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Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)

Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)

Titel: Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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geweint hatte. Es war albern, aber sie dachte öfter an ihn, als sie es zugeben wollte. Es hätte ihr nichts ausmachen sollen, dass er sie nicht als gleichwertig respektierte, aber es machte ihr etwas aus. Dieses Wissen verbarg sie tief in ihrem Innern, denn sie schämte sich dafür, dass sie sich ausgerechnet zu einem Mann hingezogen fühlte, der ihr gegenüber so gleichgültig war. Einem Mann, von dem sie nicht einmal eine gute Meinung hatte.
    »So viel Blut. So viel Schmerz«, flüsterte sie. Sein Gesicht war grau und wirkte angespannt. Das durfte nicht sein. Tyson Derrick war ein Mann, den die medizinische Welt brauchte. Er sah Dinge, die anderen entgingen, und er war hartnäckig, wenn er nach Antworten suchte.
    Libby berührte beide Seiten seines Kopfes mit ihren Fingerspitzen.
    Libby! Hör auf! Elle und Hannah schrien den Befehl in ihrem Kopf, und ihre Stimmen klangen verzweifelt. Die Schreie der anderen – Sarah, Kate, Abigail und Joley – hallten durch ihren Verstand und verklangen, als sich die Glut in ihrem Körper anstaute.
    Energien ließen die Luft um sie herum knistern. Sie holte tief Atem, um sich zu konzentrieren. Die meiste Zeit verließ sie sich auf die Schulmedizin, aber schon jetzt geriet dieser Ort in ihrem Innern, ein Quell von Energie und Licht, in Bewegung und öffnete sich. Die Kraft strömte durch jede ihrer Zellen und erfüllte sie von Kopf bis Fuß.
    Es war zu spät für einen Rückzieher. Sie schien unter Zwang zu handeln und fühlte sich von einem Verlangen gepackt, gegen das sie nicht ankämpfen konnte. Dem Drang, diesem einen Mann das Leben zu retten, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihr
eigenes Leben und ihre geistige Gesundheit aufs Spiel setzte. Und sogar auf die Gefahr hin, dass sie das Leben derer, die sie liebte, gefährdete. Es war reiner Wahnsinn, aber eine so grundlegende Notwendigkeit wie das Atmen. Sie ließ Licht und Energie aus ihrem Körper in Tysons Körper hineinströmen.
    Schmerz brach über sie herein, durchzuckte sie und stach in ihrem Kopf, in ihrer Brust, in ihren Organen, bis sie glaubte, möglicherweise ohnmächtig zu werden. Sie zwang sich, tief durchzuatmen, um sich nicht von dem Schmerz unterkriegen zu lassen. Hitze floss durch ihren Körper, strömte durch ihre Arme in ihre Hände hinab und von dort aus in sein Gehirn und trug unbändige Energie und Licht mit sich. Blut rann aus ihren Mundwinkeln über ihr Gesicht und ihre Arme. Steine schienen sich in ihrer Brust niederzulassen und ihre Lunge zu zerquetschen.
    Libbys Konzentration ließ nach. Sie wankte in dem Moment von Tysons Bett zurück, als er sich zu rühren begann. Der Herzmonitor schlug gewaltig aus, und dasselbe galt auch für das EEG. Tysons Lider flatterten. Er blinzelte mehrfach schnell hintereinander und blickte zu ihr auf.
    Ty wusste, dass es nur ein Traum sein konnte. Manchmal sah er ihr Gesicht vor sich, wenn er sich sehr einsam fühlte. Libby Drake. So wie jetzt. Niemand sonst hatte derart vollendete Gesichtszüge. Er gestattete es sich, ihren Anblick einfach nur in sich aufzusaugen, während sein Blick sich auf ihr ovales Gesicht heftete. Ihre Haut wies exakt den Schimmer auf, den er in Erinnerung hatte. So hell wie Alabaster und so zart, dass er die Hand ausstrecken und sie mit seinen Fingerspitzen liebkosen wollte. Ihre Lippen waren voll, fast schon ein Schmollmund. Lippen, die zum Küssen geschaffen waren und selbst dann, wenn sie ihn finster und missbilligend ansah, viel zu viele erotische Phantasien in ihm heraufbeschworen. Er dachte viel zu oft an ihre Lippen, sogar in den aufregendsten Zeiten, wenn er einer schwer fassbaren Antwort auf der Spur war und darüber
Essen und Schlafen vergaß. Er fixierte sich vollständig auf sie und vertrieb für wenige kostbare Minuten den Schmerz, während er sich ausschließlich auf sie konzentrierte.
    Es war kein Wunder, dass er jetzt von ihr träumte, denn gerade erst gestern Abend hatte er Sam in sein Vorhaben eingeweiht, sich um sie zu bemühen und sie dann zu heiraten. Als Frau hatte er sie zum ersten Mal vor ein paar Jahren auf dem Campus gesehen und begriffen, dass es sich bei ihr um dieselbe Libby Drake handelte, die er als Kind flüchtig gekannt hatte. Sie hatte diese unglaublichen Augen. Groß, vollendet geformt, lebhaft und leuchtend grün und von langen, dichten Wimpern umgeben. Jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wollte er sie an sich reißen und sie küssen, bis keiner von beiden mehr einen klaren Gedanken fassen konnte. Sie hatte diesen

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