Gezeiten des Krieges
Boden
Söldnereinheiten in capellanischen Diensten haben Buchlau angegriffen und kommen zur Unterstützung der >Unabhängigkeit< Styks sowie verschiedener anderer planetarer Feldzüge zum Einsatz. Wir betrachten dies als gutes Zeichen, da es möglicherweise auf einen capella-nischen Truppenmangel hindeutet. Falls dem so ist, sollte es nicht allzu schwierig werden sie zurückzudrängen.
Lordgouverneur Marion Hidi 9 , Liao,
20. Juli 3134
Militärstützpunkt LianChang, Provinz Qinghai, Liao Präfektur V, Republik der Sphäre
24. Juli 3134
Er hieß Daniel Peterson. Geboren am 7. Oktober 3089 im Chang-aner Vorort SuiCha als Sohn der stolzen Bürger Michael und Celia Peterson. Sein ganzes Leben lang beobachtete Daniel die Verwirrung in seiner Umgebung, wenn liaotische Einwohner und Bürger der Republik mit ihrer Herkunft rangen - und mit der Zugehörigkeit ihrer Heimatwelt. Ein Frieden zwischen beiden Seiten war nicht in Sicht. Es blieb eine Frage ohne Antwort, zumindest für Daniel.
Er besuchte das Konservatorium und ging im Abschlussjahr mit einem Mädchen, auch wenn sie noch vor Ende des Jahres beschlossen, nicht zu heiraten. Er wurde Lieutenant bei der planetaren Miliz von Liao und konnte seine Laufbahn in aller Ruhe beginnen.
Dann nahm ein Ehemaliger seiner Akademie, aus dem Konservatoriumsjahrgang 3097, in einer delikaten Angelegenheit Kontakt mit ihm auf. Und plötzlich musste alles sehr schnell gehen.
Jetzt war Daniel Peterson - noch immer in der Rolle des Ritter Michaelson - auf den Militärstützpunkt Lian-Chang zurückgekehrt und die Geschichte wiederholte sich. Legat Ruskov hatte ihn für die Informationen über das Bannson-Universal-Schiff, die er ihm geliefert hatte, und auf Grund seiner angeblichen Erfahrung als Major bei den Hastati Sentinels zu seinem Senioradjutanten für Geheimdienstfragen ernannt.
Einen Becher Kaffee - für die Nerven - in der zittrigen Hand ging Daniel hinter dem Legaten her und trank davon, ohne etwas zu schmecken. Ruskov war ständig in Bewegung, überprüfte andauernd, was ihm Computer und Dienstpersonal meldeten. Die Planeta-re Verteidigungszentrale befand sich in der zweiten Kelleretage unter einem niedrigen bunkerartigen Gebäude aus grauem Beton. Vermutlich war die PVZ, die normalerweise nur mit einer Notbesetzung bemannt war, seit einem Monat ständig ausgelastet.
Heute war es besonders voll. Ruskov befahl, eine
Reserveschicht in Bereitschaft zu halten und hatte mehrere politische Verbindungsoffiziere zugelassen, die sich zum größten Teil an der hinteren Wand drängten und versuchten, niemandem im Weg zu stehen. Auch Lady Eve Kincaid war darunter, auf eigenen Wunsch ebenso wie auf Bitten von Lordgouverneur Hidi? persönlich - als dessen Repräsentantin.
Außerdem war Gerald Tsung zur Stelle und hatte ständig neue Fragen auf Lager. »Ist die Astralprise noch immer auf ungenehmigtem Kurs und verweigert Funkkontakt?«
Daniel sprang beiseite, als der Junioradjutant des Legaten, Lieutenant Nguyen, einen Compblock mit den neuesten Meldungen der Lianyungang-Hafenbehörde brachte. Ruskov schaute ihn fragend an und er schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte der Lieutenant. »Keine Ankunft angekündigt. Keine Sprungschiffpassage.«
»Ortung?«, raunzte Ruskov.
»Sir.« Ein Captain an einer nahen Konsole. »Die Astralprise fliegt noch immer in sechs Kilometer Höhe über dem Westmeer. In fünf Minuten wird sie sich auf Landeanflug über Beilu befinden. Sie wird direkt über Chang-an fliegen und fünfzehn Minuten später dann über den Stützpunkt. Sie scheint den Raumhafen Hussan anfliegen zu wollen, was allerdings noch eine erhebliche Kurskorrektur erfordert.«
»Da haben Sie Ihre Antwort, Mister Tsung. Der Luftraum über Chang-an ist Sperrgebiet, und wir ge-statten auch keinen Zivilverkehr über LianChang. Alles weist darauf hin, dass es sich hier um einen Angriff handelt.«
»Aus sechs Kilometern Höhe?«
Lady Kincaid übernahm die Antwort. »Wenn sie Luft/Raumjäger und BattleMechs in Abwurfkokons ausschleusen, ja.«
Ein anderes Vorgehen als damals. Daniel Peterson dachte zurück an 3111, als der Overlord aufgesetzt war. Ein Landungsschiff. Das war alles, hatte man ihm versprochen. Schau fünf Minuten weg. Daniel hatte ein Bataillon erwartet, das die Miliz zu einem ehrenhaften Kampf herausforderte. Endlich wüssten dann Bürger und Einwohner, wem Liao gehörte.
Doch die Capellaner hatten das Schiff bis an die Grenzen des Möglichen voll gestopft. Reihenweise
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