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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Balkon? Es hätte passiert sein können, als Sie und Ron letzte Nacht im Haus eingetroffen sind. Sie sagten jedoch, Sie seien nicht draußen gewesen. Und offenbar waren Sie lange Zeit überhaupt nicht in dem Haus gewesen – niemand hatte die Pflanzen gegossen. Dasselbe galt für etwaige Hausmeister. Der geheimnisvolle Mörder? Hätte er sich in einer belebten Straße die Füße auf der Matte abgetreten, um anschließend auf die Rückseite des Hauses zu gehen und mit Hilfe des Seils auf den Balkon zu steigen? Ergab keinen Sinn. Wie also«, wiederholte er dramatisch, »kam die Faser dort hin?
    Ich sage es Ihnen, Kitty: Sie selbst haben sie mit dem Schuh aufgenommen, als Sie vom Flughafen kamen. Und Sie haben sie auf dem Balkon zurückgelassen, als Sie heute früh hinausgingen, um Ron zu töten.«
    Sie blinzelte und schüttelte den Kopf, aber Rhyme sah ihrem gequälten Gesichtsausdruck an, dass seine Worte ziemlich ins Schwarze getroffen hatten. Sie hatte an beinahe alles gedacht. Aber wie Locard vielleicht gesagt hätte, beinahe alles ist nicht gut genug, wenn es um Beweismaterial geht.
    »Dann die anderen Hinweise auf dem Balkon. Das Anabolikum, der Gummiabrieb, die Baumwollfaser, Sand und Erde mit den Dieselspuren, die Haare. Ich vermutete, Sie selbst hatten sie deponiert, um die Geschichte von dem muskelbepackten Auftragskiller zu stützen. Aber bewiesen hat all das etwas anderes. Deshalb...«
    In diesem Augenblick erstarrte Kitty oder wie immer sie heißen mochte. »Gott, nein. Da ist er! Er wird...«
    Rhyme schwenkte in seinem Rollstuhl herum und sah einen grünen Jeep Cherokee auf sie zukommen und in zweiter Reihe nicht weit entfernt parken. Ein kräftig gebauter Mann mit Bürstenschnitt und konservativem Anzug stieg aus. Er klappte ein Handy zu und näherte sich der Gruppe.
    »Nein!«, schrie Kitty.
    »Captain«, sagte der Mann und nickte Rhyme zu. Der Kriminalist fand es amüsant, dass Jed Carter darauf bestand, ihn mit seinem Rang aus seiner Zeit beim NYPD anzusprechen.
    Carter war freiberuflich als Sicherheitsberater für Firmen tätig, die in Afrika und dem Nahen Osten Geschäfte machten. Rhyme hatte ihn bei diesem Waffenschieberfall in Brooklyn vor ein paar Monaten kennengelernt, als der frühere Söldner dem FBI und der New Yorker Polizei dabei geholfen hatte, den Kopf der Waffenschmuggler zu verhaften. Carter war ein humorloser und steifer Mensch – mit einer Vergangenheit, über die Rhyme lieber nicht zu viel wissen wollte -, aber sein Beitrag zur Festnahme des Täters war unschätzbar gewesen. (Er schien auch unbedingt für einige seiner eigenen früheren Missionen in der Dritten Welt Wiedergutmachung leisten zu wollen.)
    Carter schüttelte Sellitto die Hand, dann dem Leiter des Einsatzkommandos. Er nickte Amelia Sachs respektvoll zu.
    »Was ist hier los?«, stieß Kitty atemlos hervor.
    »Wie Lincoln sagte«, antwortete Sachs, »wir hatten Sie im Verdacht, aber Ihre Fingerabdrücke waren nirgendwo gespeichert.«
    »Was sich allerdings bald ändern wird«, bemerkte Sellitto fröhlich.
    »Wir hatten also nicht genügend Beweise, um einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen.«
    »Eine Faser allein reichte dafür nicht aus. Deshalb sicherte ich mir die Hilfe von Mr. Carter hier – und von Agent Norma Sedgwick.«
    Norma, vom Sicherheitsdienst des State Department, arbeitete regelmäßig mit Fred Dellray zusammen. Er hatte mit ihr Kontakt aufgenommen und erklärt, sie bräuchten jemanden, der Bodyguard spielte und ihnen half, einen scheinbaren Angriff zu inszenieren. Sie war einverstanden. Sie ließen die vorgetäuschte Attacke am Madison Square Park mit Hilfe eines Streifenbeamten über die Bühne gehen. Ihre Hoffnung war es, weitere Spuren wie die mutmaßlich auf dem Balkon gelegten zu finden. In diesem Fall mussten sie von Kitty stammen und würden beweisen, dass sie auf dem Balkon gewesen war, womit ein Durchsuchungsbefehl zu rechtfertigen gewesen wäre.
    Aber Rhymes Idee hatte nicht funktioniert. Sachs suchte die Stelle im Madison Square Park ab, wo Kitty gelegen hatte, ebenso den Lincoln innen und außen, aber sie fand weder etwas von dem deponierten Beweismaterial noch eine Spur, die sie mit der Tatwaffe in Verbindung brachte.
    Also hatten sie es noch einmal versucht. Rhyme war zu dem Schluss gekommen, dass sie ihre Koffer durchsuchen mussten. Sachs rief Norma wegen eines Ortungsgeräts an, das der vermeintliche Killer angebracht hatte. Während Norma so tat, als hätte sie unter dem Wagen eines

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