Gezinkt
vorzusprechen. Sobald sie an dem Voyeur vorbeiging, würde Pullman auf den Mann zulaufen, den Schläger schwingen und ihr zurufen, sie solle die Polizei verständigen, dieser Mann verfolge sie.
Er würde den Kerl zwingen, sich auf den Bauch zu legen, bis die Polizei eintraf; er und Tammy würden gut zehn Minuten Zeit haben, sich zu unterhalten.
Nein, nein, das war doch nicht der Rede wert... Ich heiße übrigens Rodney Pullman. Und Sie sind?... Freut mich, Sie kennenzulernen, Tammy... Nein, wirklich, ich habe nur getan, was ein guter Bürger tut... Na gut, wissen Sie was, wenn Sie mich wirklich belohnen wollen, dann erlauben Sie mir, dass ich Sie zum Essen ausführe.
Er wischte sich die schwitzende Hand an der Hose ab und fasste den Griff des Schlägers fester.
Sicher, Samstag würde mir passen. Vielleicht ...
Seine Phantasien wurden unterbrochen, als Tammys Haustür aufging.
Sie trat ins Freie und zog sich die teure Sonnenbrille über die Augen. Ihr schwarzes Haar zierte heute ein leuchtend rotes Band, das zu ihrem Finger- und Zehennagellack passte. Sie hatte die blaue Handtasche über der Schulter und ihre Mappe unter dem Arm. Sie bog auf den Gehweg ein.
Der Voyeur nahm eine gespannte Haltung an. Das Schnippeln hörte auf.
Pullman packte den Schläger fester. Er holte tief Luft, sagte sich seinen Text noch einmal vor.
Auf die Plätze, fertig …
Aber dann machte der Voyeur einen Schritt zurück. Er legte die Heckenschere nieder und begann an der Vorderseite seines Overalls herumzufummeln.
Was...?
Du lieber Himmel, er öffnete den Reißverschluss und langte hinein.
Er will sie tatsächlich vergewaltigen!
»Nein!«, rief Pullman und rannte, den Baseballschläger über dem Kopf schwingend, los.
»Hey!« Der Vergewaltiger blinzelte erschrocken, taumelte rückwärts und fiel über einen niedrigen Lattenzaun, der um ein Mulchbeet gezogen worden war. Er schlug hart auf, schrie vor Schmerz und keuchte, weil ihm die Luft wegblieb.
Tammy blieb stehen, drehte sich zu dem Radau um, runzelte die Stirn.
»Rufen Sie die Polizei!«, rief ihr Pullman zu. »Dieser Kerl hier hat Sie beobachtet. Er ist ein Vergewaltiger!« Er wandte sich wieder dem blonden Mann zu und schwang den Schläger. »Keine Bewegung, sonst...«
Was er noch sagen wollte, ging im ohrenbetäubenden Knallen von Schüssen unter, die direkt hinter ihm abgegeben wurden.
Pullman heulte vor Schreck und fiel auf die Knie, während die Kugeln in Kopf und Hals des Spanners drangen und einen blutigen Dunst um ihn erzeugten. Ein kurzes Beben durchlief den Mann, dann sank er tot zu Boden.
»Großer Gott!«, flüsterte Pullman entsetzt und stand langsam auf. Er drehte sich zu Tammy um und sah sie voller Staunen eine große schwarze Pistole in der Hand halten, die sie aus ihrer Lederhandtasche gezogen hatte. Sie ging in die Hocke und blickte um sich wie ein Soldat in einem Hinterhalt.
Sie lernte also nicht nur Karate, um sich zu verteidigen, sie war auch berechtigt, eine Waffe zu tragen. Nun, viele Frauen in L. A. besaßen eine, hatte er gehört. Andererseits war sich Pullman nicht sicher, ob man einfach einen Mann erschießen durfte, der, ohne Schaden anrichten zu können, auf dem Boden lag, wenn er einen im Grunde nicht angegriffen hatte.
»Hey, du«, sagte Tammy und trat näher.
Pullman drehte sich um. Er erhaschte einen guten Blick auf die wunderbaren blauen Augen der Frau und auf ihre Diamantohrringe, die in der Sonne funkelten, und er roch ein blumiges Parfum, vermischt mit dem scharfen Feuerwerksgeruch des Pulverdampfs von der Waffe.
»Ich?«, fragte er.
»Ja, hier.« Sie gab ihm ihre Bewerbungsmappe.
»Die ist für mich?«
Aber sie antwortete nicht. Sie drehte sich um und spurtete in die Gasse hinter der Wohnanlage, ein Blitz lebhafter Farben, der einen Augenblick später verschwunden war.
Während Pullman verwirrt auf ihre Mappe blickte, hörte er hinter sich Füße trampeln, und im nächsten Moment wurde er von einem Dutzend kräftiger Hände gepackt. Und ehe er wusste, wie ihm geschah, knallte er mit dem Gesicht voran in ein Stück extrem gut gepflegten Rasens.
Tammy Hudson war, wie Rodney Pullman von seinem Anwalt erfuhr, einer der erfolgreichsten und am schwersten zu fassenden Drogenhändler Südkaliforniens.
Wie es aussah, war sie im letzten Jahr für die Einfuhr Tausender Pfund hochwertigen Kokains aus Mexiko verantwortlich gewesen. (Daher ihre häufigen Reisen über die Grenze.) Da sie einen zerbeulten alten Sportwagen fuhr und
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