Gezeiten des Krieges
nach organisiertem Widerstand aussah. Es waren Leute, die nach jahrelanger Empörung der aufgestauten Wut freien Lauf ließen. Sie wollten nicht zum eigenen Vorteil plündern, sondern waren - endlich - bereit, sich ihren Stolz und ihre Welt zurückzuholen. Allerdings brannte eine derartige Wut schnell aus. Zwei Tage. Vielleicht drei.
Länger, wenn es Mai Wa gelang, durch Angriffe wie diesen die Eskalation in Gang zu halten.
Mehr Läufer trafen aus Westen ein. Mai hatte sie verteilt, um vorgewarnt zu sein, falls es Schwierigkeiten gab. Sie berichteten alle dasselbe: ein schnelles Fahrzeug, das nur das Feuer erwiderte, wenn es direkt angegriffen wurde. Diese nach und nach eintreffenden Helfer und ein paar Aufständische, die sich hinter der Barrikade sammelten, gaben Mai etwas in die Hand, womit er arbeiten konnte.
»Gregori, hinter die Straßensperre. Du und Phelps, Standardladung. Keine Infernos.« Es liefen zu viele Menschen herum. Er konnte es sich nicht leisten, sie alle einzuäschern und die Menge gegen sich aufzubringen. Er zählte ein paar Zivilisten ab und schickte sie los, eine Menschenmenge zu sammeln, um die beiden nächsten Querstraßen zu blockieren und aus der Kreuzung eine Sackgasse zu machen. »Die Miliz wird nicht durchbrechen.« Zumindest erwartete er das nicht. »Eher werden sie die Flucht ergreifen.«
Zu mehr blieb ihm keine Zeit, dann warnten ihn »Panzer!«- und »Pegasus !«-Rufe vor der Ankunft des Schwebers.
»Ich will ihn kapern«, rief Mai seinen Leuten zu. Er hustete, um den Geschmack der Asche loszuwerden, der in seinem Rachen kratzte. »Sobald er bremst, um zu wenden, kesselt ihn ein!«
Der Scoutpanzer war weiß-golden-lackiert und trug das Wappen eines römischen Legionärs im Profil der Principes-Garde. Er schoss von Westen heran, drehte sich auf der Stelle um 180° und bremste mit dem Schubpropeller, um nicht durch die Menschenmenge zu pflügen. Der plötzliche Sturmwind riss die Menschen in der nach Osten offenen Straße von den Füßen.
Der Pegasus war nur für wenige Sekunden verwundbar. »Los, los, los!«, brüllte Mai. »Xian-zai! Xian-zai!« Sein kleiner Militärtrupp rannte unter der Deckung der Aufständischen, die mit Pflastersteinen und Flaschen warfen, los. Zum Teil waren sie mit
Benzin gefüllt und zerplatzten beim Aufprall als Flammenteppich, der den Lack des Schwebers beschädigte, jedoch keinen ernsthaften Schaden anrichten konnte.
Die Besatzung des Panzers bewies Disziplin und setzte die beiden KSR-Lafetten nicht ein, um die Menge zurückzutreiben. Ein Blutbad hätte den Mob erst recht entfesselt. Der Kanonier beschränkte sich darauf, mit dem Buglaser ein paar Warnschüsse smaragdgrüner Energiepfeile vor die Füße der heranpreschenden Menge zu setzen. Ein mit einem Gewehr bewaffneter Partisan stürzte mit zertrümmertem Knie zu Boden - mehr durch Pech als aus Absicht des Schützen. Jemand anders hob das Gewehr auf und schoss in Feuerstößen von zwei oder drei Schuss auf die Panzerglasscheibe der Fahrerkabine.
Die Besatzung hatte genug und der Pegasus schwenkte auf der Suche nach einem Fluchtweg hin und her. Er schob sich vorwärts, über zwei Zivilisten, die ihm im Weg standen. Mit einem Krachen wie bei einem Rasenmäher, der über einen im Gras liegenden Ast fährt, saugten die Hubpropeller die Körper an. Ein roter Fleck breitete sich auf dem Asphalt aus.
Aber die Mitglieder des Ijori De Guäng näherten sich von den Seiten, wie sie es gelernt hatten - sie waren gut ausgebildet, stellte Mai mit einem nicht unbeträchtlichen Stolz auf Evans Leistung fest -, packten Lüftungsschlitze und Gitter oder sprangen auf die abgeschrägte Flanke des Panzers. Der Pegasus drehte sich wild und warf einige von ihnen wieder ab, während er immer näher auf die Straßensperre zukam.
Gregori trat auf einer Seite aus der Deckung, zielte und wartete auf die Zielerfassung. Dann drückte er den Feuerknopf und schickte eine Rakete geradewegs ins Heck des Schwebers, wo sie das Leitwerk beschädigte.
Der Pegasus machte einen großen Bogen, rammte die Seite der Barrikade mit dem Bug und hing mehrere Sekunden fest.
Zeit genug für einen Freiheitskämpfer, eine kleine Klebebombe an der Einstiegsluke zu befestigen, die Lunte anzuzünden und hinter dem Geschützturm in Deckung zu gehen. Mai hörte den lauten Knall. Zwei Mann zerrten die Luke auf, ein dritter feuerte mit einem Nadler hinein. Das Ijori-De-Guäng-Team zog verwundete Soldaten aus dem Fahrzeug und reichte sie an
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