Gezinkt
gefunden – es war eine Dose mit Hautcreme -, hatte Kitty den Inhalt ihres Koffers auf den Rücksitz geleert, um nach dem Gerät zu suchen.
Nachdem Sachs die beiden vor dem Hotel abgesetzt hatte, kehrte sie unverzüglich zu dem Wagen zurück und suchte fieberhaft. Sie fand Spuren eines Anabolikums, noch etwas dieselgetränkten Sand und Erde und ein weiteres Reiskorn. Wie sich ironischerweise herausstellte, stammten weder die Reishülse im Seil noch das Reiskorn im Wagen von einer Lebensmittellieferung nach Afrika. Ihre Quelle war ein Teelöffel getrockneter Reis in einer Zierkugel mit Silberband gewesen, ein Souvenir von Kittys und Rons Hochzeit. Die Frau hatte vergessen, sie aus ihrem Koffer zu nehmen.
»Detective Sellitto ging daraufhin zum Gericht«, fuhr Rhyme fort, »und ließ sich eine Durchsuchung und eine Abhöraktion genehmigen.«
»Eine Abhöraktion?«, flüsterte Kitty.
»Ja. Von Ihrem Handy.«
»Scheiße.« Kitty schloss die Augen und verzog verbittert das Gesicht.
»O ja«, murmelte Sellitto. »Wir haben das Arschloch, das Sie angeheuert hat.«
Es war kein Warlord und kein rachsüchtiger Angestellter, kein Dritte-Welt-Diktator und kein korrupter Vorstandschef, der Ron und seinen Bruder hatte beseitigen wollen. Und es war auch nicht der Reverend John Markel, der wegen des Lederschnipsels, das von einer Bibel hätte stammen können, kurzzeitig zu den Verdächtigen gezählt hatte.
Nein, Robert Kelsey, der Betriebsleiter der Stiftung, war der Mann, den Kitty vor einer Stunde angerufen hatte. Als ihm zu Ohren gekommen war, dass Ron Larkin überlegte, mit mehreren anderen Stiftungen zu fusionieren, war ihm klar gewesen, dass es eine vollständige Revision des Betriebs geben würde, und dabei würde herauskommen, dass er Geld von Warlords und korrupten Regierungsbeamten in Afrika angenommen hatte. Im Austausch dafür hatte er ihnen Informationen zukommen lassen, wo und wann die Schiffe mit den Lebensmittellieferungen anlegten.
O ja. Wir verlieren zehn bis fünfzehn Prozent unserer Spenden für Afrika durch Diebstahl und Raub. Zigmillionen ...
Er musste sie töten, überlegte er, um eine Fusion zu verhindern.
Kelsey hatte gestanden, nachdem ihm zugesichert worden war, dass die Anklage im Prozess nicht auf die Todesstrafe plädieren würde. Aber er schwor, Kittys wahre Identität nicht zu kennen. Sachs und Sellitto glaubten ihm. Kitty war nicht dumm und würde sicherlich mit einer Reihe falscher Identitäten operieren.
Das war der Grund, warum Rhyme Carter vor kurzem angerufen hatte; er wollte sehen, ob der frühere Söldner mehr über sie in Erfahrung bringen konnte. Der Mann berichtete nun: »Ich habe mit einigen meiner Geschäftspartner in Marseille, Bahrain und Kapstadt gesprochen, Captain. Sie hören sich mittlerweile um wegen ihr. Sie glauben, es kann nicht lange dauern, bis sie identifiziert ist. Ich meine, sie ist nicht gerade der typische Söldner.«
Amen, dachte Lincoln Rhyme.
»Sie machen einen Fehler«, knurrte Kitty ihn an. Was entweder heißen konnte, er hatte die Falsche, oder dass es dumm und gefährlich war, ihr in die Quere zu kommen.
Was immer sie ihm sagen wollte, Rhyme interessierte ihre Meinung nicht.
Lon Sellitto eskortierte sie zu einem Streifenwagen und stieg in seinen eigenen Crown Victoria. Das ganze Gefolge fuhr in das Polizeigefängnis im Süden Manhattans.
Kurz darauf waren auch alle Angehörigen des Sondereinsatzkommandos verschwunden. Jed Carter versprach anzurufen, sobald er Neuigkeiten über Kittys wahre Identität hätte. »Auf Wiedersehen, Captain. Madam.« Er schlenderte zu seinem grünen Jeep.
Rhyme und Sachs waren allein auf der Straße. »Okay«, sagte er und meinte damit: Fahren wir nach Hause. Er hatte Lust auf den Glenmorangie Whiskey, den ihm Thom im Vorfeld der Aktion hier verweigert hatte. (»Es ist ja nicht so, als müsste ich Mann gegen Mann kämpfen.« Trotzdem hatte der Assistent, wie so häufig, gewonnen.)
Er bat Sachs jetzt, Thom anzurufen, der ein Stück entfernt in Rhymes speziell angefertigtem Van wartete.
Sachs runzelte jedoch die Stirn. »Wir können leider noch nicht fahren.«
»Wieso nicht?«
»Es gibt da ein paar Leute, die dich treffen wollen. Ron Larkins Bruder und seine Familie.« Man hatte sie bei Kittys Eintreffen von bewaffneten Wachen nach oben in ein anderes Zimmer bringen lassen. Sachs blickte zu dem Fenster im dritten Stock hinauf und winkte dem Paar mittleren Alters zu, das gerade zu ihr und Rhyme
Weitere Kostenlose Bücher