Gezinkt
Anwalts gestürmt. Sollten sie ruhig ein, zwei Tage schmoren. Er würde wahrscheinlich nachgeben, aber sie sollten nicht denken, dass sie ihn eingeschüchtert hätten.
Er stellte den Wagen auf dem Parkplatz des Studios ab, stieg aus und ging in der sengenden Hitze zur Eingangstür.
»Hallo, Mr. York, Sie sind früh dran heute.«
Er nickte Gavin, dem Angestellten am Empfang, zu.
»Ja, hab mich rausgeschlichen, als keiner geguckt hat.«
Er zog sich um und ging zum Aerobic-Raum, der im Augenblick leer war. Er ließ sich für seine Dehnübungen auf die Matte fallen. Nach zehn Minuten Gymnastik wechselte er zu den Geräten, er trainierte intensiv, absolvierte seine üblichen zwanzig Wiederholungen bei jeder Übung und schloss mit Sit-ups. In seinem Job als einer von drei Partnern einer großen Risikokapitalfirma in Scottsdale musste er häufig Leute zum Essen einladen und lange Stunden am Schreibtisch verbringen; zuletzt hatten seine Hosen um die Mitte herum ein wenig gespannt.
Er mochte es nicht, wenn er schwabbelig war. Und Frauen mochten es auch nicht, egal, was sie einem erzählten. Mit einer Platinkarte von American Express lässt sich zwar vieles überspielen, aber wenn es Zeit fürs Bett ist, lieben die Mädels einen Waschbrettbauch.
Nach den Sit-ups sprang er aufs Laufband.
Eine Meile, zwei, drei …
Er versuchte, dieses schwierige Geschäft aus dem Kopf zu kriegen – was war das bloß, verdammt noch mal, mit diesen klapprigen alten Furzern? Wie konnten die noch so gerissen sein? Sie gehörten längst in ein Altersheim.
Fünf Meilen …
Und wer war dieser Raymond Trotter?
Etwas heimzahlen ...
Er durchforstete sein Gedächtnis erneut, aber er kam auf keinen Treffer bei dem Namen.
Er versenkte sich in den Rhythmus seiner hämmernden Füße. Bei sieben Meilen verlangsamte er zu Schritttempo, kühlte sich ab und schaltete das Laufband aus. York legte sich ein Handtuch um den Nacken, ignorierte den koketten Blick einer Frau, die hübsch, aber ein paar Jahre zu alt war, um das Risiko wert zu sein, und kehrte in den Umkleideraum zurück. Dort zog er sich aus, griff nach einem frischen Handtuch und machte sich auf den Weg zur Sauna.
York mochte diesen Teil des Clubs, weil er abseits lag und nur sehr wenige Mitglieder um diese Tageszeit hierherkamen. Im Augenblick war er völlig menschenleer. York spazierte den gefliesten Korridor entlang. Er hörte ein Geräusch aus einem Seitengang. Ein Klicken, dann etwas, das sich wie Schritte anhörte, wenngleich er sich nicht ganz sicher war. War noch jemand hier? Er kam an die Kreuzung und schaute. Nein, der Flur war leer. Aber er hielt inne. Etwas war anders. Aber was? Dann wurde ihm klar, dass es ungewöhnlich dunkel war. Er schaute zur Decke hinauf. Mehrere Lichtröhren fehlten. Für viertausend Dollar Mitgliedsbeitrag im Jahr brachten sie es nicht fertig, die Leuchtkörper auszuwechseln? Mann, dafür würde er Gavin aber zusammenstauchen. Die düstere Beleuchtung sorgte zusammen mit einem leisen, schlangenartigen Zischen für eine gespenstische Atmosphäre.
Er ging zur Tür der Sauna weiter, hängte sein Handtuch an einen Haken und drehte die Temperatur hoch. Er hatte gerade einen Schritt in die Sauna gemacht, als ihm ein scharfer Schmerz in den Fuß fuhr.
»Verdammt!«, rief er aus, sprang zurück und hob die Fußsohle, um zu sehen, was ihn gestochen hatte. Ein Holzsplitter ragte aus seinem Fußballen. Er zog ihn heraus und drückte die Hand auf die winzige blutende Wunde. Mit einem Blick auf den Boden, dort, wo er aufgetreten war, sah er mehrere andere Splitter.
Gavin würde sich heute aber ganz schön was anhören dürfen, oh ja. Yorks Zorn schwand jedoch, als er nun auf dem Boden die mutmaßliche Quelle der Splitter entdeckte: zwei Holzkeile, anscheinend von Hand geschnitzt, lagen neben der Tür. Sie sahen aus wie Türstopper, nur dass die Saunatür hier über zwei Stufen angebracht war. Sie ließ sich nicht durch Keile offen halten.
Aber man konnte die Keile sehr wohl dazu benutzen, die Tür geschlossen zu halten, wenn man sie in den Türstock klemmte. Sie würden perfekt passen. Es wäre allerdings verrückt, das zu tun. Eine in der Sauna eingeschlossene Person hätte keine Möglichkeit, die Temperatur herunterzudrehen oder um Hilfe zu rufen; es gab keine Regler in der Kabine. Und die Hitze in einer Sauna konnte tödlich sein. York und seine Frau hatten erst vor kurzem im Lokalfernsehen einen Bericht über eine Frau in Phoenix gesehen, die in ihrer
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