Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
Vom Netzwerk:
studierte die Verteidigungsstellungen.
    »Wir haben gehört, eine Ritterin soll auf Liao angekommen sein«, sagte Evan.
    »Haben Sie das?«
    »Allerdings.« Inzwischen sickerten Informationen aus dem Militär schneller durch denn je. »Wir hatten beinahe erwartet, sie würde Sie begleiten.« Stattdes-sen hatte Ruskov einen Lieutenant mit stocksteifer Haltung und nervösem Blick mitgebracht, der kaum älter war als Evan.
    »Ob Sie es glauben oder nicht, Kadett, Liao hat momentan auch noch andere Probleme.«
    Aber trotzdem war Ruskov hier. Bedeutete das, der Aufstand am Konservatorium war wichtiger für den Legaten oder unbedeutender für die Ritterin?
    Darüber machte sich Evan Gedanken, als der Wagen zwischen zwei Verwaltungsgebäuden mit weißen Steinfassaden einbog. Zwei Abfahrten führten von der Straße auf große Parkplätze. Dahinter verengte sie sich zu einem Kreisverkehr um das Universitätsdenkmal, eine Erinnerung an den heiligen Krieg. Ein in dunklem Stahl und roter Emaille ausgeführter Yu Huang erhob sich zu einem Drittel seiner richtigen Höhe. Ein Dutzend Gestalten drängten sich um die beeindruckende Maschine, berührten sie und standen mit triumphierend erhobenen Fäusten auf ihren Füßen. Andere Figuren schwenkten Keulen, landwirtschaftliche Werkzeuge oder Gewehre und schwärmten über eine Maschine, die vor dem Yu Huang am Boden lag. Es war nicht zu erkennen, um welchen Mechtyp es sich handelte, denn die Bewohner Liaos hatten sie mit bloßen Händen zerlegt. Nur der Künstler hätte das sagen können.
    »Wussten Sie, dass das Monument, das hier ursprünglich stand, den heiligen Krieg überlebt hat?«, fragte Evan.
    Der Lieutenant schaute weg. Ruskov erwies dem Studenten zumindest das Mindestmaß an Höflichkeit und erwiderte dessen Blick.
    »Es erinnerte an die Rückeroberung Liaos in der Offensive von 3057. Ein Ti T'sang, ein Verteidiger und ein halbes Dutzend Fa Shih beim Gefechtsab-wurf, über einer Masse jubelnder Menschen. Jede der Großfiguren trug das Emblem eines anderen capella-nischen Kriegerhauses. Das Denkmal war unter den Trümmern des alten Konservatoriums begraben. Nachdem man es ausgegraben hatte, wurde es in Stücke geschlagen und entsorgt.«
    Ruskov blieb unbewegt und ruhig. Er stellte nur fest: »Nach der Niederlage des Worts hat sich viel verändert.«
    Evan ließ nicht locker. »Wussten Sie, dass der Wiederaufbau des Konservatoriums aufgrund eines Sitzstreiks von Ehemaligen für zwei Wochen nicht vorankam?«
    War das ein überraschtes Zucken der Augenbrauen? »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Es war unser erster Studentenprotest gegen die
    Besetzung Liaos. Sämtliche Teilnehmer der Demonstration wurden festgenommen und innerhalb der nächsten fünf Jahre aus den Streitkräften gejagt.«
    Der Legat zupfte seine Uniform zurecht. »Nach dem heiligen Krieg haben alle Armeen ihre Truppenstärke heruntergefahren, Kadett Kurst. Zufall.«
    »Das glauben Sie ebenso wenig wie ich.«
    »Woher wissen Sie das?«
    Von Mai Wa, und aus ein paar kostbaren Dokumenten, die im Untergrund überlebt hatten. Evan lächelte knapp. »Ich bin zur Schule gegangen.«
    Der Geländewagen hielt vor einem bunkerartigen Gebäude aus grauem Beton mit schmalen Fenstern an. Evans Fahrer stieg auf die Bremse und brachte den Wagen mit einem heftigen Ruck zum Stehen. Jenna und Hahn standen vor einer kleinen Menge. Hahn trug eine schwere Pistole an der Hüfte. Evan sah auch Major Ritter Michaelson, der angeboten hatte, auf dem Campus zu bleiben. David Parks leitete auf der Südseite des Geländes eine Streife und Mark hatte sich geweigert, an dem Treffen teilzunehmen. Mai Wa ...
    Evan wünschte seinem Mentor bei dem heutigem Vorhaben tatsächlich Glück.
    »Ich muss die Frage stellen«, ergriff Ruskov das Wort, als sie durch einen breiten, gefliesten Flur hineingingen. »Wie geht es Ihren Gefangenen?«
    Evan ging nicht auf die Frage ein und trat durch eine Tür. »Hier.«
    Der Konferenzraum war gewöhnlich für Dozen-tenbesprechungen reserviert. Ein auf Hochglanz polierter Tisch, um den man das Doppelte der üblichen Bestuhlung gequetscht hatte, glänzte unter der hellen Beleuchtung. Ein Infanteriekadett mit David Parks' persönlicher Empfehlung stand mit dem einzigen Gewehr neben der Tür. Doch außer Hahn trugen noch mehrere andere Studenten Pistolen.
    Evan setzte sich an das eine Kopfende. Zu seiner Überraschung wählte Legat Ruskov einen Stuhl direkt neben ihm und der Lieutenant blieb hinter seinem Vorgesetzten

Weitere Kostenlose Bücher