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Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)

Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)

Titel: Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Libby, dir ist deutlich anzusehen, dass du fassungslos bist, aber Dr. Shayner hat sich den Patienten gründlich vorgenommen. Er hat Tyson augenblicklich intubiert und sowohl eine Computertomographie als auch eine Untersuchung des Kopfes und der Wirbelsäule angeordnet. Seine Pupillen waren stark geweitet, und seine Augenreflexe waren negativ, ebenso wie die Schluckreflexe. Er liegt im Koma.«

    »Ich will die Aufnahmen sehen.«
    Linda ging ohne einen Kommentar voraus. »Dr. Shayner trifft Vorkehrungen, um ihn nach San Francisco fliegen zu lassen. Er berät sich gerade mit dem Neurologen.«
    Libbys Herz sank, als sie die Aufnahmen sah. »Die Sterblichkeitsquote bei diffusen anoxalen Verletzungen ist hoch«, murmelte sie laut vor sich hin, während die Falten in ihrer Stirn tiefer wurden. Das Gehirn war bei dem Sturz zu heftig erschüttert worden, und dadurch war die Sauerstoffzufuhr abgeschnitten worden. »Die einzige Methode zur Behandlung besteht im Stabilisieren des Kreislaufs und der Atmung. Er hat sowohl subdurale als auch durale Hämatome.« Libby sprach weiterhin mit sich selbst.
    Tyson hatte schwerste Hirnblutungen. Das Gehirn schwoll an. Libby schloss kurz die Augen. Sie durfte ihn nicht ansehen. Sie musste fortgehen, solange sie es noch konnte. Zur Tür hinausgehen und sich kein einziges Mal umsehen. Ihre Beine fühlten sich so weich an wie Gummi. Ihr Körper wankte ein wenig, und sie stützte sich mit einer Hand an der Wand ab und beugte sich vor, um tief Luft zu holen.
    »Libby, ist alles in Ordnung mit dir?« Linda legte eine Hand auf Libbys Rücken, um ihr Halt zu geben. Mit einem kleinen Aufschrei hob sie ihre Handfläche an ihre Lippen. »Du bist glühend heiß, Lib.« Ihre Finger fühlten sich verbrüht und wund an.
    Sie konnte Tyson nicht im Stich lassen, wenn sie bedachte, wie brillant er war und dass er diesen unglaublichen Verstand besaß, der in der Lage war, so viel Gutes zu tun. Sie durfte nicht einfach fortgehen. Libby hörte Linda wie aus weiter Ferne; Worte, die dumpf durch ihren Kopf schwirrten, auf die sie sich aber nicht konzentrieren konnte. Libby stieß sich von der Wand ab und stellte fest, dass sich ihr Körper automatisch in Bewegung setzte und auf das Zimmer zuging, in dem Tyson Derrick in Todesnähe lag.

    Nein! Libby, verschwinde sofort. Das ist zu gefährlich.
    Elle, die jüngste Drake-Schwester, besaß eine ausgeprägte telepathische Begabung. Libby hörte die Eindringlichkeit in ihrer Stimme, die Furcht, die sich zu Entsetzen ausweitete, doch sie konnte nicht innehalten, obwohl sie erkannte, dass sie nicht nur sich selbst in Gefahr brachte, sondern auch ihre Schwestern. Sie waren so eng miteinander verbunden wie vor ihnen ihre Ahninnen. Sie mochten zwar individuelle Gaben besitzen, doch ihre Kräfte und ihre Energien gehörten ihnen gemeinsam und durch eben diese Gaben waren sie auf irgendeine Weise, die sie selbst nicht ganz verstanden, eng miteinander verbunden.
    Sie hörte ihr eigenes verzweifeltes Schluchzen und ihr Flehen um Verständnis, als sie sich bei ihren Schwestern dafür entschuldigte, dass sie nicht fähig war, einfach wegzugehen. Sie hielt sich in der Hoffnung an der Tür fest, das gäbe ihr Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Umkehren, doch ihre Füße bewegten sich aus eigenem Antrieb voran und trugen sie an die Seite der Krankenliege. Licht strömte aus ihrem Körper heraus und ergoss sich aus ihren Fingerspitzen, als sie auf Tyson zuging.
    Libby sah in das bleiche, mit Blut verschmierte Gesicht hinunter. Ihr Herz machte einen Satz. Es war ganz eindeutig der Tyson Derrick, den sie in Erinnerung hatte, obwohl seine stechend blauen Augen geschlossen waren und die schwarzen Wimpern zwei dichte Halbmonde über dunklen Ringen bildeten. Das pechschwarze wellige Haar fiel ihm in die Stirn und einzelne Strähnen klebten in seinem Blut. Seine Schultern waren noch breiter, als sie sie in Erinnerung hatte; in seinen Armen zeichneten sich die Muskeln deutlich ab. Der Atem stockte in ihrer Kehle, und aus irgendeinem seltsamen Grund beschleunigte sich ihr Herzschlag.
    Tyson Derrick war der einzige Mann, dem es je gelungen war, ihr unter die Haut zu gehen. Libby war es gewohnt, dass
ihr auf ihrem Gebiet Hochachtung und Respekt gezollt wurden. Sie war brillant, und sie wusste es. Nur ein einziger Mann hatte jemals bessere Noten bekommen als sie. Nur ein einziger Mann hatte jemals herablassend mit ihr geredet und war manchmal so grob gewesen, dass sie sich nachts in den Schlaf

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