihm der Geruch zwar sehr gut, aber er hoffte doch, daß Jim ihn an ihm nicht wahrnehmen würde.

    Probehalber hielt er den Kopf unter die Brause, die einen jämmerlich dünnen Wasserstrahl produzierte. Da war dringend Ersatz fällig, dachte er und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Und er brauchte eine Rasur. Aber das würde erst mal warten müssen.
    Er konnte ja wohl davon ausgehen, daß Grace ihm jetzt, da sie einander so nahe gekommen waren, erlauben würde, in ihrem Haus hin und wieder nach dem Rechten zu sehen. Sie war immer schon so verflixt stur gewesen, was das Annehmen fremder Hilfe betraf. Aber mit Sicherheit würde sogar eine so stolze Frau wie Grace weniger empfindlich sein, wenn ihr Liebster ihr seine Hilfe anbot, nicht bloß ein Freund.
    Das war er jetzt – ihr Liebster, überlegte Ethan. Ganz gleich, wie oft er sich geschworen hatte, daß es nie dazu kommen durfte. Und es würde nicht bei dieser einen Nacht bleiben. Weder er noch sie wollten nur ein Abenteuer, und überdies hatte es ebensoviel mit dem Herzen zu tun wie mit dem Unterleib. Sie hatten diesen Schritt getan und begriffen ihn beide als Verpflichtung.
    Ein beunruhigender Gedanke.
    Denn er würde sie niemals heiraten, Kinder mit ihr haben können. Und sie würde Kinder haben wollen. Sie war eine zu gute Mutter, um darauf zu verzichten. Und Aubrey würde sich über Geschwister freuen.
    Es hatte keinen Sinn, sich mit solchen Phantasien abzugeben, ermahnte er sich. So war es nun mal. Nur das Hier und Jetzt zählte. Sie würden sich noch oft lieben und so lange zusammenbleiben, wie es ihnen Freude bereitete. Das mußte reichen.
    Nach fünf Minuten unter der Dusche stellte er fest, daß Grace’ Durchlauferhitzer ebenso zu wünschen übrigließ wie der Rest des Hauses. Der ohnehin schon dürftige Wasserstrahl wurde erst kühl, dann eiskalt, noch bevor er den ganzen Seifenschaum abgespült hatte.

    »Alter Geizkragen«, schimpfte er im Hinblick auf Claremont, drehte die Brause ab und schlang eines der rosa Handtücher um seine Taille. Er hatte vor, ins Schlafzimmer zurückzugehen und sich im Dunkeln anzuziehen, doch als er die Tür des Badezimmers Öffnete, sah er Licht in der Küche brennen und hörte, wie Grace mit vom Schlafen noch heiserer Stimme ein Liebeslied sang – darüber, daß jemand gerade noch rechtzeitig die wahre Liebe gefunden hatte.
    Als die ersten Regentropfen gegen die Fenster schlugen, folgte er dem Duft des brutzelnden Schinkens und des aufgebrühten Kaffees in die Küche. Der Anblick von Grace in einem kurzen Bademantel von der Farbe des Frühlingslaubs war ein

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