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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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in die Brüstung und warf das Seil hinunter. Anschließend kehrte sie zum Fenster zurück, schlug die Scheibe ein und schoss – sie traf Ron dreimal und feuerte die vierte und fünfte Kugel in ihr eigenes Kissen.
    Danach rief sie die Notrufnummer und meldete hysterisch den Überfall. Nachdem sie aufgelegt hatte, schraubte sie die Rückwand des Fernsehgeräts ab, legte Pistole, Schalldämpfer, Munition und Handschuhe hinein und ritzte sich mit der Nagelschere den Arm auf, um das Bruchstück einer Kugel in die Wunde zu rammen. Dann taumelte sie die Treppe hinab, um auf die Polizei zu warten. Rons Bruder und Schwägerin würden natürlich möglichst schnell kommen, und sie würde sie ebenfalls töten und es so aussehen lassen, als steckte derselbe Täter hinter den Morden.
    Alles perfekt geplant …
    Aber während ein Plan perfekt sein kann, ist es seine Ausführung natürlich nie.
    Ein echter Auftragskiller – der Kerl im Jeep – war aufgetaucht und hatte versucht, sie umzulegen. Du meine Güte.
    Sie konnte sich nur denken, dass einer ihrer Feinde – und davon waren im Lauf der Jahre einige zusammengekommen – sie in den Nachrichten erkannt hatte, trotz ihres veränderten Aussehens und obwohl sie es zu vermeiden suchte, in der Öffentlichkeit fotografiert zu werden.
    Oder das Ganze hatte gar nichts mit Priscilla Endicott zu tun; vielleicht verfolgte der Mann das Ziel, Mrs. Kitty Larkin zu töten. Vielleicht von einer früheren Geliebten Larkins angeheuert? Oder einer sitzen gelassenen Freundin?
    Sie lachte bitter über die Ironie. Nun beschützten Polizei und Außenministerium sie vor einem Killer – nur vor einem anderen, als sie glaubten.
    Priscilla wählte eine Nummer auf ihrem Handy (einem Hoteltelefon würde sie niemals trauen).
    »Ja?«, antwortete ein Mann.
    »Ich bin’s.«
    »Großer Gott, was ist da los? In den Nachrichten heißt es, jemand ist hinter Ihnen her?«
    »Nur die Ruhe.«
    »Wer zum Teufel ist er?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ich habe letztes Jahr im Kongo einen Auftrag erledigt, und eine der Zielpersonen ist davongekommen. Vielleicht ist er es.«
    »Dann hat er also nichts mit uns zu tun?«
    »Nein.«
    »Aber was unternehmen wir dagegen?«
    »Sie klingen, als hätten Sie Panik«, sagte Priscilla.
    »Natürlich hab ich die. Was...«
    »Holen Sie tief Luft.«
    »Was unternehmen wir?«, wiederholte er und klang noch panischer als zuvor.
    »Ich würde sagen, wir lachen herzhaft darüber.«
    Schweigen. Vielleicht hielt er sie für hysterisch. »Wie meinen Sie das?«, fragte er schließlich.
    »Unser größtes Problem bestand immer darin, der Polizei einen weiteren Verdächtigen zu liefern, jemand anderen als Sie und mich.«
    »Richtig.«
    »Tja, den haben wir jetzt. Peter und seine Frau werden in etwa einer Stunde in ihrem Stadthaus sein. Ich schleiche mich von da, wo ich jetzt bin, fort, töte sie und komme zurück, bevor mich jemand vermisst. Sie werden glauben, der Kerl in dem Jeep war es. Er ist nicht dumm. Wenn er hört, dass sie ihn wegen des Mordes suchen, macht er wahrscheinlich die Fliege. Mir passiert nichts, Ihnen passiert nichts.«
    Der Mann blieb eine Weile still. Dann lachte er kurz. »Könnte funktionieren«, sagte er.
    »Es wird funktionieren. Wie sieht es mit der zweiten Tranche aus?«
    »Ist auf Ihrem Konto.«
    »Gut. Ich werde nicht wieder anrufen. Verfolgen Sie einfach die Nachrichten. Ach ja, eins noch. Ich weiß nicht, ob es Sie stört... Anscheinend ist Peters Tochter gerade angekommen. Sie wird bei ihnen sein, wenn ich zu ihnen gehe.«
    Der Mann zögerte keine Sekunde mit seiner Antwort. »Und wo ist das Problem?«
    »Das bedeutet dann wohl, dass es keins gibt«, sagte Priscilla.
     
    Zwei Stunden später schlüpfte die Frau, unbemerkt vom Angestellten am Empfang, aus dem Hotel. Sie nahm ein Taxi zu einer Straßenecke zwei Blocks von Peter und Sandra Larkins Stadthaus entfernt und ging die restliche Strecke zu Fuß.
    Der Reichtum dieser besonderen Zielpersonen mit ihren Privathäusern in Manhattan war sehr hilfreich. Ungesehen in ein Gebäude mit Portier zu kommen konnte scheußlich vertrackt sein.
    Sie hielt vor dem Stadthaus und schaute in ihre Handtasche, um die Waffe zu überprüfen, die sie aus dem Fernseher in Ron Larkins Schlafzimmer geholt hatte, als sie vorhin zum Packen dort gewesen war.
    Nun stieg sie die Eingangstreppe hinauf und schaute die Straße hinauf und hinunter. Niemand zu sehen. Sie streifte Latexhandschuhe über und drückte auf den

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