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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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für das Volk? Zum ersten Mal in ihrer Laufbahn hatte Anna Lu Pohl darauf keine Antwort. Sie war auf Liao an die Macht gekommen, indem sie die zwiespältigen Gefühle ihrer Landsleute ansprach, einerseits die Republik unterstützte und andererseits das Recht der Einheimischen förderte, ihr ca-pellanisches Erbe hoch zu halten. Wie jeder gute Politiker war sie in der Lage gewesen, zwischen den Lagern zu vermitteln. Dabei hatte sie die Breite des Niemandslandes zwischen beiden Positionen wirklich überrascht. Viele Menschen waren sich überhaupt nicht schlüssig, wer sie waren oder was sie wollten.
    Obwohl, so ganz stimmte das nicht. Sie wollten beides sein, Capellaner und Republikaner, Bürger und Patrioten. Jetzt erfuhren sie, dass der Preis für solche Wünsche äußerst hoch war.
    Und sie trafen eine Entscheidung. Anna spürte es. Sie hatte die Sympathien für die Capellaner wachsen sehen, und der Aufruhr am Konservatorium hatte das Problem aufbrechen lassen. Die Leute wachten auf. Sie kratzten sich den Kopf und den tauben Hintern und fragten sich allmählich, ob sie für die Republik zu viel aufgegeben hatten.
    »Wenn das Volk die Regierung infrage stellt, dann verdient es diese Regierung auch, infrage gestellt zu werden. Und wenn die Regierung vor allem daran interessiert ist, sich ohne Rücksicht auf die Kosten für das Volk selbst zu erhalten, wird das Volk seine Angst verlieren. Es wird sich erheben.«
    So hieß es bei Lao-tse. Viele hatten ihre Wahl bereits bewusst für die eine oder die andere Seite getroffen. Das Gleichgewicht schwankte. Ließ sich das wieder unter Kontrolle bringen? Möglicherweise. Aber es gehörte nicht mehr viel dazu, es gegen die Republik kippen zu lassen. Falls das geschah ...
    Wenn das geschah, würde Gouverneurin Anna Lu Pohl darauf vorbereitet sein. Zum Wohle Liaos, zum Wohle ihres Volkes würde sie sich auf alles vorbereiten.
    Selbst auf die Rückkehr der Konföderation.
    T eil 3
    Die Früchte des Verrats
    Der Liao-Kult
    Auf Gan Singh und Menkar wurden die Kräfte der Republik diese Woche gestärkt, als Präfekt Tao sich weiterhin bemühte, wegen der wachsenden capellanischen Bedrohung Veteranen wiederzuverpflichten und neue Kadetten in die Streitkräfte einzugliedern. Die Feldakademie New Aragon hat fünfundsiebzig Prozent der Abschlussklasse vorzeitig den Abschluss erteilt und eine neue Generation Soldaten erhielt für den mutigen Einsatz in dieser Zeit nationaler Bedrohung die Bürgerrechte zugesprochen.
    Aktuell!, Freie Presse New Aragon,
    26. Juli 3134
    Nördliches Gebirgsmassiv, Beilu, Provinz Sarrin, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
    29. Juli 3134
    Die drei Hubschrauber flogen in enger Formation, ein S/>rin/-Scouthubschrauber an der Spitze, flankiert von zwei ßalac-Kampfhubschraubern. Die Rotoren donnerten, als die Maschinen knapp über den Baumwipfeln einschwenkten und mit Höchstgeschwindigkeit auf das Nordmassiv zuhielten.
    Mai Uhn Wa konnte keinerlei taktischen oder strategischen Grund dafür erkennen, warum ihm Evan diesen abgelegenen Teil Beilus unbedingt zeigen wollte. Sein früherer Schützling gab sich sehr geheimnisvoll, was den alten Krieger zu gleichen Teilen freute und ärgerte.
    Er hatte Evan den Wert zurückgehaltener Informationen gut gelehrt. Allerdings befand er sich jetzt selbst in der Rolle des Belehrten. Mai blickte sich zum Rücksitz um, wo Evan keine Miene verzog, dann drehte er sich wieder nach vorne und sah aus dem Fenster.
    Zweihundert Kilometer nordöstlich von Chang-an gediehen im letzten Griff des Winters nur blaugrüne Nadelbäume. Es gab vereinzelte Ortschaften und kleine Bauernhöfe. Rinder, Bergschafe und Ziegen ergriffen vor dem Hubschrauberlärm die Flucht. Nicht einmal die vom Du-jin westwärts marschierende Dynastie-Garde hatte es für nötig befunden, so weit nach Norden zu kommen.
    »Es ist nicht mehr weit«, versprach Evan und beugte sich vor, um sich über dem Lärm der Rotoren verständlich zu machen. Er tippte dem Hubschrauberpiloten auf die Schulter, zog sich die flache Hand über die Kehle und deutete dann auf die Balac- Kampfhubschrauber der Eskorte. Der Mann nickte und schaltete das Kehlkopfmikro ein.
    Mai trug den Kopilotenhelm hauptsächlich als Lärmschutz, aber natürlich verband er ihn auch mit dem Funkverkehr der Maschinen. Fragend hob er eine Augenbraue, als ihr Pilot die Balacs anwies, sich einen Landeplatz zu suchen und auf die Rückkehr des Sprint zu warten. Die Kampfhubschrauber waren eine von Mai Uhn Wa

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