Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
Stunde.«
»In einer halben Stunde kann ich nicht fertig sein. Mein Haar sieht unmöglich aus, und um auszugehen muss ich mich schminken.« Sie hielt sich am Geländer fest und zog sich auf die nächste Stufe. Es war ein Irrsinn, mit ihm auszugehen. Er war arrogant, glaubte nicht an Magie und hielt all ihre Schwestern für Betrügerinnen. Er würde sie um den Verstand bringen. Libby legte ihre Finger auf ihre Lippen. Aber der
Mann konnte küssen, und das war schließlich auch nicht zu verachten.
»Du brauchst keine Schminke, Libby. Mir gefällt es, wenn Frauen natürlich aussehen.«
Sie lachte. »Dir gefällt kunstvoll aufgetragenes Make-up, das Frauen natürlich wirken lässt. Wenn ich so mit dir ausginge, würdest du mir sagen, ich hätte einen Sonnenbrand auf der Nase.«
»Den hast du ja auch.«
»Geh weg, Ty, bevor ich wieder zur Besinnung komme und es mir anders überlege.«
»Ich gebe dir eine Stunde Zeit, Libby. Dann komme ich wieder, und ich kann dir nur raten, dich nicht in deinem Haus zu verschanzen.«
»Wenigstens kennst du meinen Vornamen. Wenn du mich weiterhin Drake genannt hättest, hätte ich dich von der Klippe gestoßen.«
»Ich habe dich geküsst. Ich kann dich doch nicht mehr Drake nennen, nachdem ich dich geküsst habe.«
»Du musst vergessen, dass du mich geküsst hast. Es gibt keine weiteren Küsse.«
Er berührte den roten Fleck auf ihrem Hals. »Da ist der Beweis. Ich werde es nicht vergessen – und du wirst es auch nicht vergessen. Nimm Aspirin, Libby.«
‹
5.
D ein ganzes Gesicht ist mit Schmutz verschmiert, und du hast einen Knutschfleck am Hals«, begrüßte Hannah ihre Schwester und reichte ihr eine Tasse Tee. »Ich nehme kaum an, dass du mir erzählen willst, was du angestellt hast, während ich im Lebensmittelgeschäft einkaufen war.«
Libby pustete in die dampfende Tasse. »Ich habe Schmutz im Gesicht?« Sie war außer sich vor Entsetzen. Natürlich hatte sie Schmutz im Gesicht. Und dann war da noch ein Knutschfleck und ein knallroter Sonnenbrand auf der Nase. Noch eleganter hätte sie gar nicht aussehen können. Und in dieser Verfassung stand sie jetzt neben Hannah, dem Topmodel. Sie war groß und blond, sah unglaublich exotisch aus und hatte schon das Titelbild von ziemlich allen Zeitschriften, die es gab, geschmückt. Hannah war dünn, aber sie hätte, selbst wenn sie sich noch so sehr anstrengte, nie schlecht aussehen können.
»Genau. Dein Gesicht ist mit Schmutz verschmiert, als hättest du an einem Tarnmanöver teilgenommen oder so was. Was hast du angestellt? Und vor allem der Knutschfleck interessiert mich.«
»Das ist ein Muttermal. Ein rotes Muttermal.« Libby bemühte sich, unschuldig zu wirken, während sie den heißen Tee trank.
Hannah nickte. »Mom wird sich für dieses Muttermal interessieren. Ich wette, sie hat es noch nie gesehen. In ein oder zwei Wochen sollte sie nach Hause kommen. Sie hat angerufen
und gesagt, Tante Carol und Dad erkundeten das Napa Valley und machten die Weinkellereien unsicher, und sie sei vollauf damit beschäftigt, auf der Suche nach neuen Ideen sämtliche Brautläden abzuklappern. Ich glaube, sie haben alle ihren Spaß.«
»Sie haben immer ihren Spaß, wenn sie zusammen sind«, stimmte Libby ihr zu. »Nachdem ich sie zu Tode erschreckt habe, tut es ihnen sicher gut, ein paar Tage für sich zu haben.« Sie unterbrach sich, bevor sie die Bombe hochgehen ließ. »Ich habe heute Abend eine Verabredung, und ich dachte mir, ich mache mich schick. Du weißt schon, Jeans und ein T-Shirt.«
Hannah hätte ihre Teetasse fast umgestoßen. »Du gehst aus? Mit einem Mann?«
»Pass bloß auf«, warnte Libby sie mit einem vorwurfsvollen kleinen Stirnrunzeln. »Das ist nicht sehr nett von dir. Es ist ja schließlich nicht so, als wollte keiner mit mir ausgehen.«
»Tut mir Leid. Ich weiß selbst, dass du Einladungen bekommst, aber du nimmst sie doch sonst nie an. Hast du vor, dir das Gesicht zu waschen, oder bist du mit einem eher wilden Kerl verabredet?«
Libby ließ sich auf einen Stuhl sinken. »Ich habe keine Ahnung, wie ich in diese ganze Geschichte hineingeraten bin.«
»Ich vermute, das brandneue Muttermal könnte etwas damit zu tun haben«, wagte Hannah mit einem anzüglichen kleinen Lächeln zu bemerken. »Du hast dich doch nicht etwa mit ihm im Schmutz gewälzt, oder? Und wer ist dieser Mann, dem es gelungen ist, dich vergessen zu lassen, dass du Frau Doktor Libby Drake und stets sauber und anständig bist?«
»Ich bin nach
Weitere Kostenlose Bücher