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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe so schnell wie möglich zurück.«
    Eberhart unterbrach den Anruf und versuchte es noch einmal. Bei jedem seiner fünf Versuche meldete sich nur die geistesabwesende Stimme auf der Mailbox.
    York beschleunigte den Mercedes auf hundertsechzig.
    »Ist das nicht affengeil?«, rief er. »Ja, ja, ja!«
    »Was?«, rief Carole zurück. Das Donnern des Fahrtwinds und Robert Plants hohe Stimme ließen sie kein Wort verstehen.
    »Es ist phantastisch!«
    Aber sie antwortete nicht. Sie blickte mit gefurchter Stirn geradeaus. »Ich glaub, da vorn kommt eine Kurve.« Sie fügte noch etwas hinzu, das er nicht verstand.
    »Was?«
    »Ähm, vielleicht solltest du lieber bremsen.«
    »Das Baby hier schafft jede Kurve. Kein Problem.«
    »Schatz, bitte! Fahr langsamer!«
    »Ich weiß selbst, wie ich fahren muss.«
    Sie waren auf einer langen Geraden, kurz bevor diese steil abwärtsführte. Am Fuß der Gefällestrecke machte die Straße eine enge Kurve, um auf eine Brücke über ein tiefes Tal mit einem ausgetrockneten Flussbett einzufädeln.
    »Fahr langsamer, Schatz, bitte! Schau dir diese Kurve an!«
    Himmel, manchmal lohnte es sich einfach nicht, zu streiten. »Okay.«
    Er nahm den Fuß vom Gas.
    Und dann passierte es.
    Er hatte keine Ahnung, was eigentlich los war. Plötzlich befand er sich in einem riesigen Sandwirbel, als wäre der Wagen ins Zentrum eines Tornados geraten. Der Himmel war nicht mehr zu sehen. Carole schrie und griff ans Armaturenbrett. York hielt das Lenkrad mit aller Kraft umklammert und versuchte verzweifelt, die Straße auszumachen. Alles, was er sah, war Sand, der ihm schmerzhaft ins Gesicht peitschte.
    »Wir werden sterben, wir werden sterben«, heulte Carole.
    Dann ertönte von irgendwo über ihnen eine blecherne Stimme. »York, stoppen Sie sofort den Wagen! Stoppen Sie den Wagen!«
    Er blickte nach oben und sah den Polizeihubschrauber zehn Meter über seinem Kopf. Der Abwind seiner Rotorblätter war der Grund für den Sandsturm.
    »Wer ist das?«, schrie Carole. »Wer ist das?«
    »Ihre Bremsen werden versagen!«, fuhr die Stimme fort. »Fahren Sie nicht diesen Abhang hinunter!«
    »Der Hurensohn!«, schrie er. »Er hat sich an den Bremsen zu schaffen gemacht.«
    »Wer, Stephen? Was ist hier los?«
    Der Helikopter sauste voran zur Brücke und landete – vermutlich, damit die Bergungskräfte versuchen konnten, sie zu retten, falls der Wagen verunglückte oder über die Steilwand stürzte.
    Zu retten oder die Leichen zu bergen.
    Er hatte noch hundertvierzig Sachen drauf, als sie die Kuppe erreichten. Die Nase des Mercedes senkte sich, und er begann schneller zu werden.
    Er drückte aufs Bremspedal. Die Bremse schien zu greifen.
    Aber wenn er weiterfuhr und sie versagte, konnte er nirgendwohin ausweichen außer in die Felswand oder über die Klippe. Und die Kurve schaffte er höchstens mit sechzig. Da, wo sie jetzt waren, gab es wenigstens Sand bis über das Bankett hinaus.
    Stephen York umklammerte das Lenkrad fest und holte tief Luft.
    »Halt dich fest!«
    »Was hast du...?«
    Er steuerte von der Straße.
    Koffer, Wasser- und Bierdosen flogen vom Rücksitz, Carole schrie, und York bemühte sich mit aller Kraft, den Wagen auf Kurs zu halten, aber es war sinnlos. Die Reifen stellten sich quer, und der Wagen schlingerte führungslos durch den Sand. Sie verpassten knapp einen großen Felsblock und pflügten in die Wüste hinaus.
    Steine und Kiesel spritzten auf die Karosserie, zogen ein Netz feiner Risse über die Windschutzscheibe und prasselten auf Stoßstange und Motorhaube wie Schrotkugeln. Gestrüpp schlug den beiden Fahrzeuginsassen ins Gesicht. Der Wagen hüpfte, schaukelte und kippte. Zweimal hätten sie sich fast überschlagen.
    Sie wurden langsamer, aber immer noch sausten sie mit fast siebzig Stundenkilometern auf einen großen Felsblock zu. Inzwischen war der Sand allerdings so tief, dass überhaupt nicht mehr an ein Steuern zu denken war.
    »Mein Gott, mein Gott...«, schluchzte Carole und vergrub das Gesicht in den Händen.
    York trat mit dem linken Fuß voll auf die Bremse, legte den Automatikhebel auf Rückwärtsgang um und gab mit dem rechten Fuß Vollgas. Der Motor heulte auf, Sand schoss wie eine Fontäne in die Luft.
    Der Wagen kam zwei Meter vor dem Felsen zum Stehen.
    York legte den Kopf aufs Lenkrad. Sein Herz hämmerte wie wild, er war schweißgebadet. Und er war wütend. Warum hatten sie ihn nicht angerufen? Was sollte diese

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