Gezeiten des Krieges
mit der gebrochenen Nase sprang auf und ein zweiter Student, der in der Nähe lag, versuchte ebenfalls mühsam aufzustehen. Auch der Ca-pellagegner sprang auf. Michaelson geriet zwischen die beiden, als er versuchte, sie zu trennen. Ein Fausthieb streifte seine Schläfe.
Ritter stieß den größeren Burschen zurück und als der sich erneut auf seinen Gegner stürzen wollte, packte ihm der Veteran an die gebrochene Nase und drückte zu. Der Student ging in die Knie. Als der kleinere Mann versuchte Michaelson zu umgehen, warf ihn der Ex-Paladin mit einem festen Tritt gegen das Knie um. Nicht fest genug, um ihn zu verletzen, aber ausreichend, um ihn unschädlich zu machen.
»Bleib liegen oder es ist was gebrochen«, versprach er.
Der wütende Kadett rieb sich das Bein, blieb aber am Boden. Michaelson sorgte für Ruhe, indem er den anderen Studenten zurück an die Stelle im Gras führte, an der er gelegen hatte, ohne seine Nase freizugeben. »Und was dich betrifft: Für heute ist das hier dein eigenes Stück Liao. Bewach es.«
Er ließ den Burschen los, trat zurück und wischte sich das Blut an der Hose ab. Eine Studentin - Jenna hatte sie sich vorgestellt - kam herüber, um zu helfen. Sie lächelte dünn.
»Xie-xie«, bedankte sie sich. Ihr Atem kondensierte in der kühlen Luft
Er nickte. »Bu ke-qi.« Obwohl er sich vor über zwanzig Jahren geschworen hatte, diese Sprache nicht mehr zu gebrauchen, kam ihm die MandarinFloskel ohne Stolpern über die Lippen. Vielleicht lag es daran, wie sehr diese Situation seiner eigenen Akademiezeit ähnelte.
Er hatte sich selbst ein Bild davon machen wollen, wie ernst die derzeitige Bedrohung war, von der sich die Regierung veranlasst sah, jedes Anzeichen von Widerstand niederzuschlagen. Er hatte schon Schlachtfelder gesehen, die friedlicher waren als das, was ihm hier begegnete. Trotz des schlechten Wetters drängten sich hunderte - möglicherweise bis zu tausend - Studenten und Anwohner zu einer ordentlich registrierten Protestkundgebung< um den alten Men-Shen-BattleMech. Ein paar hundert überzeugte Republikaner waren ebenfalls erschienen, um die Veranstaltung zu stören, und es hatte auch nicht geholfen, dass die Stadtverwaltung gerade heute den Steinbogen am Haupteingang des Konservatoriums erneuerte. Nachdem Vandalen des Ijori De Guäng den Torbogen einen Monat zuvor verunziert hatten, errichteten zwei BauMechs und eine Gruppe Arbeiter jetzt ein neues Tor. Aus dem ursprünglichen Schriftzug Liao-Konservatorium der Kriegskünste, später verkürzt zu Liao-Konservatorium, war jetzt Republik-Konservatorium geworden.
Die meisten Studenten waren von dieser Umbenennung alles andere als erfreut.
Und wie er schnell herausfand, ging es nicht nur Studenten so. Er erkannte einen Berufssoldaten, wenn er ihn sah, und eine Reihe der republikfreundlichen Protestanten waren eindeutig Soldaten in Zivil. Unter den Capellafreunden war es nicht anders, auch wenn sie den größeren echten Mob auf ihrer Seite hatten. Beide Seiten stießen Schrifttafeln gen
Himmel und benutzten sie gelegentlich auch als Keulen. Jetzt drängten sich Gesetzeshüter am Rand der Menge, um nachzusehen, was aus der Kundgebung geworden war - örtliche Jing-cha ebenso wie einzelne Militärpolizisten.
Aber nicht annähernd genug.
»Wahnsinn«, flüsterte er bei sich, als die Campuspolizei sich wieder einmal durch die Menge drängte und den Leuten befahl auseinander zu gehen. Die Kundgebung dauerte bereits vier Stunden und wurde mit jeder Minute größer. Es würde nicht leicht werden, sie aufzulösen. Michaelson beobachtete, wie Hahn Soom Gui das Mikrofon an einen anderen Demonstranten weitergab.
»Die Republik gibt uns die Schuld an ihren Problemen hier«, brüllte der. Ein lautes Pfeifen schrillte aus den Lautsprechern. Er war als Redner nicht annähernd so gefeilt, machte das aber mit Enthusiasmus wett. »Vielleicht hat sie Recht. Vielleicht sollten wir mit der Konföderation zusammenarbeiten. Vielleicht hört uns die tatsächlich zu!«
Er wurde von zwei mit Knüppeln bewaffneten Campuspolizisten vom Sockel gezogen. Ein anderer Student sprang an seinen Platz. »Yóng yuan ...«
»Liao Sún Zi«, brüllte die Menge zurück.
»Yóng yuan...«
»Liao Sún Zi!«
Auch er wurde heruntergezerrt und abgeführt. Zwei andere Polizisten schnappten einen Studenten, der sich einmischen wollte, sodass niemand zur Ver-fügung stand, um Hahn Soom Gui daran zu hindern, wieder auf die Bühne zu springen und in symbolischem
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