Gezeiten der Sehnsucht - Feehan, C: Gezeiten der Sehnsucht - Dangerous Tides (4 - Libby)
seine Lust spüren, die sich an dem plötzlichen Aufflackern ihrer eigenen Gier messen konnte. Diese Lust war aus heiterem Himmel über sie hereingebrochen, ein so tiefes und primitives Verlangen, dass sie sich selbst nicht wiedererkannte. Seine Küsse rissen sie vom Anker der Verantwortung los, der sie ständig niederdrückte. Sie schwebte. Sie knisterte. Sie fühlte sich sexuell begehrenswert.
Sie war verändert. In seinen Armen war sie anders. So hatte sie noch nie jemand geküsst – als stünde er in Flammen. Als bräuchte er sie, als müsste er sie besitzen. Als bedeutete sie ihm alles. Sie ließ ihre Hand über seine Brust gleiten, und er zuckte zusammen. Ein Anflug von Zurechnungsfähigkeit kehrte zurück. Libby versuchte, sich von ihm zu lösen. Seine Hand schlang sich um ihr Genick, um sie still zu halten, und sein Mund ließ nicht von ihren Lippen ab.
Libbys Gehirn schaltete sich schlicht und einfach aus. Das Atmen schien ihr unmöglich. Sie tauschten zwar Luft miteinander aus, aber das genügte nicht. Ihr Körper verzehrte sich nach seinem, und ihre Finger schlangen sich in sein dunkles Haar.
»Libby.« Er flüsterte ihren Namen auf ihren Lippen.
»Ich bekomme keine Luft.«
»Ich auch nicht. Aber ich kann mich auch nicht von der Stelle rühren. Wir werden für alle Zeiten hier stehen bleiben müssen, es sei denn, du bist bereit, ein nettes, stilles, verborgenes Fleckchen Strand mit mir zu suchen.«
Libby zwang sich, sich von ihm loszureißen. »Verstehst du, das ist alles nicht wahr. Ich stehe unter dem Einfluss von Medikamenten. Ich bin nicht ich selbst.« Sie presste eine Hand auf ihre geschwollenen Lippen und wusste, dass man ihr ansehen würde, wie leidenschaftlich sie geküsst worden war. Seine frisch nachgewachsenen Bartstoppeln hatten ihre empfindliche Haut gereizt, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass ihr Hals pochte. Sie presste eine Hand auf ihre Haut. »Du hast es doch nicht etwa gewagt, mir einen Knutschfleck zu machen, oder?«
»Lass mich mal sehen.« Er zog ihre Hand von ihrem Hals. »Um ehrlich zu sein, ich weiß selbst nicht genau, was zum Teufel ich getan habe.« Er hob ihr Haar und starrte lange Zeit ihren Hals an, ehe er sich schließlich vorbeugte, um seine Lippen auf den anstößigen Fleck zu pressen. »Ich würde sagen, du hast einen Knutschfleck, es sei denn, du hast ein rotes Muttermal. «
Libby starrte ihn an und konnte einfach nicht fassen, dass er es geschafft hatte, ihr so mühelos die Zügel aus der Hand zu nehmen. Sie hatte die Dinge immer im Griff. Immer. Sie ließ sich von Männern nicht den Kopf verdrehen. Sie ließ sich nicht von ihnen verführen, und zu derart starken sexuellen Reaktionen neigte sie schon gar nicht. Und erst recht nicht, wenn es sich bei ihrem Gegenüber um einen arroganten Kerl handelte, der nicht die geringsten Umgangsformen besaß und zu allem Überfluss ihre gesamte Familie beleidigt hatte. Was war bloß los mit ihr? Sie war wohl doch noch nicht vollständig genesen. Das war die einzige Erklärung für ihren Irrsinn.
»Was für ein Medikament soll das sein?«
Sie blinzelte. »Wovon sprichst du? Ich bin ziemlich klug, Ty. Woher kommt es dann, dass ich nie weiß, wovon du redest?«
Sie ließ ihre Hand über sein Brustbein gleiten und sie kurz dort liegen, bevor ihre Finger über seine Rippen strichen.
Er grub seine Finger in ihr Haar und rieb die seidigen Strähnen zwischen Daumen und Zeigefinger. »Du hast gesagt, du stündest unter dem Einfluss von Medikamenten und es sei alles gar nicht wahr. Ich will wissen, welches Medikament du nimmst.«
»Aspirin. Ich hatte Kopfschmerzen.«
»Und Aspirin führt bei dir zu sexueller Erregung? Und dazu, dass du unglaublich verführerisch bist und ich dich unbedingt küssen will?«
»Offenbar.«
Er nickte. »Dann vergiss bloß nicht, das Zeug einzunehmen, bevor wir miteinander essen gehen.«
Ein bedächtiges Lächeln lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf ihren Mund. »Wir sind nicht miteinander verabredet, Ty. Daran würde ich mich erinnern.«
»Nicht zwangsläufig. Ich vergesse nur dann alles um mich herum, wenn ich dich küsse, und im Krankenhaus habe ich dich nicht geküsst. Jetzt wird mir klar, dass das ein großer Fehler war.«
Libby schüttelte den Kopf und stieg zögernd eine Stufe hinauf. Sowie sein Arm nicht mehr um sie gelegt war, fühlte sie sich wacklig auf den Füßen. »Wann sind wir denn miteinander verabredet?«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »In einer guten halben
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