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Gezeiten des Krieges

Gezeiten des Krieges

Titel: Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loren Coleman
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könnten das noch einmal durchziehen. Glauben die denn, wir lernen aus unseren Fehlern nichts?«
    Daniel saß steif im Sessel. Er roch nicht einmal an dem teuren Drink. Der Gedanke an das Gelächter der Verschwörer verfolgte ihn noch immer. Auf den Verräter Liaos...
    »Manche von uns lernen es nie«, sagte er, ohne es zu wollen. Dabei dachte er an seine Fehler.
    »Eigene Erfahrung?«, fragte Ruskov und ließ sich unter leisem Knirschen des Leders und mit einem genüsslichen Seufzer, als sich der Brandy durch seine Kehle brannte, in dem hohen Chefsessel auf der anderen Seite des Schreibtisches nieder. »Ich schon, hoffe ich. Das Einzige, was schlimmer ist, als zweimal die Folgen desselben Fehlers zu ertragen ... ist, wenn andere es an deiner Statt tun müssen.«
    Daniel war so überrascht, dass er das Brandyglas fast mit dem Ellbogen von Ruskovs Schreibtisch schlug. »Offiziere geraten häufig in diese Lage«, stellte er mit zugeschnürter Kehle und plötzlich wie gelähmter Zunge fest. »Jetzt klingt es, als sprächen Sie aus eigener Erfahrung.«
    »Ich vermute, Sie haben sich nicht auf dem Planeten befunden.« Ruskov schaute sich auf dem leeren Schreibtisch um, als hätte er Ritter Michaelsons Dienstakte gerade verlegt. »Vor vier ... nein, vor fünf Jahren war ich Senior Colonel für Beilu, und Sie müssen bei den 10. Hastati gewesen sein.« Daniel sagte nichts. »Damals kam es zum ersten Aufstand am Konservatorium.«
    »Zum zweiten.«
    Ruskov blinzelte. »Verzeihung?«
    Daniel schob das Brandyglas von sich. »Ich bitte um Verzeihung, Legat. Ich wollte Sie nicht unterbrechen. Ich habe nur vor Kurzem entdeckt, dass sich 3128 schon der zweite Studentenaufstand erhob.« Und er erzählte Ruskov, was Evan Kurst ihm erzählt hatte. Daniel war sich nicht sicher, warum, aber er hatte den Eindruck, der Legat könnte dieses Wissen gebrauchen. Außerdem konnte er eine solche Lüge vermeiden, denn er war zu den Studentenprotesten 3128 auf Liao gewesen. Oder zumindest war Ezekiel Crow dort gewesen.
    »Stimmt das?«
    »Ich habe es nachgeschlagen. Es war nicht leicht«, gab Daniel zu. »Aber der Zwischenfall ist dokumentiert. Und wenn man weiß, wonach man sucht, findet man ihn auch.«
    »Liao ist nicht gerade eine Erfolgsgeschichte. Nicht das, was Devlin Stone sich erhofft hätte.« Viktor Ruskov trank aus und stellte das Glas auf den Schreibtisch. »In letzter Zeit frage ich mich, ob es zu spät ist, noch etwas zu retten. Ob ich wie Kang Lo Den enden werde.«
    Legat Kang. Der Mann, der beim Aufstand von 3128 den Albtraum jedes Kommandeurs erlebt hatte, als er ein ziviles Ziel angreifen ließ. Doch er hatte zugelassen, dass ihm die Sache aus den Händen glitt, und zu einer militärischen Lösung gegriffen, bevor alle diplomatischen Möglichkeiten erschöpft waren. Bei einer >Machtdemonstration< hatte eine Kadettenbesatzung mit ihrem Pegasus einen Turnier der Miliz gerammt, um zu verhindern, dass er durch die Außenmauer auf das Konservatoriumsgelände brach. Ein Schmitt hatte das Feuer eröffnet und den Scoutpanzer in einen ausgebrannten Trümmerhaufen verwandelt.
    Der Zwischenfall hatte nicht zuletzt deshalb sehr negative Schlagzeilen in den Medien der Republik gemacht, weil Daniel - als Ezekiel Crow - Beweise für eine Beteiligung der Konföderation zurückgehalten hatte. Kang wurde bald darauf zum Rücktritt >ermuntert<. Das war der Preis für den Frieden. Und Kang hatte unangemessen hart reagiert. Daniel sagte das auch.
    Ruskov zuckte zusammen. »Nur hat Kang nie den Befehl gegeben, Gewalt gegen das Konservatorium einzusetzen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich selbst es ihm ausgeredet habe. Kang wollte einen schnellen Entscheidungsschlag befehlen, und ich habe ihm stattdessen eine symbolische Machtdemonstration vorgeschlagen, um den Studenten etwas zum Nachdenken zu geben. Ich habe nicht daran geglaubt, dass sie wirklich kämpfen wollten. Sie mussten nur Dampf ablassen und hatten keine böse Absichten.«
    Da sollten Sie sich nicht so sicher sein, wollte Daniel gerade sagen. Aber er tat es nicht. Die Konföderation hatte damals eindeutig die Hand im Spiel gehabt, nur war ihr Einfluss nicht weit genug gegangen, um eine Verurteilung zu ermöglichen. Man hatte nur einen Beobachter von ihrer Rolle überzeugen können. Vielleicht hätte er es alles offen legen sollen. Vielleicht wäre damals der richtige Zeitpunkt für eine offene Konfrontation zwischen den Interessen der Republik und denen der Konföderation

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