Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
sie finster an. »Du gemeine Verräterin! Und das, obwohl ich dir immer dabei helfe flüssig zu reden. Was ist bloß in dich gefahren?«
»Weshalb sollte Hannah stammeln?«, fragte Jonas.
»Richte dein Augenmerk auf das Wesentliche, mächtiger Sheriff«, drängte ihn Hannah. »Muttermal. Hals. Im Schmutz wälzen. Wo bleiben deine detektivischen Fähigkeiten?«
Jonas streckte einen Arm aus und zog Libbys Handfläche von ihrem Hals. Er musterte das Mal eingehend und stieß dann einen Pfiff aus. »Ich bin beeindruckt. Wem ist es gelungen, dir sein Brandmal aufzudrücken?«
»Brandmal?«, krächzte Libby entrüstet. »Das ist kein Brandmal. Es ist ein klitzekleiner Kratzer, den ich mir wahrscheinlich an einem der Felsen geholt habe.«
Jonas sah Hannah lange in die Augen, und beide brachen in Gelächter aus. »Versuchen kann man es ja mal, Libby«, sagte er. »Ich will den Namen wissen.«
»Hast du denn nichts Besseres zu tun, Jonas?«, fragte Libby. »Du siehst doch, dass ich in Eile bin.«
»Auf mich wirkst du nicht so, als hättest du es eilig«, widersprach Jonas.
»Oh doch, sie ist in Eile. Sie muss sich zurechtmachen, weil sie heute Abend ausgeht«, warf Hannah ein. »Mit Tyson Derrick. «
Jonas stieß wieder einen Pfiff aus. »Tyson Derrick, der Multimillionär? Du steigst auf der gesellschaftlichen Stufenleiter auf, Libby. Das ist doch gleich was viel Besseres als der Typ mit dem Toupet. Dem ist Eiswasser durch die Adern geflossen. Ty fliegt auf alles, was aufregend ist.«
»Er ist kein Millionär, sondern Biochemiker«, sagte Libby. »Und er ist im Lauf der Jahre reifer geworden. Ich bin sicher, dass er all diese verrückten Dinge, die er früher so gern getan hat, längst aufgesteckt hat.«
»Letztes Jahr hat er einen Berg im Himalaja bestiegen. Und er ist zahlreiche Male mit einem Wildwasserkajak den Colorado hinuntergefahren. Er klettert an Steilwänden und betreibt Parasailing von den Klippen aus. Er bekämpft Waldbrände und nimmt an Rettungseinsätzen mit dem Hubschrauber teil, aber du hast wahrscheinlich Recht. Abgesehen davon, dass er Rennwagen fährt und Strafzettel bekommt, weil er auf seinem Motorrad jedes Tempolimit überschreitet …«
»Erzähl mir bloß nicht noch mehr.« Libby schlug sich wieder die Hände vors Gesicht. »Ich verkrafte das nicht. Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen, mit ihm auszugehen? Ich bin noch nicht mal sicher, ob ich wirklich eingewilligt habe. Ich glaube, er hat mich ausgetrickst.«
»Wie hätte er dich austricksen können?«, fragte Jonas. »Du bist ziemlich gerissen, Libby.«
»Ja, meistens«, räumte Libby ein, »aber an das, was im Krankenhaus passiert ist, habe ich keinerlei Erinnerung. Er behauptet, wir hätten uns unterhalten und er hätte mich zum Abendessen eingeladen. Ich glaube ihm nicht. Dr. Shayner hat gesagt, er hätte zu dem Zeitpunkt einen schweren Gehirnschaden gehabt, was jedes Gespräch ausschließen würde. Ich bin sicher, dass er sich das alles nur ausgedacht hat.«
»Du bist sicher?«, zog Jonas sie auf.
»Ich bin so gut wie sicher.« Libby seufzte. »Ich bin verwirrt. Ich kann ihn nicht mal leiden. Für einen Mann
mit einem brillanten Verstand sagt er erstaunlich dumme Dinge.«
»Es könnte also sein, dass du ihm gesagt hast, wie brillant er ist?«, verfolgte Jonas das Thema weiter.
»Er küsst gut«, warf Hannah hilfreich ein.
Jonas sah sie finster an. »Ich kann nur hoffen, dass du nicht aus erster Hand weißt, wie gut dieser Mann küsst, Schnuckiputzi. Wenn gleich zwei von euch auf ihn abfahren würden, ginge das ganz entschieden zu weit.«
Hannah knallte ihre Teetasse auf die Untertasse. »Ich küsse jeden, den ich küssen möchte, Harrington. Du meinst wohl, du könntest allen vorschreiben, was sie zu tun haben.«
»Du vergisst, dass ich bewaffnet bin«, sagte er selbstzufrieden.
»Du drohst mir damit, mich zu erschießen?«, sagte Hannah, und in den Tiefen ihrer Augen begannen Funken zu sprühen.
»Dich doch nicht. Was zum Teufel täte ich, wenn ich dich nicht zu meiner Unterhaltung hätte? Ihn würde ich erschießen. Lass uns das klarstellen. Du küsst keinen Mann auf den Mund, wenn du willst, dass er am Leben bleibt.« Er stand auf. »Und jetzt sehe ich mir die Klippe an und vergewissere mich, dass dort keine Gefahr mehr besteht. Es kann sein, dass ich einen Teil absperren und Schilder aufstellen muss.«
»Danke, Jonas«, sagte Libby. »Ich habe sie mir noch gar nicht angesehen. Ty war bei mir und hat mich mit
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