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Gezinkt

Gezinkt

Titel: Gezinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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würde alle seine Pläne zunichtemachen.
    Er blieb so lange wie möglich am Fenster und hoffte, dass der Gartenpfleger auftauchte. Um acht Uhr konnte er jedoch nicht länger warten. Er musste in einer Viertelstunde in der Arbeit sein.
    Pullman duschte rasch und taumelte auf den Parkplatz hinaus. Der Kopf tat ihm weh vom Schlafmangel, und seine Augen brannten im grellen Sonnenlicht. Er wollte gerade in seinen verbeulten Saturn steigen, als ein Pick-up von Pacific Landscaping Services auf den Parkplatz fuhr.
    Pullman hielt den Atem an.
    Ja, es war der Spanner! Er stieg aus, packte seine Geräte und eine Kühltasche für Getränke zusammen und marschierte in Richtung Hof. Pullman ging hinter seinem Wagen in Deckung. Der Voyeur schlüpfte in dieselben Büsche, in denen er gestern gestanden hatte, und begann eine Hecke zu schneiden, die bereits perfekt gestutzt war. Seine hungrigen Augen verschwendeten keinen Blick auf die Schere, sondern waren auf Tammys Schlafzimmerfenster gerichtet.
    Pullman eilte zurück in seine Wohnung, auf dem Fußweg hinten um das Gebäude herum, damit ihn der Spanner nicht sah. Er sollte eigentlich den Buchladen aufmachen, aber er würde sich diese Chance nicht entgehen lassen. Er holte sein Handy hervor und rief die Personalchefin der Ladenkette an. Mit vorgetäuscht heiserer Stimme erzählte er ihr, er sei krank und könne nicht kommen.
    »Oh«, sagte sie unsicher. Pullman fiel ein, dass sein Stellvertreter heute in Urlaub ging, was bedeutete, dass die Frau enorme Schwierigkeiten haben würde, jemanden zu finden, der den Laden aufsperren konnte. Pullman hustete heftig, aber die Personalchefin äußerte kein Mitgefühl. »Sagen Sie Bescheid, ob Sie morgen wiederkommen«, sagte sie kühl. »Und melden Sie sich das nächste Mal ein bisschen früher.«
    »Ich...«
    Klick.
    Pullman zuckte die Achseln. Er hatte sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Auf dem Weg zu seiner Wohnung ging er ein paar von den Ideen durch, die ihm letzte Nacht eingefallen waren, als er wach im Bett lag.
    » Hallo, Sie kennen mich nicht, aber ich wohne gegenüber. Ich dachte, Sie sollten wissen...«
    Oder: » Hallo, ich bin Ihr Nachbar. Ich glaub, wir sind uns noch nie begegnet. Ich will Sie nicht beunruhigen, aber im Gebüsch dort sitzt ein Mann, der Sie seit zwei Tagen beobachtet.«
    Nein, zwei Tage durfte er nicht sagen. Sie würde sich fragen, wieso er nicht früher etwas gesagt hatte.
    »Hören Sie, Miss, Sie kennen mich nicht, aber schauen Sie sich nicht um. In den Büschen dort drüben auf der anderen Seite des Wegs ist ein Mann. Er schaut mit einem Fernglas in Ihre Wohnung. Ich glaube, er ist ein Stalker oder so etwas.«
    Doch nach einigem inneren Ringen entschied er sich gegen alle diese Vorgehensweisen. Es könnte sein, dass sie einfach sagte: »Oh, danke«, ihm die Tür vor der Nase zuschlug und die Polizei rief.
    Ende der Geschichte.
    Nein, er musste etwas Dramatisches tun – etwas, das eine Frau beeindrucken würde, die so gewandt, lässig und, nun ja, schwer zu beeindrucken war wie Tammy Hudson.
    Pullman blickte mit zusammengekniffenen Augen in den Hof und sah, dass der Voyeur näher an ihre Wohnung gerückt war, den Blick immer noch wie besessen auf ihr Fenster gerichtet. Das Sonnenlicht wurde von den Schneiden der Schere reflektiert, die ein unheilvolles schnipp, schnipp von sich gab. Das Werkzeug war lang und schien gut geschliffen zu sein. Er fragte sich, ob seine frühere Einschätzung falsch gewesen war. Vielleicht war der Kerl doch gefährlich.
    Und das brachte ihn endlich auf eine Idee, wie er am besten eine Begegnung mit der schönen Bewohnerin von 10B inszenierte.
    Pullman stand auf, ging zu seinem Schrank und fand nach einigem Wühlen seinen alten Baseballschläger. Er hatte sich nie viel aus Sport gemacht, aber er hatte einen Schläger und einen Handschuh gekauft, als er im Buchladen anfing und hörte, dass sie dort ein Team hatten. Er hielt es für eine gute Möglichkeit, ein paar von den weiblichen Angestellten kennenzulernen. Wie sich herausstellte, spielten aber nur Männer, und er war bald wieder aus dem Team ausgestiegen.
    Ein Blick nach draußen – keine Spur von Tammy, aber der Voyeur war noch da und schnippelte eifrig mit seiner Schere.
    Schnipp, schnipp ...
    Pullman packte den Schläger, schlich die Treppe hinunter zum Gehweg und rückte leise in den Schatten der Bäume hinter dem Stalker vor.
    Sein Plan sah vor, dass er wartete, bis Tammy das Haus verließ, um wie üblich irgendwo

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